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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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willst. Du hast aber gesehen, daß du unter meinem Schutz sicher bist. Ich hoffe, daß ich es unter dem deinigen auch sein werde.“
    Er lud den abgeschossenen Lauf wieder und wickelte sich dann in seine Decke. Dieser Mann war jedenfalls kaltblütiger und brauchbarer, als Schwarz bisher geglaubt hatte. Der letztere warf einen Haufen Schilf in die Flamme und übernahm sein Wächteramt.
    Die Nacht war für ihn einsam wie noch selten eine. Von fern her tönten undeutliche Stimmen von Tieren, welche sich nicht herbeiwagten, weil sie die Anwesenheit der gefräßigen Krokodile kannten und außerdem vom Feuer zurückgescheucht wurden. Hyänen und Schakale sind ungefährlich. Löwen oder Panther waren nicht zu erwarten, da sich selbst für sie kein genießbares Wasser hier befand. Er hatte also seine Aufmerksamkeit nur gegen den Sumpf zu richten, um, falls abermals ein Saurier sich lüstern nähere, ihm eine Kugel zu geben. Doch erfolgte auch von dieser Seite kein weiterer Angriff.
    Die Nacht verging, und kurz vor dem Morgengrauen weckte Schwarz seinen Gefährten, damit dieser die ihm vorgeschriebene Morgenandacht nicht versäume. Vorher hatte er den Kamelen als Futter Schilf vorgeworfen.
    Die unverzehrten Hühner waren mittlerweile vollständig ungenießbar geworden; in jenen Gegenden hält Fleisch sich nur stundenlang. Der Araber hatte sie mitgenommen, weil man sie ihm umsonst gegeben hatte. Es gibt dort Stämme, welche Hühner in Menge haben, aber das Fleisch derselben nicht genießen. Er warf sie in den Sumpf, wo sich augenblicklich ein wahrhaft scheußlicher Kampf um das Aas erhob. Die Krokodile verletzten einander dabei selbst. Schwarz sah, daß dem einen ein Bein herausgerissen, dem andern der Schwanz und einem dritten ein Stück des Rachens abgebissen wurde.
    Nun entfesselte man die Kamele, um den Ritt von neuem zu beginnen. Er war heute nicht so beschwerlich, die Gegend nicht so trostlos wie gestern.
    Der Fluß kehrte von seiner großen Krümmung zurück, und die Fährte, welcher man zu folgen hatte, suchte seine Nähe wieder auf. Da gab es Wasser zum Trinken, Grün für die Tiere und – Enten für die Menschen. Schwarz erlegte auf einen Schuß zwei derselben.
    Die Kamele waren, durch die Pfeifen aufgemuntert, heute noch fleißiger gewesen als gestern. Man erreichte schon kurz nach Mittag die Stelle, an welcher die Sklavenjäger in voriger Nacht haltgemacht hatten. Das veranlaßte die beiden Reiter, ihren schwachen Tieren eine Ruhestunde zu gönnen. Sie stiegen ab, machten ein Feuer und brieten eine Ente.
    Auch während dieses Haltes wurde nur wenig gesprochen. Der Elefantenjäger schien ein höchst schweigsamer Mann zu sein, und Schwarz hatte keinen zwingenden Grund, ihn zur Beredsamkeit zu bringen.
    Am Nachmittag wurde der bisher ebene Boden wellenförmig, und später sah man zur rechten Hand Höhen liegen, welche nach dem bisherigen Maßstab ganz respektabel erschienen. Von dorther lief ein Chor herab, welchem die Fährte aufwärts folgte. Einige Stellen dieses in der Regenzeit einen Fluß bildenden Bettes waren feucht; in anderen stand sogar noch Wasser. Da gab es pflanzliches und tierisches Leben in Menge. Aber zur Beobachtung desselben war keine Zeit vorhanden, da die Sklavenjäger bis spätestens morgen mittag überholt werden mußten. Aus diesem Grund wurden die Suffarah heute noch anhaltender als gestern benutzt, und die Wirkung war, daß die Kamele fast über ihre Kräfte liefen.
    Der weitere Weg führte zwischen den erwähnten Höhen hindurch und senkte sich dann wieder abwärts nach dem Fluß, welcher abermals einen Bogen gemacht hatte, der durch die Fährte abgeschnitten worden war. Doch blieb die Fährte nicht am Fluß, sondern lief am Rand einer Maijeh hin, um deren äußerste Spitze sie bog. An dieser Stelle mußten die beiden Reiter halten, weil der Abend hereinzubrechen drohte.
    Der Maijeh bildet weit in das Land gehende Buchten, ähnlich den Bayous des Mississippi, welche zur Regenzeit mit Wasser gefüllt sind. Kehrte der Nil dann zu seiner ursprünglichen Breite zurück, so bleibt das Wasser in diesen Buchten stehen, wo es eine lebhafte Vegetation erweckt, um dann später mehr oder weniger auszutrocknen. Viele dieser Vertiefungen sind so energisch eingeschnitten, daß sie selbst in den heißesten Monaten Wasser halten. Sie werden Maijeh genannt, und an einem derselben hielten die beiden Reiter.
    Mehrere hundert Schritt vom Rand desselben stand eine riesige Homrah, deren Stamm gewiß über

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