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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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Monochrom-Mutanten unterstützten und stabilisierten.
    Inwieweit sie aber das Feuerauge auszulöschen oder auch nur einzudämmen vermochten, stand - in diesem Moment im wahrsten Sinne des Wortes - in den Sternen.
    Sie mussten abwarten. Eine Kontaktaufnahme war in diesem Augenblick schlicht unmöglich; schon auf der Isla Bartholome hatten die Schohaaken keine Reaktion mehr gezeigt, seit sie sich im Trancezustand befanden.
    Bully nahm Kontakt zu Ordonnanzleutnant Lech Hallon auf, der ihm im Verteidigungsministerium direkt unterstand. »Weißt du über die Schohaaken Bescheid?«
    Hallon tauchte auf einem kleinen Bild am oberen Rand des Bildschirms auf, der immer noch die frei schwebenden Fremdwesen am Rand des Feuerauges zeigte. Geschwollene Ringe lagen unter seinen eisgrauen Augen, die kurzen blonden Haare wirkten ungepflegt - kurz, er sah aus, wie Bully sich fühlte. »Die Nachricht hat mich aus dem Schlaf gerissen.«
    »Besorg mir Messdaten!«, forderte Bull. »Egal wie, nur so schnell wie möglich. Nehmen die Schohaaken Kontakt mit dem Feuerauge auf, gibt es Resonanzen? Greifen sie auf die Psi-Materie zu? Ich will alles wissen, ganz egal, wie unbedeutend es erscheint.«
    Der Ordonnanzleutnant bestätigte und unterbrach die Verbindung.
    Sofort danach versuchte Bully die Erste Terranerin Henrike Ybarri zu erreichen. Sie war seit 1458 NGZ im Dienst, und er konnte sich über sie Zusammenarbeit bislang nicht beklagen.
    Zwar stand sie - was deutlich zu bemerken war, wenn man sie länger kannte - den Normalsterblichen näher als den Zellaktivatorträgern, aber sie suchte stets ihren Rat und verhielt sich ihnen gegenüber loyal. In der Vergangenheit hatten die Aktivatorträger in dieser Hinsicht leider ganz andere Erfahrungen sammeln müssen ...
    Gerade als Verteidigungsminister akzeptierte Reginald Bull die Erste Terranerin im Gegenzug voll. In einem diskreten Gespräch hatte sie ihn einmal aufgefordert, ihr Irrtümer aufzuzeigen, die ihr im Amtsgeschäft unterliefen und die er aufgrund seiner langen Lebenserfahrung erkannte. Das hätte er gerne getan - doch sie beging keine Fehler und war insofern tatsächlich die Idealbesetzung für den Posten der Ersten Terranerin.
    Bully versuchte es zweimal, bekam aber keinen Kontakt. Angesichts der aktuellen Krise wunderte ihn das nicht. Wahrscheinlich konnte sich Henrike Ybarri vor Anfragen kaum retten.
    Doch kaum wandte er sich seiner Mitarbeiterin Lana Sonejy zu, ging umgekehrt eine Nachricht der Ersten Terranerin bei ihm ein. Er warf einen beiläufigen Blick auf den Absender und nahm das Gespräch erfreut an.
    »Ich bin auf dem Weg zu dir«, sagte sie. »Dein Anruf hat mich unterwegs erwischt.«
    »Danke!«
    »Bedank dich nicht zu früh.« Sie klang gestresst und genauso sah sie auch aus, als sie keine drei Minuten später sein Büro betrat. Kaum jemand würde es ihr ansehen, auf jeder Pressekonferenz hätte sie den Journalisten gegenüber einen perfekt ruhigen, trotz der Krise überlegenen Eindruck erweckt.
    Doch Bully kannte sie gut genug, um die kleinen Zeichen zu entdecken. Etwa, dass sie eine Hochsteckfrisur trug - das tat sie nur, wenn sie sich nicht die Zeit nahm, das Haar ausreichend zu pflegen.
    Sie war keine charismatische Frau, die große Auftritte inszenierte, aber sie verstand es, allein durch ihr Auftreten Zuversicht zu verströmen; und dazu gehörte ihrer Meinung nach eine gepflegte Erscheinung.
    »Das Auftauchen der Schohaaken beim Nukleus werte ich als positives Zeichen«, sagte sie. »Zuerst machte es mir Angst, aber ehrlich gesagt gibt es in diesen Tagen genug zum Fürchten.« Sie lächelte. »Also habe ich mich für die Hoffnung entschieden.«
    »Eine gute Einstellung«, stimmte Lana von ihrem Platz aus zu. Eine leichte Röte stieg ihr ins Gesicht; Bully wusste, dass sie Höhergestellten gegenüber stets befangen war, wenn sie auch versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen.
    Die Erste Terranerin setzte sich. »Diese Einstellung hält mich am Leben.«
    Eine Nachricht von Ordonnanzleutnant Lech Hallon ging ein.
    »Du entschuldigst?«, fragte Reginald Bull. »Es geht sicher um die Schohaaken.«
    Henrike Ybarri nickte. »Ich bin gespannt.«
    »Ich schalte eine Holo-Verbindung.« Bully nahm das Gespräch an, und im nächsten Moment schwebte eine verkleinerte Ausgabe von Hallon vor ihm.
    »Hör dir das an!«, rief das Hologramm des Ordonnanzleutnants. »Die Messwerte sind ...« Er stockte. Offenbar saß auch Henrike Ybarri im Aufnahmebereich, den er zu sehen

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