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259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Augen. Die Wut über seine Niederlage. Erleichterung durchflutete Vogler. Es war alles gut gegangen. Seine Hände fuhren beruhigend über Dra'nis' Schultern. Der Junge zitterte stark.
    »Quart'ol! Wächter!« Ner'je sah sich um. Ihre Stimme war befehlsgewohnt. »Lasst uns den Körpertausch sofort einleiten! Damit dieser Abschaum hier nie mehr die Gelegenheit bekommt, dem Körper des Jungen zu schaden!«
    Vogler sah fasziniert zu, wie die drei Quan'rill einander an den Händen nahmen. Ner'je sah zu ihm und Dra'nis hinüber.
    »Komm her, Junge«, sagte sie sanft. »Es wird dir nichts passieren.«
    Dra'nis ließ Voglers Hand nicht los. Der Scheitelkamm des blauschuppigen Hydriten verfärbte sieh ein wenig dunkler. Seine Angst war deutlich zu sehen. »Darf Vog'ler bei mir sein?«
    Ner'je machte eine gutmütige Geste mit der Flossenhand. »Einverstanden. Du kannst an dem Ritual teilnehmen, Marsianer. Aber störe es nicht.«
    Vogler nickte. Er schwamm mit Dra'nis heran und hielt die Hand des Jungen. Die drei Hydriten bildeten einen engen Kreis mit ihnen. Auch den paralysierten Kinderkörper reihten sie ein. Vogler schloss die Augen. Er spürte die Kraft, die von den Gedanken der Quan'rill ausging. In seinem Kopf formten sich unter ihrer Berührung Bilder.
    Er sah den Mars vor sich. Den Wald. Roch den süßen Duft von Pflanzen und Gräsern. Den Geruch der Erde. Er spürte, wie Dra'nis' Geist leicht wurde wie eine Feder. Er hätte nicht begründen können, wie das möglich war. Vielleicht bildete er es sich auch nur ein, doch ihm war, als könne er Dra'nis' Essenz vor seinen geschlossenen Augen sehen: ein hell schimmerndes Grün, das vom Körper Hak'dons hinüber floss in den kleineren Körper. Hak'dons Geist dagegen war ein pulsierendes Rotbraun. Die farbliche Essenz zuckte und waberte, ganz so, als würde der Hydrit sich heftig wehren. Und es sah es so aus, als würde der Geist den Kampf gewinnen!
    Deutlich spürte Vogler die Anstrengung der drei Quan'rill, als sie Hak'dons Bewusstsein unter ihre Kontrolle zwingen wollten - und es nicht schafften! Offenbar war ihre gemeinsame Macht nicht stark genug.
    Vogler handelte rein instinktiv. Sein Geist, angefüllt mit den Erinnerungen an den Mars, schwang mit einem Mal auf einer Wellenlänge mit dem der drei Hydriten. Wie von selbst gliederte er sich ein und packte mit an. Die rotbraune Essenz wurde aus Dra'nis' Körper gezogen und in den Einäugigen gezwungen.
    Dann endete die Verbindung. Vogler fühlte sich seltsam leer und verlassen. Als habe er etwas Wundervolles verloren.
    Der Baumsprecher öffnete die Augen. Ner'je, Quart'ol und Pozai'don starrten ihn ungläubig an. Dann richtete Quart'ol den Blitzstab auf Hak'dons Körper. »Gib mir einen Grund zu schießen!«, klackte er grimmig.
    Der Hydrit sah ihn verächtlich an. »Ihr werdet alle sterben! Diese Stadt wird untergehen! Skorm'ak wird euch vernichten!«
    Ner'jes Stimme war kalt wie Eiswasser. »Euer Treiben hat ein Ende! Der Städtebund wird niemals gutheißen, was ihr getan habt!«
    Hak'don sah sie stolz an. »Es müssen Opfer gebracht werden! Die Wahrheit…«
    »Schweig!«, fuhr Ner'je ihn an. »Ich will eure Lügen nicht hören, Dritter des Bundes!«
    Der Hydrit spannte sich an. Er stieß vor, um die Stadträtin zu packen.
    Quart'ol drückte ab. Ein Blitz schoss durch das Wasser. Hak'don zuckte und trieb dann betäubt im Wasser. Zufriedenes Klackern kam aus den Reihen der Verwachsenen. Zwei von ihnen schwammen vor, um sich des Bewusstlosen anzunehmen.
    Vogler bückte sich zu Dra'nis hinunter, der nun wieder in seinem eigenen, aber noch immer paralysierten Körper war. Seine kleinen Augen strahlten.
    »Clarice?« Vogler wandte sich fragend an die Wissenschaftlerin. »Hast du zufällig das Mittel bei dir, das die Wirkung des Giftes aufhebt?«
    Die Marsianerin verneinte. »Bedaure, aber das trage ich nicht ständig bei mir.«
    Pozai'don wies auf die wartende Qualle. »Ger'tak und Mer'jen können sicher helfen. In jeder Rettungsqualle befindet sich eine Notausrüstung. Glaubt ihr, dass ein normales Stärkungsmittel helfen kann?«
    Vogler nickte. »Es wird die Regeneration zumindest unterstützen. Probieren wir es aus.«
    Während der Wächter zur Qualle schwamm, wandte sich Quart'ol an Vogler. »Vorhin, bei der Vereinigung…«, begann er, dann zuckte er verlegen mit den Schultern. »Ich weiß, es ist eigentlich unmöglich, aber du hast uns mit deinen eigenen Kräften unterstützt. Es fühlte sich an wie ein weiterer

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