260 - Fly me to the moon
er und Clarice sich von der Behausung des Unbekannten.
Als die Höhle ein gutes Stück hinter ihnen lag, blieb Vogler stehen und gab Clarices Arm, an dem er sie hinter sich her gezerrt hatte, frei. »Hat dir das Monster etwas angetan?«
»Monster?« Clarice sah ihn erschöpft, aber offenkundig auch erleichtert an.
»Das Ungeheuer, das uns… derart gelinkt hat!«
Sie schüttelte nach kurzem Überlegen den Kopf. »Ich… ich glaube nicht, dass es böse ist, eher verzweifelt.«
Vogler starrte sie ungläubig an – obwohl Clarices Worte im Grunde bestätigten, was ihn selbst so zwiegespalten machte.
»Es hat dich entführt! Wie eigentlich? Wurdest du niedergeschlagen?«
Sie sah aus, als lausche sie kurz in sich hinein, dann nickte sie, hob die Hand und rieb sich den Hinterkopf. »Ich wurde überrascht. Kam erst wieder in der Höhle zu mir.«
»Hat es dich wirklich nicht misshandelt?«
»Habe ich doch schon gesagt – nein. Es… es wirkte wie jemand auf mich, der es einfach satt war, länger allein zu sein.«
»Und dann hat es dich bei aller Liebe in den Schrank gesperrt?«
»Es sagte, es wäre bald zurück. Es sei nur zu meinem eigenen Besten – falls unverhoffter Besuch käme.«
Vogler hob beide Brauen gleichzeitig. »Meinte es mich? Aber warum hätte es dich vor mir schützen sollen?«
Clarice schüttelte den Kopf. »Es gibt da irgendwelche Insulaner – erinnere dich, es sprach am Feuer davon.«
»Stimmt. Und ich glaube, es ist nicht die Art von Leuten, die es trotz seiner Einsamkeit um sich haben will… Aber das alles können wir später besprechen«, drängte Vogler. »Erst mal müssen wir weg von hier – zum Strand. An eine andere Stelle als die, wo wir waren. Für unser Abholkommando ist das kein Problem; ich trage den Sender ja in mir. Hoffen wir nur, dass sie uns finden, bevor dieses Biest es tut.«
»Es ist kein Biest …«
Vogler machte eine brüske Armbewegung, um das für ihn leidige Thema fürs Erste zu beenden. Manchmal Seite an Seite, die meiste Zeit aber hintereinander, bahnten sie sich den Weg durch das Dickicht. Zwischendurch glaubte Vogler einmal einen kehligen Schrei zu hören, aus dem Überraschung, Wut oder Enttäuschung herausklang… Hatte das Wesen Clarices Verschwinden entdeckt?
Und wenn ja, würde es sich an ihre Fersen heften, ihren Spuren folgen können?
Vogler traute es ihm ohne weiteres zu, und so spähte er im Laufen immer öfter hinter sich, hielt Ausschau nach einer Frau oder einem Mann – je nachdem, was die Kreatur gerade für geeigneter hielt, um seine potenzielle Beute zu täuschen… und zu erlegen.
6.
Auf dem Mond
Valgerd Bodvar Angelis hatte den Start des Shuttles mit gemischten Gefühlen befohlen. Nicht weil er an der Dringlichkeit der Mission zweifelte. Der Signalgeber hatte eine so lange Zeit auf der Erde verbracht, dass er Erkenntnisse von unschätzbarem Wert im Gepäck haben musste.
Aber das war nur die eine Seite der Medaille.
Die andere bedeutete hohes Risiko. Denn niemand vermochte zweifelsfrei zu sagen, ob Vogler den Ruf absichtlich oder freiwillig initiiert hatte. Ebenso gut möglich war es, dass der Kundschafter in Feindeshand gefallen war und der Chip bei einer Kampfhandlung oder als Folge eines schweren Unfalls ausgelöst worden war. Eher zufällig also.
Entsprechend sahen die Instruktionen aus, die Valgerd Angelis seinem Shuttle-Team mit auf den Weg gegeben hatte. Dessen eigene Sicherheit und die des wertvollen Fahrzeugs, von dem es nur dieses eine Exemplar auf der Mondbasis gab, hatte absolute Priorität.
Nein, ganz ohne Sorge hatte er die Mission nicht gestartet. Zumal es auch noch ein Wettlauf mit der Zeit werden würde. Unvorhersehbare Zwischenfälle auf der Erde konnten schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Wie zum Beispiel, das eng bemessene Startfenster für den Transfer zum Mars zu verpassen. Die Ablösemannschaft würde in wenigen Stunden auf der Mondbasis eintreffen, und von da an lief der Countdown.
Zwei Tage. Mehr Toleranz, mehr Aufschub war nicht drin.
Fast stündlich stand Valgerd Angelis in Statusaustausch sowohl mit dem Marsschiff als auch mit dem Erdshuttle. Noch lief an beiden Brennpunkten alles ohne Zwischenfälle.
Er hoffte, dass es so ruhig blieb.
Doch das Schicksal entschied sich für Drama.
***
Im Shuttle
Ein Segment des Kanzelschirms war komplett für die Peilung reserviert. Unablässig wurden aktuelle Daten zu Entfernung, Intensität, Richtung… kurzum zur Position eingeblendet. Von der
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