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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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vielen kosmischen Völkern gesehen ... am Ende ihrer Entwicklung, bevor sie in der Bedeutungslosigkeit versanken?
    Kitai blieb vor ihm stehen. Gucky hatte lange nicht mehr mit ihm gesprochen; vor allem nicht, seit die ersten Altmutanten endgültig und für immer starben. »Es tut mir leid.«
    »Mir auch.«
    Mehr musste keiner von ihnen sagen.
    Der Supermutant Ribald Corello war Kitai Ishibashis Sohn gewesen. Er war einer der ersten Toten der gegenwärtigen Krise gewesen. All die anderen ... auch sie Freunde und Gefährten über Jahrhunderte: John Marshall, Balton Wyt, Lord Zwiebus, Tatcher a Hainu, Dalaimoc Rorvic, Iltu, Jumpy ...
    ... und damit war die Liste sicher noch nicht an ihrem Ende angelangt.
    Vielleicht würde Kitai als Nächster für immer sterben, weil ihm die Rückkehr in das Mentaldepot von ES verwehrt war. Und dafür gab es keinen anderen Grund, als dass die Superintelligenz selbst am Rande der Vernichtung stand.
    Die beiden Mutanten tauschten einen Blick, gönnten sich in alter Verbundenheit einen kurzen Moment der Zweisamkeit - dann wandten sie sich voneinander ab. Es galt, sich wieder ihren Aufgaben zu widmen. Zeit, um innezuhalten, blieb nicht.
    »Ich bin als Vertreter der Altmutanten gekommen«, sagte Kitai. »Ich spreche für den gesamten Parablock.«
    Atlan führte seine Gäste zu einem runden Tisch, der Platz für zehn Personen geboten hätte. So saßen aber nur vier sich gegenüber: der Arkonide, der Vize-Admiral aus dem Stardust-System der neuen Menschheit, der Altmutant und der Mausbiber.
    Zwischen ihnen standen Getränke, von denen sich jedoch niemand bediente. Gucky entdeckte neben den Flaschen etwas, das ihn fast zum Lachen brachte; einen Teller, auf dem drei Mohrrüben lagen. Das Grün an ihrem Ende hing über den Rand auf die Tischplatte.
    »Es ist gut, dass wir zusammensitzen«, begann Atlan. »Bringen wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand der Entwicklungen. Wir müssen wissen, was an welchen Stellen geschieht.«
    »Und wenn das erledigt ist«, sagte Gucky, »werde ich ins Solsystem aufbrechen und Bully informieren.«
    Der Arkonide nickte. »Wie immer bist du mir einen Schritt voraus. Ich hätte dir später genau das vorgeschlagen.«
    »Nur keine falsche Bescheidenheit.«
    Schwamm drüber, dachte er, griff telekinetisch nach einer der Mohrrüben und ließ sie zu sich schweben. Herzhaft biss er hinein. Sie war saftig und schmeckte fast, als wäre sie in seinem eigenen kleinen Gemüsegarten auf der Venus gewachsen.
    Einen Augenblick lang fühlte sich Gucky gar nicht mehr wie der Angehörige einer Gruppe, die zum Untergang verurteilt war, sondern jung und voller Tatendrang. Vielleicht würde er später mit Bully sogar einen seiner Scherze treiben, ihn schweben und in der Luft tanzen lassen, ganz wie früher.
    »Die ... Störungen in der Nebelkuppel während unseres Anflugs«, sagte Vize-Admiral Lexa. »Weiß der Parablock etwas darüber? Hängt es tatsächlich mit Geschehnissen in der Milchstraße zusammen?«
    Kitai Ishibashi legte beide Unterarme auf den Tisch, als müsse er sich stützen. »Ganz sicher.«
    »Aber was genau ist dort vorgefallen?«
    Der Altmutant zeigte ein feines Lächeln, das auf seinen asiatischen Gesichtszügen wie eine Maske wirkte. »Das versucht der Parablock noch herauszufinden.«
    »Ich hatte mehr erhofft«, sagte Atlan.
    »Ich weiß«, erwiderte Kitai.
    »So?«
    »Schließlich war ich einmal ein ausgebildeter Psychologe, in einem anderen Leben.«
    »In einem anderen Leben?«, wiederholte Stuart Lexa verwundert die Worte des Altmutanten.
    »Ehe alles begann, vor ungezählten Jahrhunderten. Auf der Erde.«
    »Du meinst, ehe du deine Parakräfte entdeckt hast?«
    »Und ehe ich lernte, sie zu beherrschen. Jetzt, am Ende meines Lebens, denke ich vermehrt darüber nach, wie seltsam es doch ist. Als Telepath lese ich die Gedanken anderer Intelligenzen, und mehr noch, als Suggestor kann ich sie beeinflussen, sie zu Taten zwingen, die sie eigentlich nicht ausgeführt hätten.« Er verschränkte die Hände ineinander, die Finger nestelten nervös aneinander.
    Er schaute Gucky an, und dieser verstand die Aufforderung: Lies meine Gedanken!
    Kurz zögerte der Mausbiber, dann tat er, worum Kitai ihn wortlos bat. Und er empfing die Botschaft seines alten Freundes, die dieser nur ihm allein mitteilen wollte, weil nur er als Mutant den tieferen Sinn der Frage verstehen konnte.
    Wie viele habe ich auf diese Weise vergewaltigt?
    Der Ilt schwieg. Egal, was er erwidert hätte,

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