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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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erlebt: Er versuchte sich für alle Eventualitäten zu wappnen, kalkulierte sogar schon das Ableben von Clarice ein, um sich später nicht ganz unvorbereitet damit konfrontiert sehen zu müssen. Er konnte aber immer noch nicht abstreiten, dass das seltsame Besucherwesen einen bleibenden Eindruck in ihm hinterlassen hatte – einen im Grunde sehr, sehr positiven Eindruck…
    Damit kriegt es seine Opfer , versuchte er sich klarzumachen. Aber sein Verstand kam irgendwie der Sympathie , die sich während der kurzen Begegnung am Lagerfeuer aufgebaut hatte, nicht bei.
    Ihm wurde angst und bange, wenn er sich vorstellte, was passieren würde, wenn er der Kreatur in diesem Widerstreit der Gefühle gegenübertrat.
    Vogler blieb stehen und zwang sich, seine Umwelt und das, was ihn erwartete, nüchtern einzuschätzen. Er durfte dem Bann, den der Feind zweifelsohne ausübte, nicht noch einmal verfallen.
    Er setzte sich wieder in Bewegung. Überall waren Bäume, war Gesträuch, waren Luftwurzeln, raschelte und kreischte es im Geäst, peitschte satter Flügelschlag die Luft, wenn einzelne oder ganze Schwärme von kleinen und großen Vögeln aufgeschreckt wurden.
    Insekten sirrten. Ratzen oder murmeltierartige Fellbündel huschten durch das Unterholz. Oft waren nur schemenhafte Bewegungen auszumachen, meist aus den Augenwinkeln, selten frontal. Und kein einziges Mal hörte Vogler ein Knurren, Bellen oder Fauchen, das auf einen wirklich aggressiven und bedrohlichen Bewohner dieses Waldes hindeutete.
    Doch dann, quasi von einem Schritt zum nächsten… drehte jemand plötzlich den Ton ab.
    Selbst das Rascheln der Blätter schien zu verstummen. Der imaginäre Tonmeister vergaß nicht einmal Voglers Atemgeräusch, das er proportional zum Mangel an sonstigen Geräuschen aufzudrehen schien. Ebenso das Blut, das in seinen Ohren rauschte.
    Niemand brauchte es ihm zu sagen. Es war die Erfahrung aus drei Jahren Erdaufenthalt und einem Vielfachen dessen in den Wäldern des Mars, die ihm verriet, dass er soeben eine unsichtbare Grenze überschritten hatte und vermutlich unmittelbar vor seinem Ziel angelangt war.
    Ein Ziel, von dem er nur sehr verschwommene Vorstellungen hatte. Von einer Höhle als Behausung hatte das Besucherwesen gesprochen – ob es nicht bereits da gelogen hatte, musste sich zeigen.
    Vogler fasste seine Umgebung scharf ins Auge, ließ den Blick schweifen…
    … und wurde schneller fündig als erwartet.
    ***
    Jor blieb abrupt stehen. Die grüne Wand des Waldes schien näher zu rücken, von allen Seiten, aber das war eine Nebenwirkung dessen, was in ihm wisperte und raunte. Die Geister der Alten – so eng war seine Beziehung zu ihnen, so nah standen sie ihm. Die Toten waren Bestandteil des Lebens. Ohne sie gäbe es dieses Leben nicht. Sie hatten die Vorleistung erbracht, den Samen gelegt, aus dem die Gegenwart und Zukunft spross…
    Von hinten stieß Maj gegen ihn. Der narbenübersäte Jüngste ihres Trupps stierte den Schamanen aus großen Augen, aber winzigen Pupillen an, die wie Quecksilberkügelchen schillerten. »Was ist?«
    »Nichts.« Jor verleugnete die eigene Schwäche. Er musste stark, musste Vorbild sein und mit gutem Beispiel vorangehen. Die Zukunft seines Stammes stand auf dem Spiel. Einen Unfrieden wie diesen hatte es noch zu keiner Zeit gegeben. Und schuld daran war einzig – »Weiter!«
    Der Trupp geriet wieder in Bewegung. Und Jor spürte zum ersten Mal, dass Zweifel in ihm nisteten. Zweifel, ob einem Dämon überhaupt beizukommen war.
    Mit jedem Schritt kamen ihm seine Beine schwerer vor, schien sich sein Körper durch einen zähflüssigen Brei zu quälen, der ihn von allen Seiten umgab, obwohl da nur Luft war. Er schwitzte. Die erdigen Farben, mit denen er bemalt war, zerliefen und verwandelten sein Gesicht in eine noch furchterregendere Grimasse.
    Dabei wucherte die Angst in ihm .
    Er blickte zu Boden, wo die Füße vieler über einen längeren Zeitraum einen Trampelpfad geschaffen hatten, dem leicht zu folgen war.
    Am Ende dieses Weges wartete der Feind, den jeder anders sah.
    Der Engel, sagten die einen.
    Das Monster, wusste Jor. Er umfasste die Machete fester, mit der er den Schrecken eigenhändig erlegen wollte.
    ***
    Der Wald war verstummt.
    Vogler wurde sich dieser Tatsache mehr und mehr bewusst, je näher er dem Loch in der von Moos und Gestrüpp überwucherten Felserhebung kam, die erst auf den zweiten Blick zu entdecken gewesen war.
    Über den Grund für das Schweigen der Tier- und Insektenwelt

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