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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dieser Herzenserguß ein aufrichtiger war, denn sein intelligentes Gesicht glänzte vor Freude.
    „Nicht wahr, du sollst mich zu ihm bringen?“ fragte Schwarz.
    „Ja, Effendi.“
    „Aber das ist schwer. Unser Weg führt durch Gegenden, welche den Sandeh und also auch dir feindlich gesinnt sind.“
    Da ergriff der Knabe schnell des Deutschen Hand, küßte sie und rief: „Effendi, du schimpfst uns nicht Niam-niam (Menschenfresser), sondern nennst uns bei unsrem richtigen Namen! Ich bin ein Königsprinz und brauche keinem Menschen zu dienen. Für dich aber werde ich alles tun, was zu verlangst. Nur deinem Bruder zuliebe bin ich sein Bote geworden, denn ein andrer wäre nicht klug genug gewesen, bis hierher zu gelangen; die Denka und Nuehr hätten ihn getötet oder zum Sklaven gemacht.“
    „Hattest du das denn nicht auch für dich zu befürchten?“
    „Nein, denn mich fängt keiner. Ich bin ein Krieger und habe unsre Männer schon oft in den Kampf geführt.“
    Er sagte das mit einem ruhigen Stolz, welcher fern von Überheblichkeit war. Der kleine, jugendliche Held mußte allerdings ein ganz tüchtiges Kerlchen sein, da er eine so weite Reise ganz allein durch feindliches Land unternommen und auch glücklich beendigt hatte.
    „Wäre es nicht besser gewesen, wenn du noch einige Krieger mitgenommen hättest?“ fragte Schwarz.
    „Nein, denn mehrere werden leichter bemerkt als nur einer.“
    „Bist du gelaufen?“
    „Nein. Ich habe mir ein kleines Boot mit einem Segel gebaut. Mit demselben bin ich den Bahr er Rohl und dann den Bahr ed Dschebel herabgefahren. Es gab überall Wasser zum Trinken. Hatte ich Hunger, so fing ich mir Fische, und kam ein feindliches Schiff, so versteckte ich mein Boot in das Gebüsch des Ufers oder hinter das hohe Schilf.“
    „Aber kanntest du denn den Weg?“
    „Ja, denn ich bin bereits zweimal in Khartum gewesen und habe dort die Sprache der Araber gelernt.“
    „Bist du nicht einmal bei einer Seribah ausgestiegen?“
    „Wie könnte ich das, Effendi! Das darf man nicht wagen. In den Seriben wohnen doch nur Sklavenjäger. Ich kenne sie alle, aber ich bin stets des Nachts und sehr schnell an ihnen vorübergefahren.“
    „Kennst du auch eine, welche Omm et Timsah genannt wird?“
    „Ja. Sie ist die gefährlichste für uns, da sie an der Grenze unsres Landes liegt und dem grausamsten Manne gehört, den es geben kann.“
    „Wie heißt dieser Mann?“
    „Abu el Mot.“
    „Ah, du kennst seine Seribah! Hast du jemals auch ihn selbst gesehen?“
    „Ja. Er hat das Angesicht und die Gestalt eines Gestorbenen, und der Tod folgt jedem seiner Schritte. Seine Seribah ist ein Schreckensplatz. Die Leichen zu Tode gepeitschter Sklaven, die frei umherliegen, der Sammelplatz aller Arten Raubvögel und aasfressender Raubtiere sind ihre Merkmale.“
    „Und wo war mein Bruder, als du ihn verließest?“
    „Bei meinem Vater.“
    „Er befindet sich also in der Nähe der Seribah des Sklavenjägers?“
    „Ja, Effendi. Die Entfernung beträgt nur drei Tagereisen.“
    „Und ist mein Bruder der einzige Fremde, welcher jetzt bei euch weilt?“
    „Nein. Es ist noch ein andrer Weiße bei ihm.“
    „Ah! dann sind es diese beiden, von denen Abu el Mot gesprochen hat. Was ist und wie heißt dieser andre?“
    „Er ist ein Baija et tijur (Vogelhändler). Er hat die Beine des Storches, und seine Nase ist lang und beweglich wie der Schnabel des Storches. Darum wird er Abu Laklak (Vater des Storches) genannt. Seinen eigentlichen Namen kann ich nicht aussprechen.“
    „Wir müssen schleunigst abreisen, denn ihm und meinem Bruder droht die größte Gefahr. Abu el Mot will sie töten.“
    „Hat er das gesagt?“ fragte der Mudir.
    „Ja“, antwortete der Deutsche. „Ich habe es selbst gehört.“
    „Ich weiß allerdings, daß er keinen fremden Weißen im Bereich seines Jagdgebietes duldet, und so glaube ich, daß er seine Drohung wahr machen wird, sobald er auf seiner Seribah eingetroffen ist. Die Gefahr, in welcher sich dein Bruder befindet, ist sehr groß, denn der König der Sandeh vermag ihn nicht gegen die Hinterlist und die überlegenen Waffen der Sklavenjäger zu schützen.“
    „Oh, die Sandeh sind tapfer!“ warf der Neger in stolzem Ton ein.
    „Ich will das nicht bestreiten“, antwortete der Mudir im Ton gnädiger Überlegenheit; „aber wie viele von euch sind dennoch von den Sklavenjägern getötet oder geraubt worden! All euer Mut vermag nichts gegen die wilde Gier dieser Menschen, und

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