2599 - Der letzte Tag
Menschheit weiterzubringen. Und diese Frist ist noch nicht verstrichen ... «
Noch, dachte Rhodan. ES hat zweimal »noch« gesagt!
Ein neues homerisches Lachen erfüllte Rhodans Bewusstsein.
»Wir wissen, was und wie wir es gesagt haben, Perry«, sagte TALIN.
»Welche Rolle spielte Anti-ES in den ganzen Überlegungen?«, fragte Rhodan.
»Oh, du kennst die Geschichte von Anti-ES bereits und ahnst die Zusammenhänge«, gab TALIN zur Antwort. »Das Kosmische Schachspiel hat uns zugesetzt. Die Trennung von unserem Widerpart, verbunden mit der Verbannung von AntiES für zehn Relativ-Einheiten in die Namenlose Zone war wie eine Befreiung für uns.«
»Es musste aber auch eine zusätzliche Belastung gewesen sein«, riet Rhodan. »Schlussendlich hat euch die Trennung von Anti-ES auch eine Menge Substanz gekostet!«
»Und wieder hast du recht«, konstatierte ES. »Die Schwächung schritt mit jeder Auseinandersetzung voran, die wir austragen mussten. Die Erhöhung der
Hyperimpedanz und die Proto-Negasphäre in Hangay beschleunigten den Prozess in ungeahntem Ausmaß. Wir waren gezwungen, unseren Anker Wanderer erneut in TALIN ANTHURESTA zu platzieren.«
»Selbstverständlich waren wir im Hintergrund durchaus gegen die Terminale Kolonne TRAITOR aktiv. Aber das hat die verhängnisvolle Schwächung, das schrittweise Zerreißen eher noch angetrieben.«
Rhodan horchte auf. Dass ES im Hintergrund gegen TRAITOR aktiv gewesen war, darüber hatte man bisher nur spekulieren können.
»Durch die Teilung befinden TALIN und ich uns wieder in einem Status, der die Weiterentwicklung zur Materiequelle nicht ermöglicht«, berichtete ES. »Wir sind nun in der Lage, unsere beiden Mächtigkeitsballungen im Status quo zu halten, für viele Millionen Jahre.«
»Und dieser Weg ist vorgegeben«, fragte Mondra lauernd. »Oder werdet ihr in diesen vielen Millionen Jahren einen Weg suchen, um die Evolution ein weiteres Mal zu überlisten?«
Wieder erfüllte das mentale Gelächter Rhodans Geist.
»Es ist durchaus möglich, dass es gar nicht dazu kommen wird«, sagte ES in fast zärtlichem Tonfall. »Dann nämlich, wenn uns ein natürlicher Tod ereilt - verbunden mit der Versenkung unseres psimateriellen Korpus in einer Sonne.«
Rhodan spürte, wie sich seine Kehle verengte. »Zum Beispiel dann, wenn aus den Bewohnern der Mächtigkeitsballung eine neue, jüngere Superintelligenz hervorgehen würde, die eure Nachfolge antritt?«
Weder ES noch TALIN gaben eine Antwort.
Rhodan spürte, wie Diamonds Körper zitterte. Er griff nach ihrer Hand.
*
Minutenlang wusste er nicht, wie er antworten sollte.
Erschüttert dachte er an seinen Besuch auf Wanderer im Januar, als ES ihm vieles von dem, was er nun erfuhr, bereits angedeutet hatte.
Tatsächlich legte ES - oder beide gleichberechtigte Superintelligenzen - alles daran, den Weg der Menschheit zu unterstützen. Dafür verzichteten sie auf die nächste Stufe der Evolution, dafür würden sie sogar den eigenen Tod vorziehen, um einer jüngeren Superintelligenz die Mächtigkeitsballung zu übergeben.
Die Offenheit von TALIN und ES nahm ihm jeglichen Wind aus den Segeln. Er hatte sich einige geharnischte Worte zurechtgelegt. Aber selbst die Taten von ES im Solsystem, als der Alte im Gehabe einer gierigen negativen Superintelligenz Millionen von Lebewesen in sich aufgenommen hatte, erschienen nun in einem anderen Licht.
Rhodan schloss die Augen, konzentrierte sich auf die nächsten Fragen, die er stellen musste. Wahllos griff er nach einer. »Was wurde aus dem Konzept Lloyd/ Tschubai?«
Tschubai/ES beugte sich ein wenig vor. »Die Bewusstseine der beiden Mutanten hatten für eine kurze Zeit die Essenz von ES aufgenommen und sind im Zuge der Teilung komplett mit uns verschmolzen - genau wie beispielsweise vorher schon unser früherer Bote Ernst Ellert und andere.«
»Du kannst sie nicht wieder freigeben?« Mondras Lippen bebten.
»Nicht jetzt. Vielleicht nie mehr.« TALIN sah unbehaglich aus.
»Anders als bei den Neu-Globisten aus dem Solsystem?«, fragte Mondra.
»Viele haben sich für die weitere Existenz als Teil von uns entschieden; die restlichen werden vorläufig in ihrer körperlichen Gestalt auf den beiden Kunstwelten bleiben. Was später geschieht, bleibt abzuwarten. Viele haben den Wunsch geäußert, sich dauerhaft auf Talanis anzusiedeln. Alle tragen weiterhin beziehungsweise abermals die Vitalkraft der Langlebigkeit in sich und werden ein individuell zwar verschieden langes, aber
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