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263 - Von Menschen und Echsen

263 - Von Menschen und Echsen

Titel: 263 - Von Menschen und Echsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Grao'sil'aana aus großer Höhe und zwischen schützenden Wolkenbänken versteckt einen Ausblick auf die Dreizehn Inseln - Aruulas Heimat. Im letzten Licht des Tages sah er vereinzelte Gehöfte und Dörfer auf den von Feldern und Wäldern gesprenkelten Landflächen inmitten des blauen Ozeans. Grao sah dünne Rauchfahnen aus Rundhüttenhochsteigen. Schnittige Fischerboote kehrten vor Einbruch der Nacht in die Heimathäfen zurück, und inmitten eines urtümlichen Waldes stellten Baumfäller gerade ihr Tagwerk ein. Jede Insel besaß große und kleine Festungsbauten, die von der Wehrhaftigkeit der Kriegerinnen zeugten.
    Er ließ Thgáan umkehren, Richtung Festland. Wenn er unvermittelt auf den Inseln auftauchte, würden die Einwohner sich fragen, wie er dorthin gelangt war; oder jemand könnte den Riesenrochen beim Anflug beobachten. Unverdächtiger war es, auf konventionellem Weg dorthin zu reisen.
    Du lässt mich an der Küste des Festlandes absteigen und hältst dich zu meiner Verfügung , befahl der Daa'mure mit einem gedanklichen Befehl. Anschließend steigst du wieder auf und wachst jederzeit über mich.
    Thgáan bestätigte. Später, die Nacht war inzwischen über das Land gefallen, schraubte er sich zur Meeresoberfläche hinab, um dicht über dem Wasser eine Steilküste anzufliegen und in deren Deckung auf kräftigem Grün zu landen.
    Grao'sil'aana glitt vom Rücken seines treuen Begleiters und wartete den nächsten Morgen ab, dann erst machte er sich auf die Suche nach der nächsten Ansiedlung. Er schritt die Küstenlinie entlang und wurde schon nach wenigen Kilometern fündig: Nicht weit vom Ufer entfernt schaukelten einige Fischerboote im unruhigen Wasser. Armselige Hütten gruppierten sich um eine kleine, mit Steinen künstlich verlängerte Bucht.
    Grao machte sich auf den Weg hinab zu den Menschen. Unterwegs veränderte er seine Gestalt, wurde zu einem stämmigen Barbaren mit Brustpanzer, Helm und Schwert. Als Gestaltwandler vermochte er seine Körpermasse mittels winzigster Schuppen umzuformen; auch Kleidung und Waffen bildete er daraus nach. Die wegen der Schuppen grobporig wirkende Haut seines Gesichts verdeckte er mit einem vollen Bart.
    In der Zeit, da er Daa'tan begleitete, hatte er nur selten seine Form verändert; trotzdem gelang es ihm auf Anhieb wieder.
    Die Menschen begegneten ihm mit einer gesunden Portion Misstrauen, und es bedurfte einiger Überredungskraft, um drei von ihnen davon zu überzeugen, ihn zu den Dreizehn Inseln zu bringen. Doch er hatte sich lange genug unter Menschen bewegt, um zu wissen, dass sie sich, einem barbarischen Instinkt folgend, augenblicklich unterordneten, wenn er energisch und bestimmend auftrat - und wenn er ihnen Gold oder andere Reichtümer in Aussicht stellte.
    Die Überfahrt nahm fast zwei Tage in Anspruch. Die Gesellschaft der Fischer widerte ihn an. Sie stanken, und die Bandbreite ihrer Gesprächsthemen war auf Frauengeschichten, Nahrungsaufnahme und erlogene Glanzleistungen beim Fischfang beschränkt.
    Nebel verhüllte die südlichste der Dreizehn Inseln, als sie frühmorgens an Land gingen. Sechs Boote lagen hier vor Anker; die metallverstärkten Bugspriete klopften in unregelmäßigen Abständen gegen Felsen, die wie stumpfe Zähne aus dem Wasser ragten.
    Die Festländer blickten Grao erwartungsvoll an, sobald sie ihn an Land gesetzt hatten. Was für naive Burschen! Sie erwarteten tatsächlich, dass er ihnen den versprochenen Lohn gab. Dabei würden sie im Gegenteil ihm ihr Boot überlassen, damit er es als das seine ausgeben konnte.
    Er tötete die drei Männer und zerrte ihre Leichen wie nasse Lumpen hinter sich her, um sie einen Kilometer vom Hafen entfernt im feuchten Sand zu verscharren. Die Gegend wirkte einsam. Wasservögel und anderes Getier würden sich um die Überreste der Fischer kümmern. Binnen Wochenfrist würden nur noch Knochen und Kleidungsreste von diesen traurigen Gestalten übrig sein.
    Anschließend machte er sich auf den Weg durch den Nebel. Irgendwo mussten sich Hütten befinden, in denen sich Grao erste Auskünfte über Aruula und Maddrax zu beschaffen hoffte.
    Er beschloss, vorerst nicht zu weiterer Gewalt zu greifen. Wenn sich die beiden Objekte seines Hasses auf den Dreizehn Inseln aufhielten, war es ratsam, ruhig und unauffällig vorzugehen.
    Grao'sil'aana behielt die Gestalt des männlichen, muskulösen Kriegers bei. Er wusste um die Vorherrschaft der weiblichen Primärrassenvertreter in diesem Land. Die Libido der

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