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260 - Fly me to the moon

260 - Fly me to the moon

Titel: 260 - Fly me to the moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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Nachtseite her näherte sich das Shuttle in einer Parabel dem Ziel, einer kleinen Insel auf dem Nullmeridian und ungefähr dem 120. Längengrad.
    Momentan hatten sie keinen Kontakt zur Mondbasis – was immer dann geschah, wenn sie sich auf der mondabgewandten Seite der Erde befanden. Titus Tsuyoshi plädierte schon lange dafür, einen Ring von Kommunikations-Satelliten um den Planeten zu legen und so eine durchgängige Verbindung zu etablieren, aber solche Shuttle-Einsätze waren derart selten, dass man den Nutzen in keinerlei Verhältnis zu den Kosten sah.
    Jetzt bereitete ihm der Funkschatten Sorge. Denn Titus Tsuyoshi glaubte nicht, dass sich ihre Mission auf Hinflug, Landung und Rückflug beschränken würde. Er hoffte es inständig, aber er glaubte irgendwie nicht daran…
    Die Erschütterung durchlief das Shuttle, als Tsuyoshi gerade die letzten Vorbereitungen zum Eintauchen in die Erdatmosphäre abschloss. Der harte Schlag rüttelte die Crew heftig durch. Drei Flüche drangen gleichzeitig aus drei Mündern. Damit, dass sich die Situation noch vor dem Landeanflug verschärfen könnte, hatte keiner von ihnen gerechnet.
    »Kollision!«, keuchte Brag Saintdemar, während Titus Tsuyoshi das ins Trudeln geratene Schiff wieder zu stabilisieren versuchte – was ihm auch gelang.
    »Treffer an der linken Tragfläche«, meldete Lorn Saintdemar nach einem Check der Instrumente. »Kein Leck. Keine relevanten Beschädigungen.«
    »Was zum Teufel hat uns getroffen?«, fragte Titus Tsuyoshi blass.
    »Weltraumschrott«, mutmaßte Brag. »Die Erdmenschen haben ihren Orbit ein halbes Jahrhundert lang als Müllkippe missbraucht. Nicht alle Schrottteile sind wieder in die Atmosphäre eingetaucht und verglüht – hier schwirrt noch eine Menge davon herum.«
    »Hätte das System nicht automatisch den elektromagnetischen Schild zur Ableitung aktivieren müssen?«, überlegte Tsuyoshi. »Es wurde aber weder Alarm ausgelöst, noch ein Schild aufgebaut.«
    »Das Shuttle ist brandneu. Wir schreiben es auf die To-do-Liste«, erwiderte Lorn Saintdemar leichthin. Er zuckte die Achseln. »Und sterben müssen wir sowieso alle mal.«
    Tsuyoshi blickte ihn an und murmelte: »Deine Ruhe möchte ich haben. Mir wär’s lieber, wenn das erst daheim auf dem Mars passiert und nicht im Orbit der Erde.«
    Lorn grinste. »Immerhin wäre es ein Ende mit Stil – als gleißende Fackel am Himmel, weithin sichtbar für alle Barbaren…«
    Nun verzog auch Brag Saintdemar das Gesicht. »Wenn du so auf Grillparty stehst, kannst du ja gern aussteigen.«
    ***
    Auf der Insel Iisboa
    Es wurde später Nachmittag, und noch immer blieb alles ruhig.
    »Nichts von ihm zu sehen – weit und breit nicht«, flüsterte Vogler.
    »Oder fällt dir was auf?«
    Sie hatten sich eine Position auf dem Strandstreifen gesucht, bei der das Mondshuttle problemlos landen konnte. Hinter ihnen, im dichten Wald, gab es keine größere Freifläche – zumindest hatten Vogler und Clarice keine entdeckt.
    »Nein«, sagte Clarice und spähte zum Meer hinaus, als hielte sie Ausschau nach einem Schiff.
    Vogler interessierte mehr der Himmel. Fernes Donnergrollen war zu hören, das auch ein Überschallknall sein konnte. Und ein langsam anschwellendes Rauschen ließ ihn noch genauer hinschauen.
    Sein Herz schlug höher, als er den winzigen Glutball ausmachte, der von Westen her näher kam, dabei größer wurde und proportional zum Erlöschen des Schweifs, den er hinter sich herzog, an Form gewann.
    Clarice wirkte verdutzt, als sie Voglers ausgestrecktem Arm mit Blicken folgte. Doch als sie seine Erleichterung bemerkte, stahl sich auch in ihr Gesicht ein erwartungsfrohes Strahlen.
    »Ein neuer Shuttle-Typ«, murmelte Vogler, der am Waldrand stehen blieb. Er wollte hier warten, bis die Raumfähre gelandet war. Es war nicht ratsam, in die Reichweite der Landedüsen zu geraten. Es war auch nicht nötig, mit Palmwedeln winkend über den Strand zu laufen. Der Sender in seinem Körper ermöglichte der Besatzung eine metergenau zuverlässige Peilung.
    Auch Clarice hielt sich zurück. Sie schien immer noch wegen der Entführung unter Schock zu stehen. Jedenfalls hatte Vogler sie selten so verstört gesehen. Dabei war sie doch die Wissenschaftlerin, die Stadtbewohnerin, während er als Baumsprecher mit Technik wenig am Hut hatte.
    Das Shuttle näherte sich mit der gebotenen Vorsicht. Als es in etwa fünfzig Metern Höhe über dem Strand einschwebte, ritt es auf dem Schub der Vertikaldüsen. Es hatte

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