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2592 - Im Zeitspeer

2592 - Im Zeitspeer

Titel: 2592 - Im Zeitspeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leo Lukas
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Fragmentierung des PARALOX-ARSENALS und andererseits der Entstehung der Schneise von Anthuresta.
    Er überlegte. Kurz.
    Da Tiff nicht wusste, ob er seiner Mentalstabilisierung trauen konnte und da vor allem die Zeit drängte, entschloss er sich, die Wahrheit zu sagen. »Ich komme von außerhalb des genannten Zeitraums. Mein Name ist Julian Tifflor.«
    »Soso. Von außerhalb. Ein Sonderfall.« Der Barbakan wirkte nicht eben begeistert. »Bedarf einer Sonderbehandlung. Mitkommen!«
    *
    Er setzte sich in Marsch. Vor ihm wich die Wand zurück; jene hinter ihm rückte nach.
    Tiff schloss sich dem Riesen an. Was hätte er sonst tun sollen?
    Eine Weile stapften sie dahin, anscheinend auf der Stelle, weil immer innerhalb der Wattezelle. Mit der Zeit nahm der Barbakan Fahrt auf, bis Tifflor kaum noch Schritt zu halten vermochte.
    »Wohin bringst du mich? Wie lange wird es dauern? Wo sind wir überhaupt?«
    »Im Mantel. - So lange wie nötig. - Zu den Gastlichen.«
    »Das klingt gut. Ich benötige dringend Hilfe. Was kann ich tun, um sie zu bekommen?«
    »Frag nicht so viel.« Ansatzlos drosch der Barbakan mit der Faust gegen die Seitenwand, worauf sich eine Lücke bildete.
    Tiff, der erschrocken zurückgesprungen war, sah den Ausschnitt eines Lagerraums voller Regale und metallisch schimmernder Gestelle. Sofort schloss sich die Lücke wieder, weil sein Führer weitermarschierte. Er brummte mürrisch.
    Dieser Vorgang wiederholte sich mehrere Male.
    *
    Tiff erhaschte Einblicke in verschiedenste Räume, teils klein und vollgestopft, teils von beträchtlicher Ausdehnung und leer, soweit das Auge reichte.
    Eine weitläufige Grotte wimmelte vor prallem Marktleben ... Aus einem Bassin, in dem eine glutrot schillernde Flüssigkeit blubberte, stiegen fette Blasen auf, die sich, sobald sie aneinanderstießen, in sternförmigen Blitzen entluden ... Einen finsteren Hangar durchschnitten bläuliche Strahlbahnen, wie von Schüssen, und Tiff vermeinte, grimmige Kampfschreie zu hören.
    Nie blieben die Sichtfenster lange genug geöffnet, dass er mehr als einen flüchtigen Eindruck hätte gewinnen können. Auf seine Bitten nach Aufklärung reagierte der Barbakan zunehmend ungehalten. Er sei bloß der Barbakan, vermittelte er barsch, ihm teile sowieso niemand etwas Wichtiges mit.
    Unzweifelhaft war er ein Kunstwesen. Seine einem Darturka nachgebildete Gestalt legte die Folgerung nahe, er stelle einen Bestandteil der ursprünglichen Sicherheitsvorkehrungen der Vatrox dar.
    Andererseits erinnerten seine glitzernden Einsprengsel an die Esnur, die den Anthurianern als Kristallingenieure gedient hatten, vor allem bei der Erbauung von TALIN ANTHURESTA. Hatten sich in der Sphäre, in deren »Mantel« - Außenwand? - er sich bewegte, ehedem gegensätzliche Kulturen vermischt?
    Der Barbakan wusste offenkundig nicht besonders gut Bescheid. Er war, trotz seines Respekt einflößenden Äußeren, nur eine subalterne Größe, nach eigener Aussage weitgehend vom Informationsfluss abgeschnitten.
    Auch Julian Tifflors Name hatte ihm nichts gesagt. Ergo stand der Barbakan mit der Mentalstimme des schwarzen Tores nicht in Verbindung.
    Allerdings hatte er eine Katastrophe und deren finale Auswirkungen erwähnt; einen Anfang und ein Ende ... Tiff ermahnte sich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, sosehr ihm die Zeit unter den Nägeln brannte.
    Wie lange sie schon unterwegs waren, vermochte er nur zu schätzen. Er hatte ja keine Uhr mehr.
    Die Fußsohlen brannten. Er spürte Müdigkeit in seinen Gliedern; jedoch bloß in einem Ausmaß, welches der zurückgelegten Strecke entsprach. Wenn er darüber nachdachte, fühlte er sich sogar überraschend frisch.
    Konnte es sein, dass etwas von der Energie, die den Barbakan in Trab hielt, gewissermaßen auf Tiff abfärbte?
    *
    Er ertappte sich dabei, dass er ein Pünktchen von seinem Handrücken wischte. Nein, keine Mücke. Sondern einen winzigen Kristall, der zu Boden sank wie Staubteilchen in einem Sonnenstrahl.
    Alles vergeht ...
    Tiff versuchte sich einzureden, dass kein Grund zur Panik bestand. Etwa 36 Stunden blieben ihm gewiss noch. Eineinhalb Tage, in denen viel passieren konnte.
    Falls der explosive Zellverfall nicht schon früher einsetzte. Man durfte keineswegs davon ausgehen, dass an diesem verqueren Ort dieselben Regeln galten wie im Standarduniversum, ganz zu schweigen von der guten alten Milchstraße.
    Ungeahntes Heimweh wallte in Tifflor hoch. In seinem mittlerweile zweieinhalb jahrtausendealten Testament

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