262 - Route 66
damals auch anders hieß: Kafi oder Kaffee. Vielleicht könnte sie ihn und Liz damit überreden, in die Küche zu kommen.
Und wenn er selbst darauf nicht hört, simuliere ich einen Unfall in der Küche! Nach Schreien ist mir langsam eh zumute…
Das Problem war, dass ihr Drängen Maddrax misstrauisch machen würde. Die Sache zu sehr voranzutreiben, konnte gefährlich sein.
Aruula trat schwungvoll wieder ins Wohnzimmer. Liz ging hinter ihr, als sei sie nie verschwunden gewesen.
»Dann schlaft gut«, gab sich Aruula vorläufig geschlagen.
Maddrax sah sie entschuldigend an. Anscheinend war ihm das zickige Verhalten seiner Freundin peinlich. »Danke für die Gastfreundschaft. Gute Nacht!«
Aruula musste daran denken, was die beiden vielleicht da oben im ersten Stock treiben würden. »Tuma sa feesa(Friede sei mit dir! - Dankesgruß der Wandernden Völker)«, entgegnete sie in Gedanken.
»Was?«
Aruula war mit einem Schlag wieder voll da. »Äh… ein indianischer Gruß«, sagte sie.
»Ah ja…« Liz blickte Maddrax bezeichnend an.
Kurz darauf waren die beiden ins obere Stockwerk verschwunden. Aruula setzte sich schnell auf die Couch, bevor diese auch zweidimensional gestaucht wurde. Solange sie sie mit ihrem Körper berührte und Maddrax nicht aufwachte, würde sie bestehen bleiben. Ihr elektromagnetisches Körperfeld hielt die Illusion materiell; so hatte Clarice es ihr erklärt.
»Verdammter Wakudamist«, fluchte sie vor sich hin.
In dem Moment hörte sie ein Knacken und gleich darauf Clarices Stimme in ihrem Ohr. »Aruula? Hörst du mich?«
Sie nickte automatisch, dann sagte sie: »Ja, ich höre dich.« Sie sah sich im Zimmer um. Es war nicht leicht, sich vorzustellen, dass hinter dieser Illusion ein Raumschiff war, und ein Kontrollraum mit Clarice darin.
»Wir haben den Lautsprecher jetzt repariert, aber nicht ganz mitbekommen, was passiert ist«, fuhr Clarice fort. »Warum sind die beiden allein abgezogen?«
Aruula sprach mit gedämpfter Stimme. »Liz«, brachte sie schnaubend hervor. »Sie verhindert, dass Maddrax in die Küche geht. Ich muss es morgen früh versuchen, wenn sie aufwachen. Vielleicht kann ich sie zu einem Frühstück in der Küche überreden.«
»Aruula… Wir haben damit ein neues Problem.«
»Mit dem Frühstück? Heißt es eigentlich in Maddrax' Welt Kafi oder Kaffee oder -?«
»Nicht mit dem Frühstück! Damit, dass Matt schläft. Es liegt an der beschädigten Elektronik. Wenn er zu träumen beginnt, könnten Dinge aus seinem Traum real werden!«
»Aber… kann man denn träumen, dass man träumt?« Aruula sah sich beunruhigt um und widerstand dem Impuls, aufzustehen.
»Laut Doktor Saintdemar könnte das passieren. Normalerweise verhindert es die Programmierung, aber die ist ja ausgefallen«, erklärte Clarice. »Matts Träume können sehr… bizarr werden. Du musst also auf dich aufpassen!«
»Okee«, sagte Aruula gedehnt. »Was kann denn schlimmstenfalls passieren?«
»Ich weiß es auch nicht. Vielleicht passiert auch gar nichts. Bleib einfach wachsam, in Ordnung? Wir sind dabei, das Problem zu lösen, damit es nicht dauerhaft auftritt, schließlich muss Matt noch eine Weile da drin bleiben. Aber wir müssen sehr vorsichtig sein, damit bei der Reparatur die Verbindung nicht unterbrochen wird. Es kann noch ein paar Stunden dauern.«
Aruula nickte. Sie sah zur Wand, hinter der Liz und Maddrax verschwunden waren.
»Träumen im Traum. Das ist total verrückt!«
***
Clarice Braxton saß mit dem Kommandanten, einem Techniker, Doktor Julanda Saintdemar und Marlyn Derkar, der Historikerin der Mondstation, im Besprechungs- und Aufenthaltsraum. Sie alle trugen Schutzanzüge. Clarice war nervös, weil sie eigentlich lieber weiter an dem Traumproblem gearbeitet hätte, aber das musste sie im Moment anderen überlassen.
»Es wird Zeit, dass wir unser weiteres Vorgehen beraten«, sagte der Kommandant in die Runde. »Gehen wir einmal vom besten Fall aus: Aruula gelingt es, uns die Bleiplatten zu bringen, und wir können den Reaktor damit abdichten. Wie gelingt es uns, Commander Drax für die verbleibende Zeit unseres Fluges auf einem sehr kleinen Raum festzuhalten?« Er sah die Historikerin an. »Ich hoffe hier vor allem auf Ihre Ideen, Marlyn.«
Clarice kannte die silberblonde Marsianerin inzwischen recht gut. Sie hatten oft zusammen im Labor gesessen und gemeinsam Daten ausgewertet. Marlyn war freundlich und kompetent, wenn sie sich auch von den Erdmenschen fernhielt. Gespannt
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