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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mitgenommene Proviant ist ihm ausgegangen; darum sandte er die Boten auf dem leichten Kahn voraus, um Fleisch und Mehl von der Seribah zu beordern. Er muß nun, wie die Sachen stehen, mit den Nuehrs hungern. Von hier aus kann er nichts erhalten, und in der Seribah Madunga, dem einzigen Ort, an welchem er noch vorüber kommt, darf er sich nicht sehen lassen, weil er mit dem Besitzer derselben in Feindschaft lebt. Er ist also auf das Fischen und Jagen angewiesen, was seine Ankunft sehr verzögern wird. Wenn ihr mit eurem Boot nach Madunga wollt, so rate ich, euch vor ihm in acht zu nehmen. Ihr müßt, sobald ihr seine Schiffe erblickt, anlegen und euch am Ufer verbergen, bis sie vorüber sind.“
    „Wir werden gleich jetzt aufbrechen und die ganze Nacht fahren. Da wir die Strömung für uns haben, werden wir eher in Madunga sein als er. Du beginnst doch auch gleich den Ritt mit meinem Gefährten?“
    „Nein, nicht jetzt, sondern erst, wenn der Morgen graut.“
    „Warum erst dann?“ fragte Schwarz.
    „Aus zwei sehr triftigen Gründen. Ihr seid Christen und wißt also wohl nicht, daß der Moslem jede Reise um die Zeit des Asr, drei Stunden nach Mittag, anzutreten hat. Ist das nicht möglich, so darf er ausnahmsweise zum Fagr aufbrechen, früh, wenn der Strahl der Sonne erscheint. Keineswegs aber ist es ihm gestattet, nach el Aschia, dem Nachtgebet, eine Reise zu beginnen. Von dieser Regel darf er nur in der höchsten Not abweichen. Ich erlaube dir, nach den Satzungen deines Glaubens zu leben, aber du mußt mir auch gestatten, die Gebote des meinigen zu befolgen. Und selbst wenn ich gleich jetzt mit dir reiten wollte, wozu könnte es nützen? Wir müssen der Fährte der Sklavenjäger folgen, welche des Nachts ja doch nicht zu erkennen ist.“
    „Aber wenn wir warten, bis es hell geworden ist, so werden die Dschur wieder hierherkommen und mich sehen.“
    „Sie kommen nicht. Sie sitzen noch jetzt beisammen und trinken berauschende Merissah, worauf sie dann gewiß bis in den Tag hinein schlafen werden. Der Scheik war schon vorher betrunken, und das war ein Glück für mich und dich, denn nur der Rausch machte ihn willig, mir diese zwei Kamele abzutreten. Das eine ist mitsamt dem Sattel dein Eigentum, du hast mir dafür fünf Abu Noktah zu zahlen. Dieser Preis ist sehr gering, weil die Kamele hier doch in der baldigen Regenzeit zugrunde gehen werden; aber dafür fordere ich, daß deine Abu Noktah keine Fehler haben.“
    Der Mariatheresientaler wird nämlich im Sudan nur dann angenommen, wenn die Prägung deutlich ist; außerdem müssen sich die sieben Punkte des Diadems, von denen der Taler seinen Namen hat, ferner auch die Agraffe und die Buchstaben SF scharf zeigen. Fehlt eines dieser Merkmale, so wird der Taler entweder gar nicht genommen oder um mehrere Piaster billiger berechnet.
    Fünf Taler für ein gesatteltes Kamel war gar kein Preis. Schwarz hatte Geld zu sich gesteckt, als er das Boot verließ, und bezahlte die Summe sofort. Da es zu dunkel war, als daß die Prägung gesehen werden konnte, so versprach er, ein etwa minderwertiges Stück am Morgen ohne Widerrede auszuwechseln.
    Er konnte nichts gegen die religiösen Anschauungen des Arabers tun und sah sich also gezwungen, die vier Stunden bis zum Morgengrauen hierzubleiben. Anders war es mit Pfotenhauer. Da dieser noch vor Abu el Mot die Gegend der Seribah Madunga erreichen wollte, so durfte er keine Zeit verlieren; er mußte nach dem Boot zurückkehren und sich also jetzt von Schwarz verabschieden.
    „Geb's Gott, daß wir uns bald und glücklich wiedersehen!“ sagte er, als er dem Gefährten die Hand reichte. „Nun ich dich fortlassen muß, denk' ich doch, daß die Belanda es gar nicht wert sind, daß d' dein Leben für sie wagst. Sie gehn uns eigentlich gar nix an. Aber wannst denkst, daß dein G'wissen es gebietet, sie zu warnen, so reit in Gottes Namen zu. Oder willst mir's derlauben, an deiner Stell' es zu tun? Jetzt ist's noch Zeit dazu!“
    „Nein, lieber Doktor, es kann mir gar nicht einfallen, dich – – –“
    „Willst gleich schweigen, du Malefizbub' du!“ fiel ihm der Graue zornig in die Rede. „Nennst mich schon wieder Doktor! Und zwar gerade beim Abschiednehmen, wo du dir alle Mühe geben sollst, mich nit zu erzürnen!“
    „Es war nicht so gemeint; ich habe mich versprochen; es fuhr mir so schnell heraus!“
    „So nagel es drinnen fest an, daß es nit heraus kann! Wannst mich nit kurzweg Ignaz oder Naz oder noch kürzer Vogelnaz

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