Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
erzählen.“
    „Aber weißt du denn, wie ich mich dabei verhalten habe?“
    „Ja.“
    „Nun, wie denn?“
    „Du hast gar nichts getan, sondern nur zugesehen. Oder willst du etwa von Heldentaten sprechen, welche du gar nicht getan hast?“
    „Schweig! Du warst nicht dabei und kannst also unmöglich wissen, welche Verdienste ich mir um euch errungen habe. Du freilich hättest nichts getan und nichts gewagt, sondern nur zugeschlagen, denn du bist zu weiter nichts nütze. Darum hat der Effendi nicht dich, sondern mich mitgenommen!“
    „Weil ich mich ihm nicht angeboten habe! Dich hätte er auch nicht mitgenommen, wenn du ihn nicht darum angefleht hättest. Das ist ein Beweis, daß er überzeugt gewesen ist, dich nicht brauchen zu können.“
    „Willst du damit etwa sagen, daß ich ein unbrauchbarer Mensch bin?“
    „Nein, denn jeder Mensch, selbst der allerdümmste, ist zu etwas nütze!“
    „Oho!“ stieß der Kleine zornig hervor. „Kommst du mir so? Nennst du mich den allerdümmsten Menschen? So wisse denn, daß ich sämtliche Wissenschaften studiert habe und auswendig kann! Was aber hast du gelernt? Nichts, gar nichts!“
    „Laß mich in Ruhe mit deinen Wissenschaften! Wir wissen sehr genau, was wir davon zu halten haben. Ich bin da weit überlegen, denn ich kenne alle Völker und Dörfer, alle Länder und Einwohner des Erdkreises.“
    „Das machst du mir nicht weis!“
    „Ich habe es bewiesen!“
    „Wann denn?“
    „Auf der Seribah Madunga, wo du meine Fragen nicht beantworten konntest.“
    „Und du ebensowenig die meinigen, du dreimaliger und zehnmaliger ‚Vater des Gelächters‘ und der Lächerlichkeit!“
    „Schimpf nicht! Wie lautet denn dein Name! ‚Vater der elf Haare‘, rechts sechs und links fünf kleine Borsten! Schau dir dagegen den Bart an, mit welchem Allah mich erfreut hat. Jeder, der mich erblickt, hat Respekt vor dieser männlichen Zierde!“
    „Mach dich nicht lächerlich! Seit welcher Zeit trägst du ihn denn? Seit einigen Wochen! Da kannst du noch gar nicht wissen, ob er Blüten und Früchte bringen wird! Und was meinen Namen betrifft, so brauche ich mich seiner nicht zu schämen. Man nennt mich Abu el Buz ‚Vater des Maules‘, weil die vordere Hälfte des Löwen mein Eigentum geworden ist. Du aber hast dich mit der hinteren zufriedengeben müssen, du armer ‚Vater des Schwanzes‘!“
    „Weil das Los so gefallen ist. Wie lautet denn dein eigentlicher Name, den du in deiner Heimat trägst? Ich habe ihn mir gemerkt. Uszkar Istvan heißt er. Wer einen so kurzen Namen trägt, kann kein berühmter Mann sein. Höre dagegen den meinigen! Ich bin Hadschi Ali Ben Hadschi al Faresi Ibn Otaiba Abu l' Ascher Ben Hadschi Marwan Omar el Gandesi Hafid Jacub Abd' Allah el Sandschaki!“
    „Um Allahs willen, halt ein!“ rief der Kleine. „Du ziehst diesen ewig langen Namen ja aus dem Mund, wie der Effendi heute den Wurm aus der Beule des Abaka-Negers gewickelt hat!“
    „Willst du wohl schweigen!“ fuhr ihn der Graue an. „Du schreist ja, daß man es dort beim Feuer hören muß. Willst du, daß man auf uns aufmerksam wird und der Effendi deinetwegen in Gefahr gerät!“
    Das half. Der Kleine war still; aber nach einer Weile trat er nahe an den ‚Vater des Gelächters‘ heran und fragte ihn leise: „Ärgerst du dich, Hadschi Ali?“
    „Ja“, antwortete dieser. „Du dich aber wohl auch?“
    „Natürlich!“
    „Wer ist schuld daran?“
    „Ich!“
    „Nein, ich!“
    „Also alle beide?“
    „Ja. Darum ist der eine gerade so viel wert wie der andre. Verzeihst du mir?“
    „Ja. Und du mir auch?“
    „Ganz gern. Gib mir deine Hand! Wir wollen uns nicht wieder zanken.“
    „Nein. Wenigstens heute nicht mehr. Das verspreche ich Dir!“
    Indessen hatte Schwarz die Nähe des Lagers erreicht. Dieses befand sich an einer Stelle des Ufers, an welcher die Büsche aus der Ebene unter die Bäume zurückgewichen waren, ein Umstand, welcher dem Deutschen sehr lieb sein mußte. Die nackten Baumstämme allein hätten ihm kein vollständig sicheres Versteck geboten. Da sich aber das Gesträuch zwischen ihnen befand, so konnte er sich hinter und in demselben leichter nähern.
    Die Sklavenjäger saßen zwischen den beiden Feuern, so daß sie von den hier am Wasser sehr zahlreichen Stechfliegen weniger belästigt werden konnten. Über der einen Flamme hing ein tönernes Gefäß, in welchem Fische gesotten wurden, die man im Maijeh gefangen hatte. Die mitgenommenen Sklavinnen rieben Durrha zu

Weitere Kostenlose Bücher