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265 - Das letzte Tabu

265 - Das letzte Tabu

Titel: 265 - Das letzte Tabu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Weinland
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fragte Graulicht hohl. Die Stimme schien in seinen eigenen Ohren widerzuhallen.
    »Dir eine Medizin verabreichen - was sonst? Irgendeinen Trank, der dich endlich wieder schlafen lässt. Schau in den Spiegel - nein, tu's lieber nicht. Du könntest dich zu Tode erschrecken!«
    »Sehr aufbauend, danke. Sagt man dir nicht das Talent nach, andere positiv beeinflussen zu können?«
    Lobsang gab keine Antwort.
    Graulichts Lachen geriet zur Grimasse. »Du darfst mich ruhig aufmuntern, denn ich gebe es zu: Ich weiß allein nicht mehr weiter.«
    »Ein Heiler -«
    »Bleib mir damit vom Hals. Bitte. Ich kann mich keinem normalen Mediker anvertrauen… ich kann es nicht, glaub mir.« Verdammt, er spürte, wie ihm beim bloßen Ansatz, darüber zu sprechen, bereits der Schweiß ausbrach.
    Lobsangs Blick verriet, dass es ihm nicht entging. Wieder setzte er dazu an, Graulicht ins Gewissen zu reden. Und wieder erstickte Graulicht den Versuch, indem er selbst die Stimme erhob. »Ich habe sie dir gezeigt - du erinnerst dich.«
    Lobsang musste über die Bedeutung des Satzes nachdenken. Seine Stirn bildete Furchen. Schließlich schien es ihm zu dämmern, worauf Graulicht anspielte.
    »Die Blaupause?«
    »Nenn sie nicht so. Es klingt nicht schön. Nicht ihr angemessen.« Graulicht ignorierte das Gebirge von Verwerfungen, das sich über Lobsangs Nasenwurzel formte. »Ich werde ihren Namen noch erfahren. Sie braucht einen Namen -«
    »Wovon redest du?« Lobsang war jetzt wirklich verärgert. »Es reicht. Wirklich. Wenn du zu keinem Mediker gehst, werde ich einen herzitieren! Du hast die Wahl, entscheide dich!«
    Keine Wahl. Habe keine Wahl. Ihr weisen Alten, was geschieht mit mir…?
    »Tu mir das nicht an«, ächzte Graulicht. »Hilf mir lieber. Ich weiß, wie ich wieder Ruhe finde. Ich bin zu schnell gegangen. Habe sie viel zu abrupt hinter mir zurückgelassen, anstatt…«
    Lobsang schüttelte ihn so heftig, dass Graulichts Kopf hin und her flog. Schweißtropfen spritzten durch die Luft. Er hatte gleichzeitig das Gefühl, zu frieren und vor Hitze zu dampfen.
    »Das ist nicht dein Ernst, Grau! Schau, was aus dir geworden ist, nachdem du in diesem Flugzeug warst! Und jetzt redest du davon, es noch einmal zu tun? Dir kann nur noch einer helfen - ein anderer Geistwanderer. Wir müssen Kontakt zu ihnen aufnehmen. Sicher gibt es Erfahrungswerte für diese Form von Besessenheit…«
    Besessenheit.
    Das Wort schien sich in Graulichts Geist zu brennen.
    »Du bist… mein Freund…«, stammelte er. »Wenn du mir nicht hilfst, wenn du mich nicht verstehst - wer dann?«
    ***
    »Ich muss den Verstand verloren haben…«
    Der Morgen graute noch nicht einmal, als Lobsang den Schweber aus der Stadt lenkte und über die kaum befahrene Ebene Kurs auf den Mie-Krater nahm, wo sich der Zeitstrahl wie ein Kondensstreifen kaum sichtbar in den Nachthimmel bohrte.
    Die Kühle der Nacht hätte Lobsang spätestens ernüchtern und von diesem aberwitzigen Trip abbringen müssen. Aber Graulicht kauerte neben ihm im zweiten Sitz und gab das Häuflein Elend so perfekt, dass er es einfach nicht über sich brachte, umzukehren.
    »Im Gegenteil«, seufzte Graulicht. »Ganz im Gegenteil. Das werde ich dir nie vergessen. Ich wusste, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
    »Sei dir nur nicht zu sicher… und vor allem: Pass diesmal besser auf dich auf. Ich will nicht, dass du noch einmal so ausgelaugt zurückkommst! Du kennst unseren Deal: Sollte sich dein Zustand nach deiner Rückkehr immer noch nicht bessern, gibt es keine Ausflüchte mehr. Dann gehen wir nach meinen Spielregeln vor.«
    »Völlig klar. Aber so weit wird es nicht kommen. Ich weiß, wie ich die Kurve kriege.«
    Lobsang schüttelte den Kopf. »Tu, was du meinst, tun zu müssen. Geh da rein, schau dir die Dame an, nimm dir die Zeit, um dich von ihr zu verabschieden… und komm dann normal wieder zurück. Mehr will ich nicht.«
    »Ich weiß, was ich tue. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Lob, überhaupt keine Sorgen! Schön, dass du mir hilfst. Damit rettest du mir schon zum zweiten Mal das Leben… Jetzt verzieh nicht das Gesicht, ich mein's ernst. Das hier ist 'ne heikle Kiste. Ich spür's. Ich bin wohl doch noch nicht so erfahren als Weltenwanderer. Ich baue verdammt viele Fehler. Wenn die das rauskriegen… du weißt, wen ich meine… dann hagelt's Vorwürfe. Nicht zu knapp. Und nicht zu Unrecht, ich weiß, ich weiß. Aber sie kriegen's nicht raus. Du hältst dicht, oder, Kumpel?«
    Lobsang hatte mit

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