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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Scheik nahm jedenfalls an, daß er im gleichen Rang mit dem Mudir stehe. Vielleicht hielt er es für angemessen, demselben durch Trotz zu imponieren. Er wartete gar nicht ab, bis er angeredet wurde, sondern er rief dem Beamten in zornigem Ton zu: „Wir sind hinterlistigerweise überfallen und gebunden worden; da wir in der Minderzahl waren, haben wir es uns gefallen lassen müssen. Nun aber befinden wir uns an einem Ort, wo wir Gerechtigkeit erwarten können. Wir sind freie Arab el Homr, und niemand hat uns etwas zu befehlen. Warum nimmt man uns die Stricke nicht von den Händen? Ich werde dem Khediven melden lassen, wie die Beni Arab von seinen Dienern behandelt werden!“
    Er erzielte einen ganz anderen Erfolg, als er erwartet hatte. Die Brauen des Mudir zogen sich zusammen. Er antwortete in jenem ruhigen, aber schneidenden Tone, welcher gefährlicher ist als zorniges Wüten: „Hund, was sagst du? Frei nennst du dich? Mich willst du beim Pascha anzeigen? Wenn du es nicht weißt, daß du ein schmutziger Wurm gegen mich bist, so will ich es dir beweisen. Ihr seid hier eingetreten, ohne eure Köpfe auch nur einen einzigen Zoll vor mir zu beugen. Es gibt keinen Offizier oder Effendi, welcher mir den Gruß versagt, und ihr stinkenden Hyänen, die ihr als Verbrecher zu mir gebracht werdet, wagt es, dies zu tun? Ich werde euch zeigen, wie tief ihr euch zu verbeugen habt. Werft sie nieder und gebt jedem zwanzig Hiebe; der Scheik aber soll als Lohn seiner Frechheit vierzig bekommen!“
    Eine der Kawassen holte sofort eine hölzerne Vorrichtung herein, welche einer Bank glich, die nur an der einen Seite zwei Beine, an der anderen aber keine hat. Sie wurde auf den Boden gelegt, und zwar so, daß die beiden Beine empor standen. Dann ergriffen die Kawassen einen der Homr, zogen ihn nieder, legten ihn mit dem Rücken auf die Bank und schnallten ihn da fest. Seine nach aufwärts gerichteten Beine wurden fest an die Beine der Bank gebunden, so daß seine Fußsohlen nach oben blickten. Die pantoffelähnlichen Schuhe hatte man ihm natürlich ausgezogen. Dann ergriff ein Kawaß einen fingerstarken Stock und gab ihm auf jede Fußsohle zehn kräftige Hiebe.
    Der Homr hatte sich wehren wollen, doch ganz vergeblich. Er biß die Zähne zusammen, um nicht zu schreien; aber als nach den ersten Schlägen die Fußsohlen aufsprangen, erhob er ein fürchterliches Lamento. Als er losgeschnallt war, konnte er nicht auf den Füßen stehen; er blieb wimmernd am Boden sitzen.
    Ganz ebenso erging es seinen Kameraden. Der Scheik erhielt die doppelte Anzahl Hiebe; nur der Verwundete blieb verschont, denn der Mudir sagte: „Er hat vor mir auf der Erde gelegen, zwar nicht aus Höflichkeit, sondern infolge seiner Verletzung. Ich will ihn aber mit meiner Gnade erleuchten und annehmen, er habe sich aus Demut vor mir niedergeworfen. Diese Hundesöhne sollen sich nicht ungestraft gegen mich erheben und mir gar drohen, mich beim Pascha zu verklagen! Jetzt mag der Scheik mir sagen, ob er den Fremden Effendi kennt, welcher hier an meiner Seite sitzt!“
    Auch dieser, der Scheik, konnte seinen Schmerz nicht still überwinden. Er stöhnte noch lauter als die anderen. Als er jetzt zögerte, die verlangte Antwort zu geben, drohte der Mudir: „Wenn du nicht sprechen willst, werde ich dir den Mund öffnen. Für eine jede Antwort, welche mir einer von euch verweigert, lasse ich ihm zwanzig Hiebe geben. Nur sag, ob du den Effendi kennst!“
    „Ja, ich kenne ihn“, stieß der Scheik hervor, wohl wissend, daß der Mudir seine Drohung wahr machen werde.
    „Du gibst zu, daß ihr ihn überfallen und töten wolltet?“
    „Nein. Wer das behauptet, der ist ein Lügner.“
    „Ich selbst behaupte es, und also hast du mich einen Lügner genannt, wofür ich deine Straße schärfen werden. Kennst du einen Sklavenjäger, welcher Abu el Mot heißt?“
    „Nein.“
    „Du hast gestern in der Nacht mit ihm gesprochen.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Dieser Effendi hat, als du am Feuer saßt, sich an die Gum geschlichen und das Gespräch dieser Leute belauscht. Dann sah er dich zu Abu el Mot gehen, und später brachtest du die Gum geführt. Das haben auch diese ehrlichen Dschellabi gesehen. Willst du noch leugnen?“
    „Ich war es nicht, sie haben mich verkannt.“
    „Du bist ein sehr verstockter Sünder. Weißt du nicht, daß man mich Abu hamsah miah, den ‚Vater der Fünfhundert‘, nennt? Da du leugnest, was eine große Beleidigung für mich ist, weil du mich damit für

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