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269 - Andronenreiter

269 - Andronenreiter

Titel: 269 - Andronenreiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sascha Vennemann
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ihren älteren Brüdern und ihrem Vater geflogen. Sie hielt sich tief über den sanften Hügeln der Landschaft, um die Wegpunkte im Dämmerlicht nicht zu verpassen. Etwa eine Stunde, nachdem sie die Farm verlassen hatte, blinzelte sie in die aufgehende Sonne.
    Sie fühlte sich gut. Irgendwie… befreit. Sie bereute es nicht, endlich den Schritt getan zu haben, den sie sich schon lange vorgenommen hatte. Aus der Gemeinschaft der Andronenreiter, die sie mit restriktiven Regeln einengte, hinein in ein selbstbestimmtes Leben, in dem sie auf eigenen Füßen stehen konnte.
    Mit der Unterstützung des Conte natürlich. Wäre er nicht gewesen, hätte sie vielleicht nie den Mut gefunden. Malandra war ein guter Mensch und verständnisvoller Freund; jemand, der wusste, was in ihr vorging. Er brachte ihr den nötigen Respekt entgegen und würde ihr eine Zukunft ermöglichen, von der sie noch vor ein paar Monden nicht zu träumen gewagt hatte!
    Sie merkte, wie sie wieder einmal ins Schwärmen geriet und es dabei an Aufmerksamkeit fehlen ließ. Sie zwang sich, sich auf die Landschaft unter ihr zu konzentrieren.
    Die Luft schmeckte nach Salz. Das Meer rechterhand glitzerte in der Morgensonne. Links erstreckte sich bis zum Strand hin ein von niedrigem Buschwerk spärlich begrüntes, hügeliges Gelände.
    Saadina war einmal dicht bewaldet gewesen, so erzählte man sich. Nachdem Kristofluu den Himmel verdunkelt und Jahrhunderte lang der Winter regiert hatte, begannen die Menschen wieder nach Erz zu graben und beraubten die Insel fast der gesamten Vegetation. Erst in den letzten Jahrzehnten bemühte man sich um die Aufforstung neuer Wälder. Die Verhüttung, wie sie hauptsächlich um Caglaari stattfand, benötigte dringend Brennstoff.
    Dann sah Gosy die ersten wild lebenden Andronen. Sie liefen in Abständen von einigen Speerwürfen hintereinander her, bildeten eine Straße auf einer imaginären Linie. Der ausgetretene Pfad führte zu einem weiter entfernten Wald, wo die Andronen nach Nahrung und Baumaterial suchten.
    Gosy drehte eine Runde über der Straße. Zwei der Andronen halfen sich gegenseitig, ein großes Stück von einem Frekkeuscher zum Bau zu transportieren. Offenbar hatten sie die riesenhafte Heuschrecke im Unterholz erlegt und an Ort und Stelle zerteilt.
    Das erinnerte Gosy daran, nicht selbst zur Beute zu werden. Sie durfte nicht vergessen, sich mit dem Sekret einzureihen!
    Sie fand eine günstige Stelle etwas abseits des Eingangs zum Andronenbau, an der sie landen konnte. An einem abgestorbenen Baum vertäute sie ihr Reittier, griff in ihre lederne Umhängetasche und zog einen Tiegel mit Andronensekret heraus. Großzügig verteilte sie die Substanz auf ihrer Haut und ihrer Kleidung. Das würde sie vor den Angriffen der Rieseninsekten schützen.
    Andronen erkannten einander am Geruch, der je nach Volk variierte. Verirrte sich eine fremde Androne, die von einer anderen Königin abstammte, in das Gebiet eines anderen Andronenstaates, wurde sie auf der Stelle attackiert und in den meisten Fällen getötet. Auch bei Dingen, die eigentlich geruchsneutral waren, konnten Andronen mehr als misstrauisch werden, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Es gehörte daher zum Handwerk eines jeden Andronenreiters, sich vor dem Einfangen von wilden Jungtieren entsprechend zu präparieren und mit dem Geruch zu signalisieren: Keine Angst, ich gehöre zu euch.
    Dasselbe Prinzip wandte die Gilde auch in den Ställen an, deren Inneres jede Woche neu mit dem gewonnenen Sekret besprüht wurde. So fühlten sich die eingesperrten Tiere dort heimisch wie in ihrem angestammten Bau.
    Gosy atmete noch einmal tief durch. Jetzt wurde es ernst! Sie packte die Sachen wieder weg, knotete sich die zotteligen Dreadlocks auf dem Hinterkopf zusammen und griff nach dem Andronenlasso. »Ganz ruhig«, versuchte sie sich Mut zu machen. »Du weißt doch, wie es geht…«
    In der Tat hatte sie genau hier ihrem ersten Andronenfang beigewohnt. Sie war beeindruckt gewesen, mit welcher Leichtigkeit sich die gutgläubigen Insekten von Bruno ködern und dann mit dem Lasso einfangen ließen. Natürlich wehrten sie sich heftig und versuchten die Fesseln durchzubeißen oder anderweitig loszuwerden. Doch sobald sie merkten, dass Widerstand zwecklos war, fügten sie sich in ihr Schicksal und ließen sich abtransportieren.
    Das Mädchen schlich auf die Andronenstraße zu, die hinab in eine Senke führte. Aufmerksam studierte sie die Tiere, die friedlich neben ihr herliefen und sie gar

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