Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2585 - Der Tanz der Vatrox

2585 - Der Tanz der Vatrox

Titel: 2585 - Der Tanz der Vatrox Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Borsch
Vom Netzwerk:
bestätigte lediglich Vastrears Beobachtung. »Wer hat jemals behauptet, dass das Dasein nur aus Glück besteht?«
    »Wer behauptet, dass man das Glück, das einem vergönnt ist, leichtfertig wegwerfen soll?«, hielt er entgegen.
    Equarma schwieg. Sie verschränkte wieder die Arme vor der Brust, trotzig. Sie wollte nicht hören, was er sagte. Aber sie schickte ihn auch nicht weg. Er hatte den Panzer erschüttert, den sie um sich gelegt hatte. Es war ein winziger Riss - und damit die Chance, ihn ganz aufzubrechen.
    »Du musst hier sein?«, fragte er. »Wieso?«
    »Das brauchst du nicht zu wissen.«
    »Aber ich will es wissen.«
    »Ich darf es dir nicht sagen. Dazu habe ich kein Recht.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil ich dein Glück zerstören würde. Für immer.«
    »Du bist mein Glück. Sag mir, weshalb du hier bist!«
    Sie musterte ihn schweigend, dachte nach. Vastrear versuchte in ihren flammenden Augen zu lesen. Die Wut war erkaltet, aber an ihre Stelle schien ein anderes Gefühl getreten zu sein: Sorge.
    Was für ein Geheimnis trug sie mit sich herum?
    »Also gut«, sagte Equarma schließlich. »Du sollst die Wahrheit erfahren. Ich führe auf Hibernation-5 meine Forschungen fort, die ich auf Tamontain begonnen habe.«
    »Die Klone?« Vastrear deutete auf den treibenden Körper im Zuchttank.
    »Ja, die Klone. Sie scheinen perfekt. Aber tatsächlich gibt es noch viele ungelöste Probleme mit ihnen. Nahezu jede fünfzigste Wiedergeburt scheitert, da das Vamu nicht an dem Körper haften will. Wieso, ist ungeklärt.«
    »Deshalb bist du nach Hibernation-5 gekommen?«
    »Nein. Bei der Arbeit bin ich auf ein anderes, weit gravierenderes Problem gestoßen. Vastrear, ich will dich etwas fragen: Wann hast du zum letzten Mal ein Kind gesehen?«
    Der Vatrox überlegte. »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, auf dem Polyport-Hof HERTEAK.«
    »Das war vor wie vielen Leben? Sechs?«
    »Acht. Aber das hat nichts zu sagen. Ich verbringe meine Leben draußen zwischen den Sternen, auf Schlachtlichtern. Auf Kampfschiffen gibt es keine Kinder.«
    »Auf Polyport-Höfen, auf den Welten, auf denen ihr Halt macht, sollte es sie hingegen geben. Aber es gibt sie nicht. Sieh dich hier auf der Oberfläche um. Du wirst kaum ein Kind finden. Und weißt du, wieso?«
    Sie klopfte hart gegen die Scheibe des Zuchttanks, wühlte die Nährflüssigkeit auf. Für kurze Zeit war der Blick auf den Klon frei. Es war ein männlicher Vatrox.
    »Unsere Klone sind unfruchtbar. Genauer gesagt: die männlichen Klone. Weißt du, was das bedeutet? Wir können niemals Kinder miteinander haben.«
    Der Vatrox schwieg. Ihm fiel keine Entgegnung ein. Equarma hatte nie von Kindern gesprochen. Und er ... er hatte nicht einmal an sie gedacht. In die Welt, in der er gehörte, gehörten keine Kinder. Und Equarma war eigentlich zu klug, als dass ihr das hätte entgehen können.
    Wieso also plötzlich diese Eröffnung? Wieso diese Flucht - Flucht war der einzig treffende Begriff - von Tamontain?
    »Ich erwarte keine Antwort von dir«, sagte Equarma. »Wir beide sind nur ein Beispiel. Aber wir sind typisch. Niemand hat mehr Kinder. Stell dir vor, was das für unser Volk bedeutet!«
    »Was soll es schon bedeuten?« Vastrear war nicht nach Hibernation-5 gekommen, um über gesellschaftliche Probleme zu diskutieren, er war gekommen, um Equarma zurückzugewinnen. »Wir Vatrox werden deshalb nicht untergehen. Wir haben unendlich viele Leben!«
    »Das mag gelten ... für den Augenblick. Aber nicht jede Wiedergeburt glückt. Wir schwinden dahin! Allmählich, sodass niemand davon Notiz nimmt. Aber ich will nicht wegsehen - deshalb bin ich hier!«
    Die Muster auf Equarmas Haut flammten auf, als sie es sagte. Sie war wieder die Frau, die Vastrear liebte. Eigenwillig, unbeirrbar - und unendlich stark.
    Vastrear ging zu ihr. »Und deshalb glaubst du, dass du dich vor mir verstecken musst?« Er streckte die Arme nach ihr aus, zog sie an sich.
    War da ein Zögern?
    Es war ihm gleich. Es würde vergehen. Er würde es vergessen. Die Dinge würden wieder sein, wie sie einst gewesen waren.
    Als wäre nie etwas geschehen.
    Es war geschehen, was geschehen war.
    Vastrear suchte das Vergessen weit draußen. Er, der Frequenzfolger, verrichtete das Werk der Frequenz-Monarchie. Vastrear zweifelte nicht an der Richtigkeit seines Einsatzes.
    Wie alle anderen Völker hatten die Vatrox das Recht zu existieren. Wie alle anderen Völker taten die Vatrox alles, was in ihrer Macht stand, um zu überleben.
    Doch

Weitere Kostenlose Bücher