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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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brauchen einen Plan«, sagte Atlan. »Und zwar schnell!«
    Guckys Gedanken überschlugen sich. »Ich werde mich vor Ort umsehen, während ihr den Plan schmiedet. Ich vertraue euch voll, ihr könnt mich einplanen, wie immer ihr wollt! Ich bin bald zurück. Stuart, deine Raumer verfügen über Zusatzaggregate.«
    Er musste nicht mehr erklären. Der Vizeadmiral nickte. »Ich gebe eine Nachricht an den Kapitän der ACHILLES weiter. Du kannst das Schiff nutzen, um ins Solsystem ... «
    Mehr hörte der Mausbiber nicht mehr.
    Er teleportierte.
    Ich bin ...
    Ich bin Marreli Nissunom und ich rieche nach Kümmel.
    Früher haben sich andere Leute daran gestört, Terraner natürlich. Alle aus meinem eigenen Volk teilen meinen dezenten Körperduft. Denn ich bin eine Schohaakin.
    Und meine Lebenssituation ist gelinde gesagt: sonderbar. Aber das bin ich gewohnt. Mein Leben und Handeln war schon immer außergewöhnlich, zumindest solange ich konkret zurückdenken kann.
    Vor Ewigkeiten - ich weiß, ein allzu unkonkreter Begriff, doch er trifft den Kern der Sache - wurden die Überlebenden meines Volkes von der Superintelligenz ARCHETIM in sich aufgenommen. Dort existierten wir seitdem. Irgendwie. Dann änderte sich alles.
    ARCHETIM hat uns wieder ausgespuckt. Lange nach seinem Tod, denn die Superintelligenz ruht als psimaterielle Leiche in der Sonne der Terraner, die sie Sol nennen. Ein simpler Name. Er passt zu diesem simplen Volk.
    Seitdem leben wir Schohaaken auf Terra oder was man so leben nennt. Wir essen und atmen und was man eben so tut, aber trotzdem sind wir nur Projektionen.
    ARCHETIMS pseudomaterielle Aktionskörper, so bezeichnen es kluge terranische Köpfe. Sie haben für alles eine Antwort.
    Ich hingegen weiß selbst nicht, was ich bin, und das, obwohl ich schon lange Zeit habe zum Nachdenken.
    Bin ich tatsächlich Marrelli Nissunom? Rieche ich tatsächlich nach Kümmel? Oder ist das ... Einbildung?
    Aktuell gibt es noch 2535 von uns. Das weiß ich genau, denn ich bin mit allen verbunden. Und das schon lange. Eigentlich von Anfang an seit unserer Wiederverkörperung, aber seit einiger Zeit im besonderen Ausmaß.
    Ehe das Feuerauge zum ersten Mal in den Kristallschirm einschlug, haben wir 2535 Schohaaken uns zusammengefunden, einen Kreis gebildet und sind in einen Trancezustand versunken.
    Warum, darüber rätseln die Terraner, seit sie es entdeckt haben. Sie sprechen von Instinkt oder von einer Weisung ARCHETIMS. Andere mutmaßen sogar, dass wir böse Absichten hegen würden, doch das sind nur die Verschwörungstheoretiker.
    Wir sitzen und warten.
    Wir spüren den Parablock der Neu- Globisten hier auf Terra, fühlen auch, dass er eins ist mit den ES-Mutanten und Funkenleuten auf Talanis, aber sie alle sind anders als wir.
    Am ähnlichsten sind uns noch die ES-Mutanten, auf ihre Art. Wie wir von und aus ARCHETIM stammen, so hat ES sie ausgespuckt. Oder geboren. Oder was immer Superintelligenzen mit solchen wie uns eigentlich tun.
    Jedenfalls sind wir mit dem psimateriellen Leichnam unserer Superintelligenz stets verbunden. Deshalb reagieren wir auch auf das Feuerauge und vor allem auf die instabile Psi-Materie in seinem Zentrum.
    Sie macht uns Angst. Sie macht ARCHETIM Angst.
    Oder kann sich eine Leiche gar nicht mehr fürchten?
    Es ist noch nicht lange her, da gab es einen ... wie soll ich sagen? ... einen Schlag. Er hat mich hart getroffen, und in unserer Trance hat er uns allen Schmerzen bereitet. Ich weiß genau, wann es geschehen ist: zu der Zeit, die die Terraner auf diesem Planeten in ihrer offiziellen Hauptstadt sechs Uhr nennen.
    In diesem Moment hat sich das Feuerauge verändert, und seitdem mutiert es immer weiter. Nicht mehr so augenfällig wie zu Beginn, aber eins ist klar: Die Psi-Materie in der Pupille wird nicht mehr lange instabil bleiben. Denn solange sie noch instabil ist, ist sie gebändigt. Und das wird sich bald ändern.
    Und das Ende wird kommen.
    Davor fürchtet sich ARCHETIM, wenn er sich denn noch fürchten kann.
    Dieser Schlag hat den Parablock härter getroffen als uns. Dort gibt es viele Ausfälle, ich spüre das. Wir Schohaaken jedoch sind besser geschützt.
    Mir geht es gut.
    Schon in der Sekunde nach dem Schlag hat sich mein Kontakt zu ARCHETIMS Korpus verstärkt. Kraft fließt mir von dort entgegen, und so geht es jedem von uns.
    Natürlich bin ich froh darüber, aber zugleich bereitet es mir große Sorgen. Denn die Gefahr für ARCHETIM steigt, je mehr Energie uns zufließt. Ohnehin droht

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