Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Der Imam liebte mich wie seinen eigenen Sohn. Er nahm mich mit von Land zu Land, von Volk zu Volk, deren Sprachen ich nach und nach kennenlernte; er aber sprach nur arabisch mit mir. Auch lehrte er mich alles, was er selbst wußte; er unterrichtete mich im Schwimmen, Rudern und Schießen. Er ließ mir, wohin wir kamen, auch in andren Dingen Unterricht erteilen, so daß ich vieles lernte, was andre nicht können und erfahren. Als ich zwölf Jahre bei ihm war, kamen wir zu den Bongo, wo er plötzlich starb. Er hinterließ mir seine wenige Habe und seinen reichen Segen, welcher sich auch sofort bewährte, denn nur wenige Tage nach seinem Tod kam ein Mann zu den Bongo, um Krieger anzuwerben, und in diesem erkannte ich auf den ersten Blick denjenigen, der mich geraubt hatte. Ich wollte mich auch anwerben lassen, um mitgehen und mich an ihm rächen zu können; aber ich war ihm zu jung, und er wies mich ab. Als ich weiter in ihn drang, schlug er mich mit der Peitsche und verbot mir, mich wieder bei ihm sehen zu lassen.“
    „Hörtest du seinen Namen?“
    „Nein!“
    „Aber du erfuhrst wenigstens, woher er war?“
    „Auch nicht. Beides wurde verschwiegen. Ich gehörte nicht zu den Bongo; ich war ihnen fremd; darum sagten sie mir nichts. Aber ich erlauschte, daß die Krieger zum Sklavenraub gemietet seien und daß sie nilaufwärts nach einer Seribah segeln würden. Da versteckte ich das beste Boot, welches sie besaßen, legte vier Ruder, zwei als Vorrat, ein Segel und meine Waffen hinein, brachte einen Vorrat von Kisrah und Früchten hinzu und wartete nun, bis der Fremde auf seinem Noqer, welcher am Ufer lag, mit den Bongo aufbrechen werde. Als dies geschah, stieg ich in mein kleines Boot und ruderte ihnen heimlich nach.“
    „Das war kühn von einem so jungen Menschen!“
    „Effendi, die Rache macht stark und verwegen. Ich mußte von ihm erfahren, wer mein Vater ist, und wollte ihn dann töten. Ich ruderte und segelte volle drei Tage hinter seinem Noqer her. Gleich am ersten Tag war ich auf eine Wurzel gestoßen, und mein Boot fiel um mit allem, was sich darin befand. Nun hatte ich weder Waffen noch Speise mehr. Ich hielt zwei Tage den Hunger aus; dann aber konnte ich ihn nicht länger ertragen. Der Noqer kam an einer Mischrah vorüber, von welcher er sich sehr vorsichtig fernhielt. Darum vermutete ich, daß die dort wohnenden Menschen dem Mann, welchem ich folgte, feindlich gesinnt seien. Das gab mir den Mut, dort anzulegen, mir ein wenig Durrha oder Kisrah zu erbitten und mich zugleich nach dem Noqer zu erkundigen. Der erste Mann, den ich am Ufer traf, war el Schacher.“
    „‚Der Schnarcher‘, der jetzt mit uns fährt!“
    „Ja. Er nahm sich meiner an und beantwortete meine Fragen. Ich erfuhr, wem der Noqer gehörte, denn er hatte ihn vorübersegeln sehen. Ich teilte ihm mein Geheimnis nicht mit, doch wußte ich nun, daß ich die Verfolgung aufgeben konnte. Ich blieb einige Zeit auf der Seribah Hasab Murats und suchte unbemerkt zu erfahren, ob dieser wohl zu einem Kampf mit meinem Feind zu bringen sei. Das war aber nicht der Fall; er haßte ihn zwar, doch fühlte er sich zu schwach, ihn anzugreifen. Allein konnte ich nichts ausrichten. Ich hätte meinen Entführer wohl heimlich überfallen und töten, aber nicht von ihm erfahren können, wer mein Vater ist. Ich mußte mir andre Verbündete suchen. Die Dschur hatten ihre Dörfer in der Nähe. Ich fuhr zu ihnen und versteckte meinen Kahn am Ufer. Ich wagte mich sogar in das Dorf, welches ganz in der Nähe der Seribah meines Feindes liegt. Aber leider erfuhr ich, daß die Dschur seine Verbündeten seien.“
    „Ah, jetzt weiß ich, wer es ist!“ sagte der Graue. „Abu el Mot ist es. Du kanntest den dicken Häuptling der Dschur und sein Dorf.“
    „Nein, nicht dieser, sondern ein andrer ist es. Ich fuhr weiter um Leute zu suchen, welche mir helfen würden. So kam ich zu den Sandeh, welche ihr Niam-niam nennt. Sie nahmen mich sehr freundlich auf, und der Sohn des Häuptlings wurde mein Freund. Ihm, dem ‚Sohn der Treue‘, teilte ich mein Geheimnis mit, und er versprach, mir zu helfen. Offen den Krieg predigen, durften wir nicht, denn Abu el Mot hatte die Niam-niam noch nicht beleidigt; aber heimlich streuten wir den Haß gegen ihn aus, und nach und nach reifte der Plan, ohne Wissen des Königs, des Vaters meines Freundes, mit einer kleinen Schar junger Krieger, die mich lieben, nach der Seribah Abu el Mots aufzubrechen, meinen Feind herauszuholen und ihn als

Weitere Kostenlose Bücher