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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mitnehmen kann, desto besser ist es für mich.“
    „Also Sie gebten Erlaubnis, Ihrige?“
    „Ja, ganz gern.“
    „Das seinte sehr schön. Das machte mir Freude, unendliche. Ich hatt gelernte Sprache, negerliche, und werd seinte Ihnen nützlich mit Kenntnissen, meinigen. Wir werden machte Forschungen, wissenschaftenkeitliche, und uns erwerbte Namen, unsrige, sehr berühmte. Ich willte gleich lauf zu Hadschi Alli, wartenden, um ihn zu sagente, daß wir könnte treffen Vorbereitungen zur Abreise, schneller, weil Sie haben erfüllte Wunsch, unsrigen!“
    Er eilte erfreut fort, um dem ‚Vater des Gelächters‘ die betreffende Mitteilung zu machen.

SECHSTES KAPITEL
    Schwarze Pläne
    Da, wo der Bahr el Ghazal, der Gazellenfluß, in das Gebiet der Bongoneger tritt, sind an seinem rechten Ufer nur einzelne Dalebpalmen zu sehen, deren dunkelgrüne Blattwedel sich im leisen Luftzug träumerisch bewegten. Am linken Ufer stieg ein dichter Mimosenwald bis an das Wasser herab. Die da an den Ästen und Zweigen hängenden dürren Gräser zeigten an, wie hoch zur Regenzeit das Wasser zu steigen pflegte.
    Auf dem Wasser lagen große Inseln, welche aus Anhäufungen frischer und abgestorbener Grasrhyzome bestanden, und dazwischen gab es lange und breite Streifen von wildem Zuckerrohr, welche den jetzt schmalen Strom noch mehr einengten.
    Im hohen Rohr, und von demselben fast ganz verborgen, lag ein Noqer, eine jener Segelbarken, wie sie am oberen Nil gebräuchlich sind. Der in der Mitte des Fahrzeugs angebrachte Hauptmast war niedergelegt, ebenso der kleinere am Vorderteil des Schiffes. Wer von der Anwesenheit dieses Noqer nichts wußte, konnte leicht in kurzer Entfernung von demselben vorüberfahren, ohne ihn zu bemerken.
    Es war klar, daß die so vorsichtig versteckte Barke außer Gebrauch lag, und dennoch gab es Personen, welche sich emsig auf derselben beschäftigten.
    Fünf oder sechs Sklavinnen knieten nebeneinander, um Durrha auf der Murhaqa zu reiben. Diese Murhaqa ist ein Reibstein, welcher den in Pfahlbauten gefundenen Mahlsteinen fast genau gleicht. Die angefeuchtete Durrha wird in die Vertiefung desselben geschüttet und mit dem Ibn el Murhaqa, einem kleineren Stein, mühsam zerquetscht und zu Mehl zerrieben. Diese primitive Weise des Mahlens, bei welchem den Sklavinnen der Schweiß von den Gesichtern in den teigigen Brei tropft, ist sehr anstrengend und zeitraubend. Hat so ein armes Wesen sich von früh bis abend abgemüht, so ist das Ergebnis kaum der tägliche Bedarf von zehn bis fünfzehn Mann.
    Dieser durch das nasse Mahlen erzeugte dicke Brei ist die Grundlage des sudanesischen Speisezettels. Auf der Doka (runde Eisen- oder Steinplatte) gebacken, gibt er die Kisrah, rotbraune, saubere Fladen, das gewöhnliche Brot des Landes, mit Wasser gekocht aber die Luqmah, eine Art Pudding, welcher keinem Europäer einen Ruf des Entzückens entlocken kann. Die Kisrah wird als Proviant auf monatelangen Reisen mitgenommen. Läßt man sie mit Wasser gären, so bekommt man die Merissah, ein säuerliches, überall gebrauchtes Getränk.
    Unter dem Verdeck des Hinterteils waren zwei Schwarze beschäftigt, Stricke aus Palmblattfasern zu drehen. Dabei sprachen sie leise miteinander. Die Blicke, welche sie dabei auf die Sklavinnen warfen, bewiesen, daß sie von diesen ja nicht gehört sein wollten.
    Diese Schwarzen trugen die Guluf, drei wulstige Narben auf jeder Wange, ein sicheres Zeichen, daß sie geraubt worden waren. Ist nämlich eine Sklavenjagd glücklich ausgefallen, so empfangen die jüngeren männlichen Gefangenen diese sechs Schnitte als ewiges und unverwischbares Zeichen der Knechtschaft. Man reibt die Wunden mit Pfeffer, Salz und Asche ein, um den Heilungsprozeß zu verzögern und die Narben möglichst aufschwellen zu lassen.
    Bekleidet waren die beiden nur mit dem Lendenschurz. Das Haar hatten sie mit Anwendung eines vertrocknenden Klebstoffes steif und zylindrisch emporfrisiert, so daß es das Aussehen eines zerknüllten Chapeau-claque ohne Krempe besaß. Sie unterhielten sich im Dialekt der Belandaneger, in welchem alle Worte, welche etwas Geistiges, Übersinnliches bezeichnen, dem Arabischen entnommen sind, wie es überhaupt bei allen sudanesischen Sprachen mehr oder weniger der Fall ist. Dabei wendeten sie die erste Person der Einzahl des Zeitwortes nicht an, sondern setzten an Stelle des ‚Ich‘ ihre Namen.
    „Lobo ist traurig, sehr traurig!“ flüsterte der eine. „Und Lobo darf doch nicht sehen lassen, daß

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