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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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»In dem Ding sieht er aber eher aus wie ein paniertes Fragezeichen.«
    »Achte lieber auf die Beinverschlüsse, Tita.« Tartus Marvin bückte sich und zeigte ihr, wie man die Beinverschlüsse festzurrte. »Entweder schließt du sie sorgfältiger oder du malträtierst bei jedem Außeneinsatz deine Knochen. Überleg's dir.«
    Die junge Frau war sein heimliches Sorgenkind. Während Belt Sören Braxton ihn verehrte wegen seines Kampfes gegen den Brechsteinschlepper vor mehr als vier Erdjahren [3] , hasste Tita Athena Gonzales ihn aus dem gleichen Grund. Ihre Mutter war bei den Kämpfen damals ums Leben gekommen. Böse Geschichte. Tartus Marvin wollte nicht daran erinnert werden, hatte selbst fast tödliche Schrammen abbekommen. Die hässliche Riesennarbe über seinem rechten Wangenknochen zum Beispiel. Und jetzt würde er während der ganzen Expedition daran denken müssen, weil dieses junge, vorlaute Weibsbild zu seiner Crew gehörte. Pech.
    »Nicht so fest, Tartus! Autsch!« Tita Athena zog einen Schmollmund. Sie trug ihr rotes Haar kurzgeschnitten, war knapp zwei Meter groß und hatte ein katzenartiges Gesicht. Vielleicht lag das an ihren schrägen grünen Augen, vielleicht auch an den Pigmentstreifen zwischen den Augen und den hochstehenden Wangenknochen. Übrigens war sie die Urenkelin des Patriarchen, doch für solche Nebensächlichkeiten interessierte sich Tartus Marvin einen Dreck.
    »Jammer nicht!«, blaffte er sie an. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und hielt seinem Blick stand. Täuschte er sich, oder drückte sie ihre kleinen Brüste heraus? Wollte sie ihn provozieren? Er bückte sich, öffnet die Beinverschlüsse noch einmal und zischte: »Und jetzt mach's selbst - und korrekt!«
    Nur die Copilotin hatte ihr Exoskelett gleich beim ersten Mal ordnungsgemäß angelegt. Kein Fehler, nichts. Sie hieß Yiling Kyi Angelis, war achtundzwanzig Marsjahre alt und Biologin. Nur einsachtzig groß und mit weichem, von langem Blondhaar gerahmten Gesicht strahlte sie etwas mütterlich Mildes aus. Und dann ihre großen dunkelblauen Augen…
    Nun ja - Tartus Marvin Gonzales fand sie jedenfalls ganz in Ordnung. Zumindest am Anfang.
    Nach der Übung zeigte er ihnen eine Zeichnung, die Ann Drax' Mutter einst von ihrer Tochter angefertigt hatte. Matthew hatte ihm eine Kopie überlassen. »So sieht das Kind aus, das wir suchen. Und das wir finden werden.«
    »Wie sollen wir ein einzelnes Kind auf diesem großen Planeten finden?« Tita Athena runzelte unwillig die Stirn.
    »Es strahlt Tachyonen aus. Und die kann man orten.« Er steckte die Zeichnung wieder weg. »Gleich nach dem Mittagessen sehen wir uns beim Shuttle. Start- und Landesimulation. Ihr seid pünktlich. Alles klar?«
     
    Die zweite Tageshälfte verbrachten sie im Shuttle selbst. Tartus Marvin erklärte ihnen die Instrumente, ließ sie die Container im Laderaum öffnen, simulierte ein Dutzend Starts und Landungen. Am Abend schleppte sich das Trio müde davon. Vom ganzen Tag gefiel ihm das am besten.
    Als er abends zu Bett ging, vermied er es, an seine Crew zu denken. Das ursprünglich vorgesehene Team, das krank gewordene, hatte ihm besser gefallen. Braxton war in seinen Augen ein selbstgefälliger Narziss, Yiling Kyi Angelis zu eigensinnig für seinen Geschmack und Tita Athena eine arrogante Zicke.
    Besonders Titas Zugehörigkeit zur Crew bereitete dem künftigen Shuttlekommandanten Kopfschmerzen. Ihre herausfordernden Blicke, ihr provozierender Unterton, und immer musste sie das letzte Wort haben. Der Ärger war vorprogrammiert. Tartus Marvin beschloss, sich an den Gedanken zu gewöhnen, und schlief trotzdem gut.
     
    Am Abend des dritten Trainingstages rief ihn der leitende Techniker an, dessen Team für die Wartung des Shuttles zuständig war. Beim täglichen Check-up hatten seine Leute einen Defekt im Ortungssystem für die Tachyonenstrahlung gefunden. Gonzales traute seinen Ohren nicht. Wollte denn irgendein böses Schicksal die Suche nach Drax' Tochter verhindern?
    Er stand vom Abendessen auf und eilte zum Andockmodul. Die halbe Nacht schlug er sich um die Ohren, bis er den Grund für die Störung fand. Die Reparatur warf die Planung noch einmal um drei Tage zurück…
    ***
    7. Februar 2526, Bunker Luimneach
    Ryaan O'Donel eilte die letzten Stufen des Treppenschachtes hinauf und drückte auf den grünen Knopf der Wandkonsole. Mit einem schmatzenden Geräusch öffnete sich das Schleusentor. Er trat ins Freie und lief mit ausholenden Schritten Richtung

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