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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gefügt, daß der Mensch ohne Geld nicht bestehen kann. Selbst in der Wüste ist es dem Wanderer nötig, weil er nicht in die Zukunft blicken vermag und also seine Bedürfnisse und Ausgaben nicht vorher kennen kann. Der Emir hat mich also beauftragt, dir diese Kasse zu übergeben, über welche du nach deinem Ermessen verfügen sollst. Besonders sollst du hier alles kaufen, was für dich selbst nötig ist.“
    Er brachte einen Lederbeutel zum Vorschein, welcher, als er ihn schüttelte, einen sehr erfreulichen, hellen Klang hören ließ. Ich öffnete und sah ihn mit ägyptischen Thalern (Rijal masri) und ägyptischen Viertelpfund-Goldstücken gefüllt. Die Summe betrug nach unserem deutschen Geld beinahe achthundert Mark. Das war für einige Wochen mehr als genug, zumal ich erfuhr, daß die Soldaten mit allem, was sie voraussichtlich brauchen würden, versehen seien. Ich zögerte keineswegs, den Beutel einzustecken, bemerkte aber dabei:
    „Für jetzt habe ich keine Bedürfnisse und werde das Geld, falls es nötig ist, für euch verwenden und dann dem Emir Rechnung ablegen. Wann brechen wir auf?“
    „Sobald es dir gefällt. Nur möchte ich vorher das Kamel tränken. Es hat seit zwei Tagen kein Wasser bekommen.“
    „Es wird auch noch zwei Tage, und vielleicht noch länger keins erhalten.“
    „Warum Effendi?“
    „Weil ich etwaige verborgene Brunnen entdecken will.“
    Er warf mir einen Blick zu, aus welchem ich ersah, daß er meine Antwort nicht begriff, und sagte, indem er abermals mit dem Kopf schüttelte:
    „Ich verstehe dich nicht, Effendi. Wir müssen, um verborgen zu bleiben, die Brunnen meiden, und unsere Kamele sind also zum Dürsten gezwungen. Hier befinden wir uns am Ufer des Nils, und darum solltest du die Gelegenheit ergreifen, dein Tier recht tüchtig trinken zu lassen.“
    „Ich werde es im Gegenteil recht tüchtig dürsten lassen.“
    „Ist das nicht Grausamkeit? Gebietet dir die Lehre des Christentums nicht, für deine Tiere zu sorgen?“
    „Meine Lehre ist den Tieren noch viel freundlicher als die deinige; aber es ist besser, ein Kamel dürstet, als daß viele Menschen leiden. Sobald ich erfahren habe, was dieser Türke Murad Nassyr zu tun gedenkt, werden wir aufbrechen. Da muß ich dich aber vorher fragen, wie wir zu deinen Leuten kommen wollen, da du nur ein Kamel bei dir hast?“
    „Ich habe deren zwei, dieses hier und noch eins, welches ich mit gefesselten Füßen zurückgelassen habe. Ich wollte nicht sehen lassen, daß ich gekommen bin, dich abzuholen.“
    „Das war klug gehandelt. Wo befindet es sich?“
    „Gar nicht weit von hier am Ufer des Nils. Man kann, wenn man geht, in einer halben Stunde hinkommen.“
    „So steige auf und reite hin. Tränke dein Tier, aber das meinige nicht. Ich komme nach.“
    „Du wirst mich nicht finden!“
    „Habe keine Sorge, ich finde dich.“
    „Aber du kennst ja die Stelle nicht!“
    „Ich brauche sie nicht zu kennen; es gibt eine Führerin, welche mich ganz sicher zu dir bringt.“
    „Wer könnte das sein?“
    „Deine Spur.“
    „Verstehst du es denn wirklich so gut, die Spur zu lesen?“
    „Sie ist für mich so deutlich wie die Schrift des Korans für deine Augen.“
    „So will ich dir gehorchen und werde sehen, ob du mich wirklich findest.“
    Er kehrte zu der Stelle zurück, an welcher das für mich bestimmte Hedschihn lag, stieg auf und ritt davon. Ich wartete noch eine Weile. Da kamen die Araber, welche Murad Nassyr gerufen hatte, und gingen zum Fluß um ihre Kamele zu tränken. Daraus ersah ich, daß er sie gemietet hatte und sofort aufbrechen wollte, was ihnen jedenfalls nicht lieb war, da sie gewohnt waren, jede Reise am Nachmittag anzutreten. Nun ging ich langsam nach dem Khan. Am Tor stand der Türke; ich mußte hart an ihm vorüber. Dabei fuhr er mich an:
    „Du Hund, du Verräter! Nun bleibst du hier sitzen, und der Teufel des Hungers wird dich stückweise auffressen. Sollte das nicht geschehen, sollte ich dich wiedersehen, so zerschmettere ich dich!“
    Ich achtete die Worte nicht und ging in den Hof. Als ich an der Tür vorüber wollte, durch welche er mich zu seiner Schwester geleitet hatte, hörte ich deren tiefe Stimme, welche mir zuraunte:
    „Effendi, bleib' stehen, aber blicke dich nicht nach mir um!“
    „Was wünschst du?“ fragte ich, ihr den Rücken zukehrend und mir den Anschein gebend, als ob ich in der Betrachtung des Khans versunken sei.
    „Ich sah dich jetzt kommen und eilte an die Tür, um nochmals mit dir

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