Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
getroffen!“
    „Du? Das glaube ich nicht! Du scheinst ja gar nicht zu wissen, wo sich die verletzbarsten Stellen eines Büffels befinden. Wohin hast du gezielt?“
    „Nach der Stirn.“
    „So wollen wir sehen, welche Wirkung deine Kugeln gehabt haben.“
    Er kniete vor das Ungetüm nieder, um die Stirn desselben zu untersuchen.
    „Allah jisallimak – Gott behüte dich!“ schrie der Araber entsetzt. „Willst du dich ermorden? Wenn er noch nicht völlig tot ist, bist du verloren!“
    „Hab keine Sorge! Ich weiß sehr wohl, was ich tu. Schau her! Deine eine Kugel hat das Ohr durchlöchert, und die andere ist vom Hörnerwulst abgeglitten. Du kannst es ganz deutlich sehen.“
    Der andre kam nur zagend herbei; er streckte die Hand weit aus, um das Tier zu betasten; er faßte es am Schwanz und dann am Bein, um sich zu überzeugen, daß es wirklich nicht mehr gefährlich sei; dann erst näherte er sich dem Kopf, um die Stellen zu betrachten, welche er getroffen hatte.
    „Allah, Allah!“ rief er aus. „Du hast recht. Ich habe ihn nicht einmal verwundet, denn das Loch im Ohr hat gar nichts zu bedeuten. Wo aber hast du ihn getroffen? Er stand mitten im Lauf, wie von Allahs Faust erfaßt und sank dann zitternd zur Erde nieder, um sich nicht mehr zu regen.“
    „Ich habe ihm den letzten Halswirbel zerschmettert, das hielt ihn fest, und ihn dann ins Herz getroffen, das warf ihn nieder. Ich hatte keine andere Wahl, da er mit gesenktem Kopf auf mich zukam.“
    „Du wolltest ihn wirklich an diesen beiden Stellen treffen?“ fragte der Elefantenjäger erstaunt.
    „Natürlich!“
    „Aber du hast ja gar nicht gezielt!“
    „Besser als du. Man kann sehr genau zielen, ohne das Gewehr an das Auge zu nehmen. Ich habe die Mündungen gerade an die Stellen gehalten, die ich treffen wollte. Das muß freilich blitzschnell geschehen, wenn man sich nicht von den Hörnern fassen lassen will. Und seines Gewehres muß man absolut sicher sein, sonst ist man des Todes.“
    Der Araber stand auf, starrte ihn mit einem geradezu ratlosen Blick an und rief dann aus: „Das begreife ich nicht! Du bist doch ein Gelehrter. Wie darfst du so verwegen bei dem gefährlichsten der Tiere sein!“
    „Es ist dies nicht der erste Büffel, den ich erlege. Ich war mit meinem Bruder in Amerika, einem Land, wo es Herden von Tausenden von Büffeln gab, die wir verfolgt haben. Von mir selbst will ich nicht sprechen; aber glaubst du auch jetzt noch, daß dein Gewehr besser sei als das meinige, weil es größer und stärker ist?“
    „Herr, was ich glauben soll, das weiß ich jetzt noch nicht. Ich weiß nur, daß ich jetzt eine Leiche wäre, wenn du dieses Ungeheuer nicht so schnell erlegt hättest. Es hätte mich und dich und dann auch noch die Kamele getötet, die nicht fliehen konnten, weil wir ihnen die Füße gefesselt haben. Wenn das kein Zufall ist, wenn du stets so gut triffst wie jetzt, so wirst du mich besser beschützen können als ich dich!“
    „Wir sind Gefährten und auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Keiner darf den andern in der Not verlassen. Wenn wir das zu unsrem Grundsatz machen, so brauchen wir die Gefahren, denen wir entgegengehen, nicht zu fürchten. Jetzt wollen wir unser Mahl fortsetzen. Da liegt die Gans, um welche es jammerschade wäre, wenn wir sie den Geiern oder Schakalen überließen.“
    Er setzte sich nieder und schnitt sich ein Stück von dem Braten ab. Der Sejad ifjal wußte nicht, was er zu dieser bewundernswerten Ruhe und Kaltblütigkeit sagen solle. Er hielt es für das beste, dem Beispiel des Gefährten zu folgen; darum legte er erst neues Holz in die Flammen und setzte sich dann nieder, um seinerseits auch der Gans die ihr gebührende Ehre zu erweisen. Er konnte es aber nicht über das Herz bringen, schon nach einiger Zeit zu fragen: „Was tun wir nun mit diesem Abu kuruhn? Wenn er hier liegenbleibt, wird er alle Raubtiere der Umgegend herbeilocken.“
    „Jetzt noch nicht. Blut ist fast gar nicht geflossen, und da wir ihn nicht öffnen, wird der Geruch während der Nacht nicht bedeutend sein. Übrigens wird kein Löwe sich zwischen diese vier Feuer wagen. Das konnte nur so ein störrisches Tier, wie dieser Ochse war, tun.“
    „Aber die Kamele fürchten sich vor ihm.“
    „Sie sind jetzt freilich noch ängstlich, werden sich aber bald beruhigen. Das Fleisch dieses alten Kerls ist ungenießbar. Wir müssen es für die Geier liegenlassen. Unter gewöhnlichen Umständen würde ich das Skelett des Kopfes mit den

Weitere Kostenlose Bücher