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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lassen, wegen des neuen Schilffeldes wieder in die Kähne zu steigen. Sobald ihr seht, daß die Boote bemannt werden sollen, schießt ihr jeden weg, der hineinsteigen will.“
    „Werden unsre Kugeln die Schiffe erreichen?“ fragt Hasab Murat.
    „Ja, denn sie werden sich in der Nähe dieses Ufers halten, weil das jenseitige nicht so schilffrei ist, wie ihr seht. Ich habe euch einen wichtigen Posten anvertraut; ich hoffe, daß ihr eure Pflicht tun werdet!“
    Jetzt kehrte er nach der Stelle zurück, wo das Boot auf ihn wartete, welches ihn nach der Dahabiëh bringen sollte. Auf derselben angekommen, ließ er sogleich die Anker heben, um mit den drei Schiffen möglichst weit vorzurücken und sich dort wieder festzulegen. Ein Posten wurde im kleinsten Boot vor ins Uferschilf gesandt. Er erhielt das Fernrohr mit und hatte den Auftrag, den Sandal und Noqer unausgesetzt zu beobachten und sofort zurückzukehren, wenn er sehe, daß die beiden Fahrzeugen die Segel wieder hissen würden. In diesem Fall waren sie durch das erste Schilffeld gedrungen, und man mußte ihnen schleunigst folgen.
    Jetzt machte Schwarz die beiden Kanonen bereit. Er ließ Munition zur Drehbasse bringen und lud sie mit einer Vollkugel. Dann wurde auch die Maximkanone so befestigt, daß man Schüsse aus ihr abgeben konnte. Der Lauf wurde nach Backbord gerichtet und dann wieder mit den Decken belegt. Einige der Asaker waren Artilleristen in Ägypten gewesen. Diesen vertraute er die Drehbasse an und erklärte ihnen den Gebrauch derselben; er selbst wollte die Maximkanone bedienen und beorderte einige Mann zu leichter Handreichung dabei.
    Dann erhielten der Raïs und der Mustamel genaue Anweisung, wie sie zu manövrieren hätten. Ben Wafa mußte die Reïsahn der beiden Noqers holen, damit auch diese erfuhren, wie sie und ihre Leute sich zu verhalten hätten.
    Über diesen Vorbereitungen waren fast zwei Stunden vergangen, und man konnte nun für jeden Augenblick den ausgesandten Posten zurückerwarten. Jeder Soldat stand an seinem Platz, möglichst gedeckt vor den Kugeln der Feinde. Da man wußte, aus welcher Richtung diese Kugeln kommen würden, so war es nicht schwer, für genügenden Schutz zu sorgen.
    Pfotenhauer hatte sich fleißig, aber wortkarg an den bisherigen Arbeiten beteiligt. Jetzt stand er, sein Gewehr in der Hand, neben Schwarz und sagte: „Nun wollen wir mal schau'n, ob ich wirklich zum Soldat nix taugen tu' und ob meine Nas' wirklich mir und andern im Weg' ist. Vielleicht wird mir a Stück davon wegg'schossen, womit ich auch zufrieden sein müßt'. Ich freu' mich nur auf die Gesichter, welche sie machen werden, wann s' uns sehen. Schön wär's, wenn wir an sie kommen könnten, ohne daß sie uns vorher bemerkten!“
    „Das ist sehr leicht möglich“, antwortete Schwarz.
    „Wirklich? Sie werden doch nit bloß nach vorn schauen!“
    „Nein; aber es gibt Sandals und Noqer, welche Hecksegel führen, die so weit hinten herabgehen, daß sie die Aussicht nach rückwärts verdecken.“
    Und sich zu dem in der Nähe befindlichen ‚Sohn des Geheimnisses‘ wendend, fragte er diesen, ob die Schiffe Abu el Mots nur die gewöhnlichen Segel führten. Der junge Mann hatte sich das Gewehr und die Munition eines der nun als Kanoniere verwendeten Asaker geben lassen. Er antwortete: „Diese Schiffe sind plumpe Fahrzeuge; darum hat man ihnen, damit sie viel Wind fassen, noch ein Hecksegel gegeben.“
    „Es ist so, wie ich dachte“, erklärte Schwarz dem Grauen. „Vielleicht gelingt es uns, so nahe an sie zu kommen, daß sie uns nicht eher bemerken, als bis wir uns an ihrer Seite befinden.“
    „Dann wären s' Ohrfeigen wert!“
    „Warum? Ihr Augenmerk ist nur nach vorn gerichtet, und da sie nicht ahnen können, daß wir sie verfolgen, und ihnen das Segel den Ausblick verwehrt, so würde es gar kein Wunder sein, wenn sie uns nicht sähen. Da! Es geht los! Dort kommt der Posten in seinem Boot. Mag's gut vonstatten gehen! Raïs, die Segel in die Höhe und die Anker auf!“
    Die Ankerketten rasselten; die Leinwand stieg empor, der Wind legte sich hinein, und die Fahrzeuge setzten sich in Bewegung, die Dahabiëh voran, die Noqer hinterdrein, nachdem der zurückgekehrte Posten an Bord genommen worden war.
    Schwarz stieg hinauf zum Steuermann, bei dem der Kapitän stand. Die Dahabiëh bog in die Krümmung des Flusses ein, und sah man jenseits derselben das durchbrochene Omm-Sufah-Feld. Die Leute Abu el Mots hatten durch dasselbe einen Kanal gebahnt, durch

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