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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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verband, und klingelte kurz darauf an der Kabinentür seines Piloten Raul David Angelis. »Ich bin beim Stationsarzt«, quäkte dessen aufgezeichnete Stimme aus den Sprechrillen neben der Kabinentür.
    Das klang nicht gut. Tartus Marvin machte sich auf den Weg ins Stationslazarett. Dort fand er seinen Piloten in einem Therapiebett liegend und mit Kontrollelektroden und Infusionsschläuchen versehen. »Ich muss mir den Magen verdorben haben«, krächzte Raul David Angelis. Seine Gesichtshaut war grün, seine Pigmentierung grau, fast schwarz. »Morgen bin ich wieder auf den Beinen, das versprech ich dir. So eine Gelegenheit lass ich…«
    Der Rest seines Satzes ging in röchelndem Würgen unter. Ein Sanitäter stürzte mit einer Brechschale ans Bett und Angelis übergab sich schwallartig.
    Der Arzt fasste sich kürzer. »Eine Lebensmittelvergiftung«, erklärte er.
    »Kann er morgen fliegen?«
    »Nein. Er kann froh sein, wenn er in einer Woche wieder essen kann.«
    Tartus Marvin verließ das Stationslazarett, um im Trainingscenter nach seiner Copilotin und seinem Bordarzt zu schauen. Sie kamen ihm entgegen - auf Krankentragen. Sanitäter schoben alle beide, sie schienen in Eile.
    »Fieber und Erbrechen«, krächzte der Bordarzt. »Wir mussten das Training abrechen…«
    »Spürst du noch nichts?«, flüsterte die Copilotin. Stumm schüttelte Tartus Marvin den Kopf. Sie und der Arzt sahen ähnlich aus wie Angelis: sterbenselend, grünlich und schwarz pigmentiert.
    »Verdacht auf Lebensmittelvergiftung«, beschied ihm einer der Sanitäter im Weitereilen.
    Tartus Marvin Gonzales ging in die Kommandozentrale. Acht Männer und Frauen hatten dort Dienst. Unter ihnen Claudius Gonzales und seine Stellvertreterin, die schöne Regula Tsuyoshi. »Lebensmittelvergiftung, alle drei.« Tartus Marvin ließ sich in einen freien Sessel zwischen die beiden fallen, ballte die Fäuste und schlug auf die Armlehne. »Verdammt, verdammt, verdammt!« Mit finsterer Miene starrte er auf den Monitor. Der blaue Planet stand über dem Mondhorizont.
    Die Tsuyoshi seufzte, der Kommandant schüttelte fassungslos den Kopf. »Wie lange fallen sie aus?«, wollte er wissen.
    »In einer Woche könnten sie wieder etwas zu sich nehmen, meint der Arzt. Dann brauchen sie mindestens noch einmal zwei Wochen für die Rekonvaleszenz, und die Trainingserfolge sind bis dahin auch zum Teufel…« Tartus Marvin unterbrach sich und murmelte einen Fluch. »So lange kann ich nicht warten.« Er musterte den Kommandanten. »Wenn du jetzt gleich fünf Freiwillige suchst, können die morgen mit einem verschärften Training beginnen. Dann muss ich den Start nur um fünf Tage verschieben…«
    »Warum hast du keine Lebensmittelvergiftung?«, fragte Regula Tsuyoshi. »Du hast doch jeden Tag mit deiner Crew gegessen.«
    »Gestern war keine Zeit dazu.« Noch immer fixierte Tartus Marvin den Kommandanten. »Also los, fünf Freiwillige, Claudius!«
    ***
    Am nächsten Morgen traf Tartus Marvin seine neue Crew im Trainingscenter. »Ihr wisst, worum es geht, schätze ich.« Er begrüßte sie flüchtig und hielt sich nicht mit langen Erklärungen auf. Das war noch nie seine Art gewesen. Ich bin Ingenieur und kein Dichter , pflegte er zu sagen, wenn sich jemand über seine Wortkargheit beschwerte. »Heute Vormittag trainieren wir als Erstes das Anlegen des Exoskeletts.«
    Er erklärte ihnen Bedeutung, Einzelteile und Verschlüsse des Ganzkörperkorsetts und führte ihnen vor, wie man es anlegte. »Lasst euch Zeit damit, macht es sorgfältig, überprüft die Verschlüsse lieber zweimal.«
    »Ziemlich ungemütlich«, ächzte Belt Sören Braxton, sein neuer Pilot, während er den mittleren Brustriemen seines Exoskeletts verschloss. Er war zwei Meter zwölf groß, hatte braune Augen, braune Locken und trug Armbänder, Ketten, Ringe und ähnliches überflüssiges Zeug. Außerdem strahlte er eine gute Laune aus, die Tartus Marvin auf die Nerven ging.
    »Sollst es auch nicht gemütlich haben in dem Ding, sondern dich unter irdischen Gravitationsbedingungen bewegen können«, antwortete er Braxton barsch. Dessen Lächeln wurde eher noch strahlender. Zur Erde fliegen zu dürfen, bedeutete diesem Burschen scheinbar eine Menge. Selbst schuld. Wenigstens verstand er was von Technik.
    »Braxton ist ein ziemlich toller Hecht, weißt du, Tartus Marvin?«, sagte die jüngste der drei Neuen, die Ärztin. »Jedenfalls hält er sich dafür.« Sie feixte spöttisch und taxierte Braxton von oben bis unten.

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