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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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weicher Eiseskälte.
    Er nahm die Gefährten nicht mehr wahr; nahm überhaupt nicht mehr viel wahr - außer dem Pochen seines Herzens, das sich verlangsamte und allmählich verstummte.

1.
    Die Zelle
     
    Die Schwärze der Toröffnung umfing ihn. Julian Tifflor spürte, dass er entstofflicht wurde.
    Auf seltsame, ungewohnte Weise: Es tat nicht weh, aber ... es dauerte.
    Tiff empfand das Gefühl einer Bewegung, einer Versetzung von einem Ort zum anderen; wie ihm schien, über beträchtliche Distanz. Schon das war anders als beim Durchgang durch herkömmliche Materietransmitter, anders auch als bei Teleportationen mit Gucky oder Ras Tschubai.
    Im Laufe seines langen Lebens hatte Tiff Tausende, wenn nicht Millionen solcher Transporte über sich ergehen lassen. Sie geschahen augenblicklich; »in Nullzeit«, wie oft behauptet wurde.
    Streng genommen stimmte auch der Ausdruck »augenblicklich« nicht. Normalerweise kam man nicht einmal zum Blinzeln, so prompt wechselte die Umgebung.
    Von dort - flupp! - nach da, und danke. So lief das ab. - Normalerweise.
    Nicht in diesem Fall. Der Vorgang zog sich hin, als müsse erheblicher Widerstand überwunden werden. Merkwürdig träge, als ob das übergeordnete Medium etwas dagegen hätte, Tiff aufzunehmen und weiterzuleiten. Fast so, als verwehre es sich gegen ihn.
    Weil er der Falsche war? Weil er zu Unrecht der mentalen Stimme vertraut hatte, obwohl doch Perry Rhodan der Richtige gewesen wäre?
    Tiff fühlte sich zusammengepresst, nicht schmerzhaft - er empfand überhaupt keine Sinnesreizung -, aber doch irgendwie unangenehm. Zugleich kam ihm vor, er würde in die Länge gestreckt, immer weiter zwischen zwei Fixpunkten ausgedehnt. So extrem, dass er fürchtete, zerrissen zu werden.
    Diese Spannung steigerte sich bis zur Unerträglichkeit, in eine Art von tauber Agonie. Irgendwann ließ sie allmählich wieder nach; die Todesangst jedoch blieb.
    Der Widerstand wandelte sich zu Schub, als wolle sich das undefinierbare Medium nun möglichst schnell des Fremdkörpers entledigen. Tifflor wurde förmlich ausgespuckt, hinausgeschleudert mit einem Schwung, den er kaum abzufangen vermochte.
    Einige Stolperschritte auf weichem, federndem Untergrund - dann prallte er gegen eine Wand. Zum Glück war sie ebenfalls weich, wie Watte, und genauso weiß und faserig.
    Er schüttelte die leichte Betäubung ab. Fürs Erste waren keine Verletzungen festzustellen. Auch der SERUN gab keinerlei Warnsignale von sich.
    Tiff drehte sich um.
    *
    Er war in einem würfelförmigen Raum materialisiert, dessen Kanten- länge etwa fünf Meter betrug. Boden und Decke leuchteten ebenso mattweiß aus sich selbst heraus wie die Wände.
    Nur an einer Stelle, Tiff genau gegenüber, gab es einen tiefschwarzen, annähernd kreisrunden Fleck, der sich zügig zurückbildete. Er schrumpfte zusammen, als würde er von seinem Mittelpunkt aufgesogen. Dann war er verschwunden, spurlos, ehe Tiff nach Luft schnappen konnte.
    Klappe zu, dachte er sarkastisch. Scheint sich um eine Einbahnstraße gehandelt zu haben.
    Er ging zu der Stelle und untersuchte sie aus nächster Nähe. Seine Vermutung bestätigte sich.
    Da war nichts, was auf eine Öffnung hindeutete, rein gar nichts. Bloß die faserig und zugleich verschwommen wirkende Wattewand.
    Offenbar bestand keine Verbindung zu MIKRU-JON und der Silberkugel mehr. Bis auf Weiteres war Tifflor der Rückweg versperrt.
    Umgekehrt konnte ihm höchstwahrscheinlich niemand hierher nachfolgen, weder Rhodan noch Tolot noch sonst jemand.
    Wo oder was auch immer unter hierher zu verstehen war ...
    Tiff rief die Ortungsergebnisse seines SERUNS ab. Fehlanzeige.
    Entweder wurden die entsprechenden Geräte des Anzugs in ihrer Funktion gestört, oder es gab tatsächlich weit und breit nichts außer dieser Wattezelle. Immerhin war sie laut chemischer Analyse mit einer für Menschen atembaren, wenngleich mittelfristig nicht unbedingt gesundheitsfördernden Sauerstoff-Atmosphäre gefüllt.
    Mittelfristig, wiederholte Tiff in Gedanken. Das Wort hatte für ihn einen neuen Unterton gewonnen.
    Julian Tifflors Frist betrug 62 Stunden, maximal. Einige waren bereits verbraucht.
    *
    Er ließ sich die Anzeige der Anzuguhr in die Helmscheibe einblenden. 10. Mai 1463 NGZ, 19.16.53 Uhr.
    Die Sekundenziffern wechselten schnell. Schneller als gewöhnlich, schien ihm. Schon sprang auch die Minute um.
    Mach dich nicht verrückt, schärfte Tiff sich ein. Das ist reine Einbildung.
    Schon zuvor, noch an Bord von

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