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2596 - Requiem für das Solsystem

2596 - Requiem für das Solsystem

Titel: 2596 - Requiem für das Solsystem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Montillon
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klassifizierte Wirkungen im Dakkar-Sextadim-Bereich auf.
    »Mit den modizifierten Resonatoren will man Energie in der instabilen Psi- Materie des Feuerauges absorbieren«, vermutete er.
    Die Erste Terranerin nickte. »Exakt. Dabei gibt es aber ein großes Problem.«
    »Lass mich raten. Es gibt nicht genügend CV-Embinium im Solsystem.«
    »So ist es. Professor Kook hat vorgeschlagen, die Bemühungen zu verstärken, den Kristallschirm irgendwie zu öffnen. Gerade so lange, um eine Suchmannschaft loszuschicken, CV-Embinium zu sammeln und sie später wieder einfliegen zu lassen.« Henrike Ybarri sah nicht sehr glücklich aus, als sie die Bitte des Chefwissenschaftlers weitergab. »Nun weißt du auch, warum ich mich an dich wende.«
    Obwohl Bully Kook sehr gut verstand, musste er nicht lange nachdenken. »Seit das Feuerauge den Kristallschirm durchdrungen hat, können wir ihn nicht mehr öffnen! Wir sind abgeriegelt, ob uns das passt oder nicht. Und solange wir nicht genau wissen, was damals geschehen ist, werden wir auch gefangen bleiben. Sicher wäre es wichtig, einen Durchbruch voranzutreiben, allein schon, um das Solsystem zu evakuieren, auch wenn das ein organisatorischer Wahnsinn wäre ... Aber es brennt an zu vielen Ecken. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir müssen uns direkt auf das Feuerauge konzentrieren! Es ist unsere einzige Chance!«
    Die Erste Terranerin schien erleichtert. »Ich sehe es genauso.«
    »Ich werde Kontakt mit Professor Kook aufnehmen«, kündigte Bully an. »Er soll sämtliche Vorräte an CV-Embinium im Solsystem bekommen, mehr ist ganz einfach nicht möglich.«
    »Er wird damit nicht zufrieden sein.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Bully hart. »In diesem Punkt gibt es keinen Kompromiss. Wir müssen uns auf das wirklich Wichtige konzentrieren!«
    In diesem Augenblick tauchte eine vierte Gestalt im Büro auf.
    Alle fuhren herum und starrten den unangekündigten Besucher an.
    »Gucky!«, entfuhr es Bully überrascht.
    Ich bin ...
    Bandy ist mein Name.
    Borran Bandy. Natürlich nannten mich in meiner Kindheit alle BB. Oder auch den braven BB. Klingt langweilig, das gebe ich zu. Ich war ja auch langweilig. Und bin es wohl immer noch.
    Aber lieber langweilig als tot, wenn ich so darüber nachdenke.
    Denn wenn ich mich so umschaue, will ich gar nicht wissen, wie viele um mich herum heute gestorben sind. Manche haben auch überlebt, aber ich habe dem einen oder anderen in die Augen gesehen, und die lebten zwar noch, aber sie waren leer. Das war unheimlich.
    Ich bin übrigens ein Neo-Globist, und die ganzen Toten hat es hier im Stadion gegeben, an unserem Versammlungsort. Um sechs Uhr oder sechsnull-null, wie wir beim Militär sagen. Natürlich, wann auch sonst? Diese Uhrzeit hat sich uns allen ins Gedächtnis gebrannt.
    Makaber, dieser Gedanke. Ins Gedächtnis gebrannt. Denn irgendwas hat hier tatsächlich gebrannt, wenn auch nicht mit Flammen und Hitze, sondern auf Psi-Ebene. Etwas ist vom Feuerauge her durchgeschlagen und hat all die Leute umgebracht.
    Warum aber sie und nicht alle anderen auch?
    Über diese Frage habe ich lange nachgedacht. Die endgültige, alles erklärende Antwort kenne ich nicht. Woher auch? Ich bin einer von vielen. Und ich kann nur aus meiner eigenen Sicht berichten.
    Einige von denen, die jetzt tot sind, habe ich in den letzten Sekunden ihres Lebens beobachtet. Als dieses dunkle Etwas heranraste - der ... Tod, die hyperphysikalische Anomalie vom Feuerauge her -, da preschten sie vor. Wir alle waren zum Parablock verbunden, wir alle fühlten es, aber sie wollten die Vorreiterrolle übernehmen und sich dem Phänomen stellen, es aufhalten, was auch immer.
    Nun sind sie tot. Sie haben es ... abgefangen. Sie haben sich der Psi- Feuerwelle entgegengestellt wie eine Schutzmauer. Und diese Schutzmauer ist beim Löschen der schlimmsten Flammen ganz einfach verbrannt.
    Ich blieb im Hintergrund, unauffällig wie stets, wie mein ganzes Leben.
    Ja, lieber langweilig als tot.
    Allerdings könnte man es auch feige nennen. Ich befürchte sogar, dass jeder, dem ich davon berichte, es so bezeichnen würde.
    Ich bin der brave BB.
    Ich bin ein Neo-Globist.
    Und ich lebe noch.

5.
    Gucky
     
    »Bully!« Mehr bekam Gucky nicht heraus. Ihm war, als hätte er den sprichwörtlichen Kloß im Hals.
    Die Reise mit der ACHILLES war gut verlaufen, alles war erfreulich schnell und unkompliziert vor sich gegangen, und zur Erleichterung der Besatzung war es nicht erneut zu irgendwelchen Hyperstürmen

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