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26 - Die Sklavenkarawane

26 - Die Sklavenkarawane

Titel: 26 - Die Sklavenkarawane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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heißen willst, so brauchst gar nimmer wiederzukommen! Hab' ich etwa darum mit dir Brüderschaft g'macht, daß d' mir immer den Titel an den Kopf wirfst und mich als hoffärtigen Kerl behandelst! Wann dies auch später so fortgehen soll, so bleib lieber bei den Belanda und laß dich von ihnen als Friseur und Komplimentenfex anstellen. Jetzt weißt, woran du bist. Leb also wohl; laß dir nix Böses widerfahren, und denk' recht oft an deinen Naz, der die Augenblick' zählen wird, bis er dich wieder bei sich hat!“
    Er eilte davon, gefolgt von dem Schwarzen. Schwarz blickte ihm in tiefer Rührung nach, bis er im Dunkel der Nacht verschwunden war. Der alte, originelle Kauz war ihm da ungewöhnlich lieb und wert geworden.

NEUNTES KAPITEL
    Die Erzählung des Elefantenjägers
    Als Pfotenhauer den Blicken seines Freundes Schwarz entschwunden war, setzte dieser sich nieder, und der Sejad ifjal nahm an seiner Seite Platz. Sie unterhielten sich über ihr Vorhaben, doch war über dasselbe nicht viel zu sprechen. Ihr Plan bestand einfach darin, den Sklavenjägern zu folgen; sobald sie denselben nahe genug gekommen waren, wollten sie zur Seite weichen und einen Bogen reiten, um vor ihnen Ombula zu erreichen.
    Dann saßen sie still beieinander. Wovon hätten sie sprechen sollen? Jeder hätte sehr gern über die Verhältnisse des anderen etwas Näheres erfahren, aber beide hielten es für unhöflich, danach zu fragen.
    So verging ihnen die Zeit im stillen Sinnen und zeitweiligem Einnicken, bis die lautschallende Stimme eines Kranichs den nahenden Morgen verkündete. Einige Reiher flogen über die Bäume; ein Sporenkibitz kreischte sein ‚Siksak‘; das niedrige Volk der Enten und Klaffschnäbel wurde dadurch aus dem Schlaf geweckt und fiel in allen möglichen Tönen ein. Die Sterne des Ostens wichen dem dort aufsteigenden Glanz, und der Elefantenjäger kniete auf seine ausgebreitete Decke, um sein Morgengebet, el Fagr, zu sprechen.
    Auch Schwarz faltete die Hände. Wer könnte in dem Augenblick, an welchem eine solche Natur rundum erwacht, nicht dessen gedenken, der sie geschaffen hat!
    Nach dem Gebet stieg der Araber, ohne ein Wort zu sagen, in den Sattel; Schwarz folgte diesem Beispiel. Die Kamele sprangen auf und trugen ihre Reiter südwärts auf der Fährte der Sklavenjäger hin. Der Ritt hatte begonnen, wer mochte sagen, wie er enden werde!
    Die Morgendämmerung hatte kaum zehn Minuten gewährt, dann brach der lichte Tag herein. Man konnte weithin die Ebene überblicken. In der Gegend, nach welcher hin das Dorf der Dschur lag, war kein Mensch zu sehen; der Aufbruch der beiden Männer erfolgte also unbemerkt.
    Schwarz sah jetzt, daß sein Gefährte sich mit Nahrungsmitteln ziemlich reichlich versehen hatte. Am Sattelknopf desselben hingen einige geschlachtete Hühner und zwei Ledersäcke, welche wohl mit Mehl gefüllt waren. An ein Hungerleiden brauchte also für jetzt nicht gedacht zu werden.
    Weniger beruhigend wirkte die Beobachtung der beiden Kamele. Sie waren außerordentlich mager und trugen tiefe Geschwürnarben in der Haut. Waren sie den Krankheiten und Plagen der letzten Regenzeit nicht zum Opfer gefallen, so mußte das in der nächsten Zeit sicher geschehen. Der dicke Scheik hatte wohl seine beiden schlechtesten und schwächsten Tiere verkauft. Sie waren zu keinem schnellen Schritt zu bewegen, weder durch Zureden noch durch Schläge. Ein guter Fußgänger hätte recht gut mit ihnen Schritt halten können.
    So kam es, daß sie erst gegen Mittag die Gegend erreichten, in welcher gestern Lobo und Tolo gerettet worden waren. Man sah die Fährte deutlich; sie bog von hier nach Südwest ab, während sich der Nil mit dem Wald in einem weiten Bogen ostwärts wendete.
    Die beiden Reiter ließen, ehe sie sich von dem Fluß wandten, ihre Tiere tüchtig trinken, auch hieben sie mit den Messern einen Vorrat von grünen Zweigen ab, welche den Kamelen am Abend als Futter gegeben werden sollten. Dann ging es wieder der Fährte nach, und zwar in der Überzeugung, daß man heute weder Schatten noch Wasser mehr finden werde.
    Die Hitze des Mittags wurde so drückend, daß die Kamel noch langsamer als vorher gingen. Das erregte in Schwarz die ernstesten Besorgnisse. Er hatte bisher geschwiegen, um seinen Gefährten nicht zu beleidigen; nun aber sagte er: „Hatten die Dschur keine besseren Kamele? Oder hättest du nicht lieber Pferde kaufen sollen?“
    „Pferde gab es nicht mehr; Abd el Mot hat sie alle gemietet“, antwortete der

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