259 - Die Stunde der Wahrheit
beiden verwachsenen Hydriten, die mit der Qualle am Ausgang der Stadt über dem Park warteten, kamen nun herunter. Hak'don zwang sich, sich auf sein Gegenüber zu konzentrieren. Nur hier konnte er vielleicht mit etwas Glück noch Rettung erlangen. Er starrte Vogler eindringlich an.
»Sag ihnen, dass sie mich durchlassen sollen, Vogler! Oder ich bringe Dra'nis um!«
Er sah das Entsetzen in Voglers Augen. Aber er sah auch die Wut in den Blicken der Verwachsenen. Sie würden ihn nicht gehen lassen. Ganz gleich, was der Marsianer forderte. Die Bewohner von Gilam'esh'gad waren zum wilden Mob geworden, der ihn tot sehen wollte.
Hak'don war ein Krieger. Er kämpfte bis zum Letzten, aber er wusste auch, wann eine Schlacht verloren war. Er konnte es nicht mit all diesen Hydriten aufnehmen. Nicht in diesem Körper und seiner miserablen Bewaffnung.
Schwarze Wut erfüllte ihn. In seine Augen trat eine Entschlossenheit, von der er hoffte, dass sie Vogler und die anderen Verfolger beeindruckte. Er würde sich umbringen. Er war gescheitert. Lieber tot, als in den Händen seiner Feinde!
Langsam ließ er das Messer über seinen Hals wandern, die Brust hinunter, um es sich von unten in sein Herz stoßen zu können.
»Warte!«, klackerte Vogler entsetzt.
»Es ist zu spät. Ihr bekommt mich nicht!«
***
Vogler erkannte entsetzt, was Hak'don vorhatte. Er sah Dra'nis' verzweifelten Blick und die grimmige Miene von Quart'ol. Was sollte er tun? Er konnte Hak'don nicht entkommen lassen. Andererseits wollte er auch Dra'nis nicht enttäuschen. Der Junge war kein Quan'rill. Ein Körpertausch mit einem geistlosen Klonkörper konnte ihn wahnsinnig machen. Sollte er für immer im Körper Einauges gefangen bleiben?
»Bitte, Hak'don«, klackerte der Baumsprecher so ruhig es ihm möglich war. »Lass uns reden. Vielleicht können wir verhandeln.«
Die Spitze des Messers lag auf Hak'dons Bauch unterhalb des Herzens. Der kleine Hydrit sah ihn aus boshaften Augen an. Sein Blick war hasserfüllt. »Gewährt mir freien Abzug! Dann verschone ich diesen Körper!«
»Das ist unmöglich, und das weißt du! Aber wir können über dich verhandeln. Wir werden dich gefangen nehmen und dir nichts tun. Ich sorge dafür, dass du gut behandelt und von euren offiziellen Stellen verurteilt wirst, nicht von Pozai'don und den Stadtbewohnern!«
»Glaubst du, das ist für mich ein Trost?« Hak'dons Augen waren plötzlich gar nicht mehr hasserfüllt. Der Hydrit war von Stolz durchdrungen. »Ich weiß, wann ich verloren habe, Marsianer! Aber du sollst nie vergessen, dass es mich gab! Mein Körper soll dich jeden Tag daran erinnern!«
Er holte mit dem Messer aus.
Vogler schrie in seinem Helm auf! Dra'nis schluchzte neben ihm und verbarg das Gesicht hilflos in den Händen.
Da sah Vogler in Hak'dons Rücken eine grüne Wolke durch das Wasser rasen! Pozai'don war hinter ihm aufgetaucht. Er hielt Voglers Pflanzenwaffe in der Hand. Aus einer Distanz von gut zwei Schwimmzügen hatte er sie abgefeuert.
Die Giftwolke traf Hak'don voll.
Der Hydrit klackerte und tobte, als er seine Glieder plötzlich nicht mehr bewegen konnte. Das Messer löste sich aus seinen Fingern und trudelte dem Grund entgegen.
Vogler wartete nicht länger. Er schwamm vor und umklammerte Dra'nis' Körper mit beiden Armen. Dabei geriet auch er in die hellgrüne Wolke, die den kleinen Hydriten umgab, doch wie in der Höhle wenige Stunden zuvor schützte ihn sein bionetischer Anzug. Er spürte, wie Hak'don sich unter seinem Griff versteifte.
Dra'nis jubelte laut.
Die anderen Verwachsenen kamen ebenfalls heran, blieben aber ein Stück außerhalb der hellgrünen Wolke. Sie sahen fasziniert zu, wie sich das Gift im Wasser verteilte und farblos wurde.
Auch Quart'ol schwamm näher heran, seinen Blitzstab kampfbereit erhoben. Ner'je folgte ihm dichtauf.
Pozai'don fuhr mit der schuppigen Hand über den Lauf von Voglers Pflanzenwaffe. »Ich könnte mich direkt daran gewöhnen«, klackerte er.
Vogler wich ein Stück von Hak'don zurück, als er das Erkennen in den Augen seines Feindes sah. Der Hydrit konnte sich nicht rühren, doch er hörte und sah, was um ihn herum vorging.
Die Hydritin des Städtebundes baute sich vor dem Mitglied des Geheimbundes auf und stemmte die Hände in die Hüften. Ihre klackernde Stimme zitterte vor Zorn. »Eure Verbrechen bedeuten das Ende des Bundes! Dafür werde ich persönlich sorgen!«
Vogler schwamm zu Dra'nis, der sich an ihn drückte. Er sah den Hass in Hak'dons
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