26 - Die Sklavenkarawane
bei dir bleib', bis der Araber kommen ist und ihr glücklich abgereist seid. Was denkst du dazu?“
„Ich gebe dir nicht unrecht; du magst mich also begleiten. Damit auch du dich dann nicht allein befindest, nehmen wir noch einen Ruderer mit. Übrigens wollte ich es den Negern nicht raten, mich zu überfallen, sie würden vor meinen Kugeln gern davonlaufen.“
Das Boot hatte jetzt die Strömung erreicht und trieb mit derselben so schnell abwärts, daß man das Ufer bald wieder aufsuchen konnte. Dort wurde das Fahrzeug im Schilf verborgen, und Schwarz versah sich mit den Gegenständen, welche ihm als notwendig erschienen. Dann brach er auf, begleitet von dem Grauen und einem bewaffneten Schwarzen. Der Steuermann erhielt den Befehl, die Rückkehr der letzteren zwei hier zu erwarten und dabei den Fluß im Auge zu behalten.
Auch hier besaß der Wald nur eine sehr geringe Breite, so daß die drei Männer schon nach wenigen Schritten den Rand desselben und die offene Ebene erreichten. Dort schritten sie nun südwärts der Seribah wieder zu.
Nach Verlauf einer Viertelstunde sahen sie die Trümmer derselben, aus denen sich noch immer ein leichter Rauch erhob. Sie mußten, um unbemerkt zu bleiben, ihren Weg nun zwischen den Bäumen fortsetzen und erreichten glücklich den Hegelikbaum, unter dessen Dach sie sich niederließen, um die Ankunft des Elefantenjägers zu erwarten.
Die baldige Rückkehr desselben mußte ihnen um so erwünschter sein, als der Tag schon weit vorgeschritten war und die Sonne sich dem westlichen Horizont schnell zuneigte.
Der Schwarze hatte sich aus Ehrerbietung in einiger Entfernung von den Weißen niedergesetzt. Die beiden letzteren sprachen von ihrer bevorstehenden Trennung, wobei der Graue nicht umhin konnte, seinen Gefährten allerlei gute Ratschläge zu erteilen.
„Hast doch g'nug Patronen eing'steckt, daß d' brav schießen kannst, wannst ang'fallen wirst?“ fragte er.
„Versteht sich ganz von selbst“, antwortete Schwarz. „Bei einem Ritt, wie ich ihn vorhabe, ist ausreichende Munition das Notwendigste.“
„Und wie g'fallt dir der Elefantenjäger? Als Begleiter muß er dir willkommen sein. Ich möcht' ihn für ehrlich halten, hätt' aber doch beinahe g'lacht, als er seine alte Haubitz'n mit deinem G'wehr verglich und dabei versprach, dich mit derselben zu schützen. Wann's auf den Treffer kommt, wirst halt du es sein, der ihn in Schutz zu nehmen hat.“
„Möglich. Er ist mir wirklich höchst willkommen, und ich schenke ihm alles Vertrauen. Sein Schicksal erregt mein Beileid. Ein Vater, welcher lange Jahre hindurch nach seinem geraubten Sohn sucht!“
„Ja, man zählt diese Leut' zu den Halbwilden; aber sie haben ebensogut wie wir Herz und G'müt. Der Mann tut mir wirklich leid, und – – – halt, schaust sie? Da kommen Sie! Es ist a Manderl und a Weiberl. Kennst sie auch schon?“
Er deutete auf zwei regenpfeiferartige Vögel, welche unter den Bäumen dahergelaufen kamen und, als sie die Männer erblickten, vorsichtig stehenblieben. Ihr Rücken war schwarz, ihr Bauch sandfarben, Schwanz und Flügel aber schwarz, weiß und grau gezeichnet.
„Ja, ich kenne sie“, antwortete Schwarz. „Krokodilswächter, Pluvianus aegypticus. Dieser Vogel wird schon von Herodot erwähnt.“
„Hast recht. Aber weißt auch, wie er von den Leuten hier genannt wird?“
„Ter-, Habobd- und Ghafir- et Timsah.“
„Richtig! Bist gar kein übler Vogelkenner und kannst mir helfen, wann ich später mein Buch schreib'. Schau, da gehen s' wieder fort. Hast auch schon zug'schaut, wann so a Vogel sich dem Krokodil in den offenen Rachen setzt, um das darin befindliche G'würm zu fressen? Die riesige Eidechs' sperrt dabei das Maul sperrangelweit auf, und es fällt ihr gar nit ein, das kleine Viecherl zu stören oder gar zu verschlingen; sie weiß vielmehr recht gut, daß dasselbige sein Wohltäter ist. Dazu g'hört nit bloß Instinkt, sondern die wirkliche Überlegung, die man diesen Geschöpfen so gern absprechen möcht'. So a Tier hat auch Gedanken; es versteht zu folgern und Erfahrungen zu sammeln, und es kann vorkommen, daß so a Wesen klüger handelt als a Mensch, der sich für g'scheit und weise hält.“
„Daß du da recht hast, habe ich nicht nur einmal an mir selbst erfahren.“
„Wieso?“
„Ganz so wie du: wie oft ist uns ein Vogel oder sonst ein Tier entgangen, welches wir fangen oder erlegen wollten. Es war eben vorsichtiger und klüger als wir.“
„Das ist sehr richtig.
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