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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Sprengung nicht auslösen.«
    Der einäugige Hydrit hob schüchtern die Hand. »Ich mag auch meinen Körper zurück, wenn das geht.«
    Voglers Hände lagen schon seit längerem beruhigend auf seinen Schultern. »Das wird sicher gehen. Wir holen dir deinen Körper, Dra'nis. Du bist sehr tapfer. Halt noch eine kleine Weile durch.«
    Clarice fragte sich, was Vogler tun würde, wenn sie scheiterten. Würde er sich dann genauso verabscheuenswürdig fühlen wie sie sich noch vor wenigen Minuten?
    Quart'ol wandte sich an Pozai'don. »Ich schlage vor, wir suchen Hak'don in der neuen Bibliothek und setzen ihn fest. Du veranlasst währenddessen alles für eine schnelle Evakuierung der Stadt, damit die Bewohner nicht zu Schaden kommen, sollten wir scheitern. Und du musst Dra'nis' Familie informieren. Sicher suchen sie den Jungen schon.«
    Pozai'dons Flossenkamm schwoll an und wurde dunkler. »Einverstanden. Ich werde zu euch stoßen, sobald ich alles veranlasst habe.« Er wandte sich wieder der Funkanlage zu, um erneut die Stadtzentrale zu informieren.
    »Dann auf zur Bibliothek.« Clarice griff nach ihrem Taucheranzug.
    Yann tat es ihr nach. »Ich komme auch mit! Ich lasse mir doch nicht von irgendwelchen dahergelaufenen Hydriten meine Heilung verderben!« Der Seher sah zornig aus.
    Vogler hob seinen Helm von einer Arbeitsfläche am Eingang des Labors.
    Quart'ol murmelte einen Satz, der Clarice verwirrte, aber sie folgte dem Hydriten ohne nachzufragen: »Lasst uns Orks jagen.«
    ***
    Quart'ol sah angespannt durch das hell erleuchtete blaugrüne Wasser. Er war mit Ner'je und Bel'ar bei der Gruppe, die sich der Bibliothek von der Oberseite her nähern sollte. Sie hatten entschieden, das Gebäude einzukreisen, damit Hak'don ihnen nicht entkommen konnte. Wenn er noch darin war, würden sie ihn stellen!
    Dass der Bund so weit geht! Obwohl Quart'ol es befürchtet hatte, traf ihn die Realität wie die Entladung eines Blitzstabs. Hoffentlich war er noch rechtzeitig zurückgekommen. Um keinen Preis wollte er zulassen, dass die Stadt, die sich für ihn inzwischen wie eine zweite Heimat anfühlte, vernichtet wurde.
    »Wissenschaftler Quart'ol«, klackerte die Stadträtin Ner'je förmlich. »Ich habe da noch eine Frage bezüglich der vermissten Personen. Diese E'fah und dieser… nun ja… Gilam'esh…«
    Bel'ar sah hastig zu ihm herüber. Er hatte Ner'je noch nicht mitgeteilt, dass Gilam'esh in der Stadt war. Nicht etwa, weil er ein Geheimnistuer war. Er hatte gehofft, die Begegnung mit dem Prophet selbst hätte eine stärkere Wirkung auf die Stadträtin, als dass er ihr schon vorab von ihm erzählte.
    »Was für eine Frage habt Ihr, Ratsherrin Ner'je?« Quart'ol schwamm angespannt voran.
    »Nun…« Die Stadträtin zog an ihrem War'tek, einem dünnen schalartigen Pflanzenzopf, der dekorativ um Arme, Schultern und Nacken gelegt wurde und derzeit zur gängigen Mode in Hykton gehörte. Einfache weiße Muschelhälften zierten das Band an mehreren Stellen. »Ich halte es für ausgesprochen ungewöhnlich, einen Hydriten nach dem Propheten Gilam'esh zu nennen. Und dann wundert es mich, dass der Gilam'esh-Bund genau diesen Hydriten entführt.«
    Quart'ol zollte Ner'je im Stillen Respekt dafür, dass sie mit ihren Fragen bis jetzt gewartet hatte. Im überfüllten Labor, als alles drunter und drüber ging, hatte sie sich zurückgehalten. Mit eiserner Selbstbeherrschung hatte sie abgewartet und sich ein Bild der Lage gemacht. Auch dass man ihr nicht - wie in anderen Städten - einen rühmlicheren Empfang bereitet hatte, schien sie nicht zu stören. Sie schien die Notlage der Stadt zu begreifen.
    »Ich… Ich schulde Euch tatsächlich eine Erklärung, Stadträtin, aber ich weiß nicht…«
    »Er ist Gilam'esh!« platzte Bel'ar heraus. »Es ist der Geist Gilam'eshs, der durch seine Quan'rill-Gabe die Zeiten überdauert hat.«
    Unter ihnen kam das neue Bibliotheksgebäude in Sicht. Eine hohe, in sich gewendete Muschel, die sich in Richtung der leuchtenden Decke empor schraubte. Das Gebäude war strahlend weiß. Es lag leicht versetzt unter der Stadtzentrale - einem großen, an der Decke befestigten bionetischen Bau von diskusartiger Form.
    »Das…« Ner'je verstummte. »Verzeiht, aber…«
    »Ihr könnt es nicht glauben«, klackerte Quart'ol. »Es ist zu unfassbar. Genau deshalb wollte ich, dass Ihr den Propheten erst selbst kennen lernt. Leider haben wir jetzt keine Zeit dafür. Ich kann Euch nur bitten, uns weiterhin zu vertrauen.«
    Sie schwammen

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