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264 - Verschollen

264 - Verschollen

Titel: 264 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn und Jo Zybell
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verstohlenen Blick auf die beiden Transporter, die vor dem entfernten Tor des Minenareals abgestellt waren. Einmal pro Woche reisten diese Riesengefährte an, um das geförderte Kupfer abzuholen. Fletscher lächelte. Bald sind wir hier weg, kleine Ann , dachte er.
    ***
    Ann ahnte nichts von Robin Fletschers Plänen. Sie hatte beschlossen, ihr Schicksal nicht länger in die Hände des Komischen Kauzes zu legen. Außerdem war sie vollauf damit beschäftigt, sich in der feindseligen, neuen Umgebung zurechtzufinden. Gemeinsam mit den dreißig anderen Kindern war Jennys Tochter im Frauentrakt untergebracht. Mehr denn je sehnte sie sich nach ihrer Mum. Nicht nur der Anblick von liebevollen Müttern, die ihren Kindern einen Gutenachtkuss gaben, sondern auch die tägliche Ablehnung, die sie hier erfuhr, machten ihr zu schaffen. Besonders die gehässige Sue machte ihr das Leben schwer.
    Das fremde Mädchen sah Ann so ähnlich, dass sie oft für Schwestern gehalten wurden. Sie war nur wenige Zentimeter größer als Jennys Jensens Tochter, hatte ebenfalls blaue Augen und langes blondes Haar. Nur besaß Ann nicht die unzähligen Sommersprossen, die in einem breiten Band über Sues Nase und Wangen saßen.
    Ob es nun Konkurrenzverhalten oder etwas anderes war, Sue ließ keine Gelegenheit aus, Ann zu quälen. Vor Wochen hatte Ann ihr eine deftige Ohrfeige verpasst. Das war, als Sommersprosse ihr das Bild von ihrem Daddy gestohlen hatte und es bei dem anschließenden Gerangel auseinanderriss. Ann hatte danach geheult vor Wut. Doch dann hatte sie die Zähne zusammengebissen und beschlossen, irgendwie aus der Mine zu fliehen. Koste es, was es wolle: Sie würde sich auf die Suche nach ihrem Vater machen. Ganz alleine!
    Doch inzwischen wusste sie, dass sie sich nicht mehr alleine auf die Suche machen brauchte. Sie hatte einen neuen Freund: der schielende Bill! Bei einer Auseinandersetzung mit Sue um ein Stück Brot war ihr der rothaarige Junge unerwartet zur Hilfe geeilt. Seither verbrachten sie jede freie Minute miteinander. Bill war schon dreizehn Jahre alt. Seine strohigen Haare standen ihm vom Kopf ab, als hätte der Blitz eingeschlagen, und seine rechte Pupille sah aus, als wäre sie im Auge abgestürzt. Sie schien unentwegt die Nase im Gesicht des Jungen zu beobachten.
    Wie Ann, war auch Bill elternlos. Wie er hierher gekommen war, darüber wollte er nicht reden. Aber eines Tages erzählte er ihr, dass er in einem der Transporter, die das Kupfer einmal die Woche zum großen Fluss Shannon fuhren, fliehen wollte. »Wenn du willst, nehme ich dich mit«, hatte er ihr angeboten, und Ann war begeistert. Wusste sie doch von ihm: Der Bunker von Luimneach lag auch am Shannon.
    ***
    8. Februar 2526, Mondstation
    Er konnte nicht schlafen in der Nacht vor dem Start. Das wunderte ihn. Tartus Marvin Gonzales war an sich ziemlich stressresistent, kannte kein Reisefieber und dergleichen, neigte auch nicht zur Unruhe, wenn ihm neue Aufgaben bevorstanden. Neue Aufgaben pflegte er zu analysieren, fertigte dann eine gedankliche Checkliste an, arbeitete sie ab und fertig.
    Die Checkliste für die Vorbereitung der Operation war vollständig abgehakt, schon drei Mal. Was er vor dem Flug zur Erde zu erledigen hatte, war erledigt. Nun kam es nur noch darauf an, die Drax-Tochter zu finden. Hierzu brauchten sie natürlich ein bisschen Glück. Den Faktor Glück konnte er nicht beeinflussen, das wusste er als Ingenieur, warum also sollte er nicht gut und tief und völlig beruhigt schlafen können?
    Er schlief weder tief noch oberflächlich, weder beruhigt noch unruhig. Er schlief überhaupt nicht.
    Erst die Lebensmittelvergiftung seiner Crew, dann der Defekt an der Tachyonenpeilung. Das war es, das raubte ihm die Ruhe. Zufällige Ärgernisse ohne weitergehende Bedeutung?
    Auf der Mondstation gab es ein Menü für alle. Jeden Tag ein anderes, doch jeden Tag für alle das gleiche. Und nur seine Crew verdarb sich den Magen an dem Essen?
    Und dann die Störung am Tachyonenortungsgerät - die Verbindung zwischen einer Platine und der Energieversorgung war kurzgeschlossen gewesen. Wie konnte das geschehen sein ohne Manipulation eines Menschen, der es darauf abgesehen hatte?
    Er fand keine Antwort. Das störte ihn, denn er war Chefingenieur von MOVEGONZ TECHNOLOGY, wie gesagt. Ein Ingenieur war dazu da, Antworten zu finden.
    Lange nach Mitternacht stand er auf, holte sich die Personalakten seines neuen Teams auf sein Rechnerterminal und studierte sie aufmerksam. Das

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