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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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unzufrieden mit ihm?“
    „Ich habe es gut und bin auch zufrieden; aber seit wir von Siut unterwegs sind, redet er von Dingen, welche mir ganz und gar nicht gefallen.“
    „Von welchen Dingen?“
    „Ich stehe noch in seinem Dienst und weiß also nicht, ob ich es dir verraten darf.“
    „Meinst du etwa den Sklavenhandel?“
    „Richtig, sehr richtig! Wie ich höre, weißt du auch schon, daß er ein Sklavenhändler ist.“
    „Das weiß ich allerdings.“
    „So bin ich also kein Verräter, wenn ich mit dir davon rede. Er verlangt von mir, daß ich in seinem Dienst bleiben soll. Wenn ich dies tue, und wir werden erwischt, so kann es mir schlecht ergehen.“
    „Fürchtest du dich schon wieder einmal!“
    „Fürchten? Nein. Du weißt, daß ich der größte Held aller Beduinen bin und es mit tausenden Kriegern aufnehme. Ich will auch gerne bei passender Gelegenheit den Heldentod sterben, aber als Sklavenhändler möchte ich mich doch nicht gerne aufknüpfen lassen.“
    „Das ist sehr ehrenwert von dir gedacht.“
    „Du gibst mir also recht?“
    „Ja.“
    „So werde ich meinen Dienst auf der Stelle verlassen. Aber was soll ich dann anfangen? Wenn ich dich nicht so lieb hätte, würde ich gar nicht fragen; so aber geht es mir zu Herzen, von hier zu scheiden, und da möchte ich dir eine Vorstellung machen.“
    „Rede nur!“
    „Schau, Effendi, du bist ein kluger Mann; du kennst alle Wissenschaften und dringst in die Tiefen aller Geheimnisse; aber einen Fehler hast du doch.“
    „Welchen?“
    „Dir fehlt ein Diener, wie ich einer bin. Man würde dich zehnmal mehr als bisher respektieren, wenn man sähe, daß ich dir zur Seite stehe.“
    „Du möchtest also bei mir bleiben?“
    „Ja, Effendi.“
    „Das geht nicht, denn deine immerwährende Tapferkeit gefällt mir nicht; sie kann leicht Mord und Totschlag über mich bringen.“
    „O, was das betrifft, so darfst du keine Sorge haben. Wenn ich in meinem überschäumenden Mut mit jemand einen Kampf beginne, so fechte ich ihn auch selber aus; da kennst du mich ja zur Genüge. Du hättest also gar nicht nötig, dich meinetwegen in eine Gefahr zu begeben; im Gegenteil würde ich jeden Augenblick bereit sein, mich und meine Heldenenergie für die aufzuopfern.“
    „Es würde für mich und dich nützlicher sein, wenn du sie behieltest, anstatt sie aufzuopfern.“
    „Ganz wie du befiehlst; ich werde dir gerne gehorchen. Was wirst du nun zu meinem Vorschlag sagen?“
    „Ich werde ihn mir überlegen.“
    „Effendi, da gibt es ja gar nichts zu überlegen. Es kann gar keinen Menschen geben, der so wertvoll für seinen Herrn ist wie ich.“
    „Möglich; aber ich habe schon einen Diener.“
    „Ben Nil? Was nützt dir dieser junge Mensch? Welche Schlachten hat er geschlagen und welche Siege errungen?“
    „Er ist noch jung und kann leicht ein noch viel größerer Held werden, als du jetzt bist.“
    „Das glaube ich nicht. Er nimmt keine Lehre an; er hört mir nicht zu; er widerspricht mir stets. Wer nichts lernen will, aus dem kann nie etwas werden.“
    „Du als der Erfahrene und Verständige mußt Nachsicht haben. Es wäre mir lieb, wenn du dich seiner annehmen wolltest.“
    „Wenn du es wünschst, werde ich es sehr gerne tun. Ich will seine Schwächen ertragen und seine Dummheiten mit Gleichmut und Geduld schonen.“
    „So suche ihn jetzt auf, und sage ihm, daß du bei mir bleiben willst. Was er mir dann rät, das werde ich tun.“
    „Wie? Du, ein so berühmter Effendi, willst dich von dem Willen eines Dieners abhängig machen?“
    „Abhängig nicht, aber berücksichtigen will ich ihn, da Ben Nil es ist, der mit dir zu verkehren hat.“
    „Was das betrifft, so muß er es als eine große Ehre schätzen, den Glanz meiner Gegenwart genießen zu dürfen. Aber da du es wünschst, werde ich mit ihm sprechen und dir dann melden, daß er hochbeglückt von meiner Nachricht ist.“
    Er ging. Ich hätte dieser Unterredung gerne als Lauscher beigewohnt. Es hatte sich nämlich zwischen den beiden Dienern ein ganz eigentümliches Verhältnis entwickelt. Sie hatten einander liebgewonnen, und doch lagen sie einander vom Morgen bis zum Abend in den Haaren. Selim besaß trotz seiner Fehler ein sehr gutes Gemüt und war in allen seinen Besorgungen, wobei kein Mut von ihm gefordert wurde, höchst zuverlässig und aufmerksam. Man mußte ihm seine krankhafte Idee, als Helden gelten zu wollen, verzeihen. Ben Nil hatte mein ganzes Interesse erweckt. Er war ernst und still und

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