Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
259 - Die Stunde der Wahrheit

259 - Die Stunde der Wahrheit

Titel: 259 - Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
Vom Netzwerk:
auf die oberen Klarflächen des Gebäudes zu - bionetische Fenster, die leere Räume ohne Datenkristalle zeigten. Die vielen Gewächse an den Wänden waren noch nicht mit Kristallen bestückt.
    Ner'je straffte ihre schmalen Schultern. »Nun gut. Wir werden später reden. Kümmern wir uns zuerst um das Notwendige.«
    Quart'ol sah erleichtert zu Bel'ar. Er hatte gefürchtet, dass Ner'je unverständiger reagierte. Einmal mehr dankte er dem Schicksal, dass er Bel'ar in Hykton gefunden hatte. Mit ihrer Hilfe konnte er für sich und Gilam'esh viel erreichen.
    Aber jetzt durfte er nicht in der Zukunft schwelgen. Die Gegenwart wartete nicht. Mit einem heftigen Schwimmstoß stieß der Wissenschaftler auf das Gebäude hinab. Bel'ar und Ner'je folgten ihm.
    ***
    Hak'don hatte zwei Säcke mit Kristallen gefüllt. Wie er es erhofft hatte, war kein einziger Verwachsener in der Bibliothek gewesen. Anscheinend war es für die Stadtbewohner Herausforderung genug, die Stadtzentrale und weitere öffentliche Stellen zu besetzen. Hak'don wusste aus Dra'nis' Erinnerungen, dass es insgesamt nicht mehr als zweihundert Verwachsene in der Stadt gab.
    Der kleine Hydrit schulterte die beiden schweren Säcke. Er klackerte fluchend. Dieser Körper war schwächlich. Ein wahres Hindernis. Es würde anstrengend werden, mit seiner wertvollen Fracht zur Wasseraustauschröhre zu kommen.
    Aber es hat sich gelohnt. Der Dritte des Gilam'esh-Bundes war hoch zufrieden mit seiner Beute. Ob Medizin oder Gebäudewachstumsbeschleunigung, das Wissen über seltene Pflanzen und geheimnisvolle Apparaturen: Er hatte wahre Schätze geborgen. Keine literarischen Aufzeichnungen über irgendwelche Hydrit-Monarchen in Reimform, wie beim letzten Mal.
    Zufrieden schwamm er zum Ausgang der Bibliothek. Als an einer der Fensterflächen vorbei kam, sah er drei Hydriten, gefolgt von weiteren Schwimmern. Sie näherten sich rasch dem Gebäude. Besucher? So viele auf einmal? Er musste sich beeilen. Hastig schwamm er zum unteren Ausgang. Er verließ das Gebäude und drückte sich in seinem Schatten an die bionetische Wand. Vorsichtig sah er zur Seite - und erschrak.
    Dort schwammen weitere Hydriten heran; ein ganzer Pulk Verwachsener! Sie fächerten auf und riefen einander irgendetwas zu. Noch waren sie zu weit entfernt, um es zu verstehen. Sie alle trugen archaische Rüstungen. Brustpanzer, Schulterschutz, Arm- und Beinschienen.
    Verdammt, das sind keine Lesequallen! Das sind Krieger! Oder zumindest verflucht wütende Stadtbewohner!
    Im Näherkommen erkannte er ihre Gesichter: Zorn und Wut waren darauf zu sehen. Mordlust glitzerte in den kalten Fischaugen. Kein Zweifel: Sie waren nicht zufällig hier. Sie suchten nach ihm!
    Hak'don floh in das Gebäude zurück.
    Es gab noch einen oberen Ausgang, einen Fluchtweg, den er zuvor ausgespäht hatte und nun benutzen wollte. Als er am Fenster vorbei kraulte, sah er über zwanzig der verwachsenen Hydriten. Sie kamen vom Grund her, aus den Prachtalleen und Gassen.
    Fluchend ließ der Hydrit die schweren Säcke mit den Datenkristallen fallen. Sie alle waren hinter ihm her! Aber wie konnte das sein? Dass die Hydriten nach Dra'nis suchten, hätte er verstehen können. Aber diese gezielte Jagd konnte nur eines bedeuten: Jemand hatte ihn verraten! Aber wer? Und warum? Ob Her'tan dahinter steckte? Wollte sie ihn und Skorm'ak loswerden? Wollte die Zweite die Führung über den Bund übernehmen?
    Der Hydrit hatte den oberen Ausgang erreicht. Er stieß durch die Öffnung und schwamm mit langen Zügen in Richtung des Stadtparks. Nur wenige Augenblicke später hörte er eine verhasste Stimme hinter sich.
    »Dort! Dort schwimmt er! Hinter ihm her!«
    Der Zweite des Bundes konnte es nicht fassen: Quart'ol!
    Wie war das möglich? Er selbst hatte Baq'al den Schwur abgenommen, dass sie dem unliebsamen Hydriten ein frühes Ende bereitete!
    Hatte Quart'ol seinen Tod nur vorgetäuscht? Es musste so sein. Hak'don wünschte sich einen Schockstab, oder noch besser: einen Kombacter der Hydree, der noch vernichtender und tödlicher war!
    Die Meere verwünschend, glitt Hak'don voran. Er war ein trainierter Schwimmer, doch Dra'nis' Körper war nicht der seine. Schon hörte er die wütenden Rufe der verwachsenen Hydriten dicht hinter sich. Einen kurzen Vorsprung hatte er. Und er hatte den weiteren Vorteil, dass sie keine tödlichen Waffen einsetzten. Denn damit hätten sie nur Dra'nis' Körper geschadet.
    Ich muss die Vorteile dieses Kindkörpers nutzen! Hak'don

Weitere Kostenlose Bücher