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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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nicht weiter beachteten.
    Die Paste wirkt , freute sich Gosy. Manchmal wurde das Sekret mit der Zeit ranzig und verlor die Duftstoffe. Dann reagierten die Andronen gereizt auf die Anwesenheit eines Lebewesens, das sie nicht einzuordnen wussten.
    Sie folgte den großen Insekten bis zum Eingang ihres Baus, der sich an der Flanke eines Hügels befand. Rechts und links um das rechteckige Loch erstreckten sich die überwucherten Bauten der Menschen, die hier schon vor Kristofluu in der Erde nach Erz gewühlt hatten.
    Saadina war durchzogen von den Stollen alter, stillgelegter Minen. Einst hatten die Menschen über riesige Maschinen verfügt, mit denen sie dem Boden das Erz abrangen. In der Nähe der Mineneingänge - viele von ihnen waren eingestürzt oder durch Erdrutsche verschüttet - standen diese Relikte herum, verwittert und überwuchert.
    Gosys Blick fiel auf ein riesiges Ungetüm aus Stahl, das vor dem ehemaligen Mineneingang vor sich hin rostete. Es stand auf zwei langen Metallstreben, die parallel aus dem Berg heraus und in ein zerfallenes Gebäude führten, das am anderen Ende der Senke stand.
    »Da halte ich es lieber mit lebenden Ungeheuern…«, redete Gosy leise mit sich selbst. Mit wenigen Schritten gelangte sie zum Minenschacht.
    Irgendwann einmal hatte eine Andronenkönigin diesen Zugang zu dem unterirdischen Gangsystem entdeckt und entschieden, hier ihr Volk zu gründen. Die Stollen waren wie geschaffen für die Insekten, die sie in jahrelanger Arbeit stabilisiert und ausgebaut hatten. Niemand wusste, wie weit sich der Bau unterirdisch erstreckte.
    Ebenso wusste niemand, wie viele Königinnen dieser Staat eigentlich hatte. Die Saadina-Andronen lebten in Gemeinschaften mit mehr als einer Königin, doch da sie alle von derselben Königin abstammten, bekriegten sich die Nachkommen untereinander nicht, sondern bildeten eine einzige große Gemeinschaft.
    Und die Königinnen legen munter Eier, den lieben langen Tag. Gosy grinste. Wenn sie das nicht machen würden, hätte die Gilde nichts zu tun.
    Die Andronenreiterin kniete sich im Eingangsbereich der Höhle in eine Nische und nestelte die Petrool-Lampe aus ihrer Tasche. Sie konnte immer noch die Stützpfeiler erkennen, die die Alten hier angebracht hatten. Oft waren es nur noch faulige Reste, die aus den Seiten oder der Decke des Ganges heraushingen. Gosy entzündete den Docht mit Feuerstein und Stahl und sah sich im Schein des flackernden Lichtes um. Alle paar Augenblicke verdunkelte sich der Eingang, wenn Andronen herein oder hinaus krabbelten.
    Es gab keine Überlieferungen darüber, wann der erste Andronenreiter auf die Idee gekommen war, ein solch monströses Tier zu zähmen. Aber wer immer es auch gewesen war, er hatte es sicher nicht nur wegen der Robustheit und Belastbarkeit der Tiere gemacht. Ihre Fähigkeit, schnell zu lernen und sich anzupassen, machte sie so beliebt.
    Eng an die Wand gedrückt schlich Gosy weiter in den Bau hinein. Sie gelangte an eine Abzweigung, an der sich der Weg in drei Gänge teilte. Zwei waren mit Stützpfeilern versehen und besaßen noch ihre ursprüngliche, rechteckige Form. Der dritte, er führte weiter in die Erde hinab, wies den charakteristischen runden Bogen auf, den die Andronen beim Graben schufen.
    Ein Luftzug ließ die Flamme der Petrool-Lampe flackern. Gosy legte den Kopf in den Nacken und blickte in einen kleinen Stollen, der schräg von ihrer Position aus nach oben führte. Aus ihm strömte frische Luft in die Gänge.
    Auch Andronen mussten atmen. Im Gegensatz zu kleineren Insekten wie Fleggen oder Lischetten hatten die größeren Mutationen, zum Beispiel auch die Frekkeuscher, neben der Tracheenatmung zusätzliche lungenartige Organe entwickelt, um ihren Körper auch in größeren Flughöhen mit Sauerstoff zu versorgen. Dabei handelte es sich um ein muskulöses, schwammartiges Gewebe am Ende der zahlreichen Atmungsröhren, die den Körper der Androne durchzogen.
    Bei einigen rituellen Anlässen, zu denen manche Barbarenvölker Andronen opferten, wurde dieses Gewebe als Delikatesse gereicht. In Fett gebraten entwickelte es einen leicht nussigen Geschmack. Es schüttelte Gosy, wenn sie nur daran dachte. Andronen waren Reit- und Arbeitstiere und nicht zum Schlachten da!
    Welchen Weg sollte sie jetzt einschlagen? Einen der Stollen der ehemaligen Mine - oder den gegrabenen Gang? Dann fiel Gosy ein, was ihr Bruno einmal gesagt hatte: Andronen ernährten sich nicht nur von Beutetieren, die sie außerhalb ihres

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