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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Elefantenjäger gesehen, der dann mit meinem Bruder nach Madunga geritten ist?“
    „Ja.“
    „Ist er dir nicht schon vorher einmal begegnet?“
    „Nein.“
    „Denk nach! Vielleicht hast du ihn doch schon vorher gesehen?“
    „Ich kann mich nicht entsinnen.“
    „Auch vor langen, langen Jahren nicht?“
    „Auch da nicht.“
    „Hm! Du hast bis jetzt noch nicht gesagt, ob du deinen Namen weißt.“
    „Meine Mutter nannte mich stets Kilbi, Neffi oder Hajati (mein Herz, meine Seele, mein Leben). Mein Vater aber sagte kein solches Liebeswort. Er nannte mich nur Mesuf. Dieses Wort gehört mit zu den wenigen, welche ich mir gemerkt habe.“
    „Mesuf! Hm! Einen Namen hat der Elefantenjäger leider nicht genannt; aber er ist ein Araber und hat gesagt, daß ihm sein Sohn geraubt worden sei.“
    „Meinst du, daß er mein Vater ist?“
    „Ich meine es nicht; ich vermute es nicht einmal; aber möglich wäre es doch.“
    „Es werden vielen Leuten die Kinder geraubt. Hat er gesagt, woher er ist?“
    „Nein.“
    „Oder was er ist?“
    „Auch nicht.“
    „So ist er mein Vater nicht.“
    „Aus welchem Grund behauptest du das?“
    „Mein Vater ist ein vornehmer Mann, und ein solcher nennt seinen Stand; er braucht ihn nicht zu verschweigen. Und glaubst du, daß ein reicher und vornehmer Mann Elefanten jagt, um leben zu können?“
    „Nein.“
    „Nun, so ist dieser Elefantenjäger ein mir fremder Mensch.“
    „Aber er hat gesagt, daß er jahrelang umhergewandert sei, um seinen Sohn zu suchen! Da kann er nicht von seinem Reichtum, sondern er muß von der Jagd leben.“
    „Mein Vater hat viele Leute und Diener, welche an seiner Stelle suchen können. Hat der Elefantenjäger von der Mutter seines Sohnes gesprochen?“
    „Auch nicht.“
    „So ist er ein harter Mann, welcher nur nach seinem Sohn, aber nicht nach dem Sohn seines Weibes sucht. Mag er ihn finden, ich aber bin es nicht.“
    Er wandte sich ab und ging.
    „Ein charaktervoller junger Mensch!“ meinte Schwarz, indem er ihm nachblickte. „Glücklich der Vater, welcher so einen verlorenen Sohn wiederfindet!“
    „Ja, ich hab ihn herzlich lieb g'wonnen, und ich glaub' gern, daß es unter den Niam-niam Leut' g'nug gibt, die sich mit ihm in die G'fahr begeben hätten, den Abd el Mot lebendig und mit Haut und Haar zu fangen und heimzuschaffen. Er ist eben – – – schaun S' da kommen Sie! Ja, bei meiner Seel', da kommen sie!“
    Er war plötzlich aufgesprungen und deutete in die Luft.
    „Wer denn, wer?“ fragte Schwarz beinahe erschrocken.
    „Sehen S' denn nit? Da kommen's g'flogen, grad übers Wasser herüber!“
    „Ah, diese Vögel?“
    „Ja. Wer denn sonst?“
    „Ich dachte, Abd el Mot käme irgendwo, weil Sie von ihm sprachen!“
    „Gehen S' mit dem! So a Vogel is an der Flügelspitz' mehr wert als der Abd el Mot am ganzen Körper. Haben S' g'sehen? Da haben s' sich niederg'macht am andern Ufer. Kennen S ' auch schon diese Tiere?“
    „Ja, natürlich.“
    „Nun, was waren's für welche?“
    „Ibisse, und zwar heilige.“
    „Lateinisch?“
    „Ibis religiosa.“
    „Richtig! Die haben weißes G'fieder. Und wie heißt die andre Art lateinisch?“
    „Ibis falcinellus“, antwortete Schwarz, sehr belustigt über dieses Examen.
    „Ja; die haben schwarze Federn. Und wie wird der Ibis hier g'nannt?“
    „Herehz oder Abu mingal.“
    „Das ist arabisch; ich meine aber sudanesisch!“
    „Nädsche.“
    „Und zwar warum?“
    „Weil sein Geschrei so klingt.“
    „Sehr richtig! Der Sudanese nennt die Tiere gern nach ihrer Stimm' oder sonstigen augenfälligen Eigenschaften. Der heilige Ibis heißt Nädsche abi ad, weil er weiß ausschaut, und der andre Nädsche os wud, weil er schwarz aussieht. Man sieht sie nit oft so hoch fliegen wie die, welche wir jetzt beobachtet haben. Sie scheinen gar kein übler Vogelkenner zu sein. Mit Ihrem Bruder bin ich auch sehr zufrieden g'west, denn er hat niemals falsch oder vielleicht gar nit g'antwortet, sondern alles gleich richtig g'wußt. Das hat mich sehr g'freut von ihm, und ich hoff, daß ich mit Ihnen auch so gut z'frieden sein kann. Die Vögel sind eben die interessantesten unter den Tieren, was mich vermocht hat, mich vorzugsweise grad mit ihnen zu beschäftigen. A hübscher Vogel is mir lieber als zehn Säugetiere und zwanzig Fische, und darum ist's mir sehr egal, ob die da vorn mit ihren Angeln jetzt was fangen oder nit; das ist ja nur zum Essen und nit zum Beobachten.“
    Er deutete nach dem

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