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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Thermostrahl wäre leistungsstark genug gewesen, einen durchschnittlichen Kampfroboter in Schwierigkeiten zu bringen. Bei dem watteartigen Material jedoch richtete er nicht das Geringste aus.
    Die weiße Wand absorbierte die Hitze gänzlich. Nicht der dünnste Rauch stieg auf.
    Beschämt, weil er sich so hatte gehen lassen, senkte Julian Tifflor die Waffe. Er nahm einige tiefe Atemzüge und konzentrierte sich darauf, den Adrenalinspiegel herabzusetzen.
    Dann experimentierte er, da er schon einmal damit begonnen hatte, weiter mit dem Kombistrahler. Er änderte Streuung und Intensität, probierte auch mit der Desintegrator-Funktion herum.
    Sogar den Paralysestrahl setzte er ein. Vielleicht hatte das verfluchte Wattezeug ja organische Komponenten? Aber nichts wirkte.
    Tiff verschränkte die Beine zum Lotossitz. Mitten in der Zelle schwebend, versuchte er den Eindruck zu erwecken, er ruhe in sich, unbekümmert und entspannt.
    Bald gab er es wieder auf, etwaige Beobachter täuschen zu wollen. Er täuschte ja nicht einmal sich selbst.
    *
    Noch 56, 55, 54 ... Während die Stunden ungenutzt verstrichen, schwand Tiffs Zuversicht mehr und mehr. Im gleichen Maße wuchsen seine Selbstzweifel.
    Hätte er Perry Rhodan doch den Vortritt lassen sollen, wie sonst immer? Aber da war diese spontane Eingebung gewesen, fast wie ein Deja-vu; das an Sicherheit grenzende Gefühl, dieses eine Mal sei er der Auserkorene.
    Tiffs Verstand riet ihm zu schlafen oder wenigstens zu meditieren. Um besser ausgeruht zu sein, falls irgendwelche Kerkermeister auf den Plan traten.
    Stattdessen durchmaß er wieder und wieder die Wattezelle, wie Rilkes Panther seinen engen Käfig im Pariser Jardin des Plantes: Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht...
    Er war erschöpft, geistig mehr noch als körperlich. Seine Gedanken flossen zähe dahin, nicht logisch und geradlinig, sondern im Kreis, gefangen in einem Strudel.
    ... als wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht ...
    Ein großer Wille, ha! In Wahrheit hatte Tiff zu kleinlich gedacht, den vermeintlichen eigenen Vorteil über das Wohl der unzählbar vielen gestellt.
    Was, wenn es genau umgekehrt geplant war? Wenn sein Aktivator ausgeschaltet worden war, damit Rhodan oder Tolot das Verbindungstor benutzten, egal welcher von ihnen - bloß nicht Tifflor?
    Sich selbst mit Vorwürfen zu überhäufen, zählte zum Dümmsten, was man in einer Situation wie dieser anstellen konnte. Dass er genau das tat, bewies einmal mehr seine Unzulänglichkeit.
    Hatte er einen schrecklichen Fehler begangen? Hatte Tiff sein Leben verwirkt - und nicht bloß seines, sondern
    Leben und Zukunft unzähliger Intelligenzwesen in den Mächtigkeitsballungen von ES?
    Angenommen, diese Isolationskammer gehörte zu einer Reihe von Sicherheitsvorkehrungen, wie man sie bei einem Objekt von der Bedeutung des PARALOX-ARSENALS, fragmentiert oder nicht, durchaus erwarten durfte. Die ersten Tests hatte man bestanden, gut. Aber das bedeutete nicht, dass man nicht immer noch eine fatal falsche Entscheidung treffen konnte.
    Auch Lotho Keraete hatte das PARALOX-ARSENAL gefunden - und wäre anschließend beinahe einer Selbstmord-Strahlung zum Opfer gefallen. Stellte die Wattezelle eine vergleichbare Falle für Unbefugte dar?
    Durch Keraetes Eingreifen war das PARALOX-ARSENAL nicht nur räumlich dezentralisiert worden, sondern »in der Zeit« verschollen. Hatte Julian Tifflor vor Kurzem eine ähnlich folgenschwere Reaktion ausgelöst?
    *
    Anscheinend gestattete das schwarze Tor nur einen einzigen Transport an diesen Ort, wo immer dieser sich befinden mochte. Handelte es sich bei dem, der die Verbindung benutzte, nicht um den Richtigen, wurde er nicht weitergeleitet, sondern kaltgestellt.
    Und aus. Endstation.
    Schlimm genug für ihn, aber ... Was, wenn dadurch die einzige Chance zunichte gemacht worden war?
    Nicht der kleinste schwarze Fleck zeigte sich auf der weißen Wand, so sehr Tiff sie anstarrte. Die Tür blieb zu. Perry Rhodan tauchte nicht auf, nicht Icho Tolot, auch sonst niemand.
    Hatte Tiff alles verbockt? Konnte jetzt seinetwegen kein Zugang zum PARALOX-ARSENAL mehr gefunden werden?
    War ergo ES nicht mehr zu retten - mit allen Konsequenzen für die Menschheit und die anderen Zivilisationen in den Einflussbereichen der Superintelligenz?
    Neun Stunden verstrichen, zehn, elf.
    Julian Tifflor begann, sich mit seinem Schicksal, seinem Versagen, seiner Schuld

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