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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich mir, daß in dem Vertrauen, welches der Raïs Effendina mir zeigte, eine große Ehre für mich liege. Darum antwortete ich:
    „Wie könnte ich eine solche Bitte abschlagen! Dein Herr hat mir so zahlreiche Gefälligkeiten erwiesen, daß ich mit Freuden die Gelegenheit ergreife, ihm nützlich zu sein.“
    „Effendi, ich danke dir! Ich muß dir sagen, daß der Raïs Effendina allerdings bestimmt erwartete, daß du einwilligen werdest; aber da die Aufgabe, welche wir zu lösen haben, eine so gefährliche ist, so glaubte ich das Gegenteil. Er meinte freilich, du seist nicht der Mann, dich vor einigen Sklavenjägern zu fürchten, und so erfreut es meine Seele, daß du seine Voraussetzung nicht zu Schanden werden läßt. Was wir auszuführen haben, ist mit großen Schwierigkeiten verknüpft; aber nun ich weiß, daß mir dein Rat zur Seite steht, bin ich überzeugt, daß ich wenigstens keine großen Fehler begehen werde.“
    „Du hast nicht nur auf meinen Rat, sondern auch auf meine Tat zu rechnen. Sind dir besondere Instruktionen gegeben worden, von denen du jetzt noch nicht gesprochen hast?“
    „Nein. Mir wurde im allgemeinen befohlen, jeden Sklavenjäger oder Sklavenhändler auszuheben und ihn mit seinem Raub dem Emir zuzuführen. Natürlich habe ich meine Aufmerksamkeit zunächst den entführten Frauen und den Töchtern der Beni Fessarah zuzuwenden und soll mich, wie ich dir aufrichtig mitteile, mehr auf dich als auf mich verlassen.“
    „Dieses letztere ist mir keineswegs lieb, weil es niemals von Vorteil ist, wenn zwei Stimmen maßgebend sein sollen. Es treten da leicht Meinungsverschiedenheiten ein, welche das Gelingen in Frage stellen.“
    „O, was das betrifft, so kannst du sicher darauf rechnen, daß ich mich stets deinem Willen fügen werde. Das ist mir anbefohlen worden, wie ich dir gleich beweisen werde. Der Emir hat mich beauftragt, dir, sobald ich dir die Verhältnisse erklärt habe, diesen Zettel zu übergeben.“
    Er zog ein kleines, zusammengefaltetes Papier hervor, öffnete es und gab es mir. Ich las die wenigen, aber inhaltsreichen Worte:
    „Du bist der erste, er ist der zweite.“
    Das war genug und ein weiterer, noch größerer Beweis des Vertrauens, welches ich seitens des Emirs genoß. Wenn ich bedachte, welche Macht er infolge seiner Ausnahmestellung besaß, so hätte ich leicht stolz darauf sein können, daß er einen so bedeutenden Teil derselben in meine Hände legte.
    „Bist du nun beruhigt?“ fragte der Lieutenant.
    „Ja“, antwortete ich. „Ich bin nicht nur beruhigt, sondern ich habe nun die Überzeugung, daß wir die Frauenräuber, falls sie den nördlichen der beiden vorhin erwähnten Wege eingeschlagen haben, treffen werden.“
    „Überzeugt? Wirklich? Ist das nicht zuviel behauptet, Effendi?“
    „Nein, denn ich weiß sehr wohl, was ich sage.“
    „Aber bedenke, wie groß die Wüste ist! Wir brauchen von hier aus vier Tage, um den Brunnen Murat zu erreichen, welcher nicht ganz in der Mitte derselben liegt. Der ganze Weg ist neun Tagesreisen lang. Selbst wenn wir diese große Strecke besetzen könnten, würde es für die Räuber viele, viele Lücken geben, durch welche sie, zumal des Nachts, uns entkommen könnten.“
    „Du mußt mit der Beschaffenheit der Wüste rechnen, welche sie zu durchqueren haben. Vom Nil bis zum roten Meere, an welchem doch wohl ihr Ziel liegt, sind zwanzig Kameltagemärsche. Sie können sich unmöglich für eine so lange Zeit mit Wasser versehen und sind also gezwungen, Brunnen aufzusuchen, an denen wir sie treffen werden.“
    „Verlaß dich nicht zu sehr darauf! Hast du einmal davon gehört, daß es geheime Brunnen gibt?“
    „Ja. Ich habe in der großen Sahara oft solche geheime Brunnen entdeckt und aus ihnen getrunken.“
    Er sah mich an, schüttelte den Kopf und meinte:
    „Ich habe freilich gehört, daß die Franken in vielen Dingen viel, viel klüger sind als wir, aber der Bewohner der Wüste muß dieselbe doch besser kennen als ein Abendländer, der sich zum erstenmal darin befindet!“
    „Warte bis später! Ich will dir jetzt keine Erklärung geben; die Tat soll dir beweisen, daß ich recht habe.“
    „Du spannst meine Erwartungen, und ich bin begierig darauf, zu erfahren, in welcher Weise du mich überzeugen willst, daß du dich nicht verrechnest. Für jetzt kann ich dich nur fragen, ob es also wirklich sicher ist, daß du mit mir reitest?“
    „Es ist sicher.“
    „So habe ich dir noch etwas vom Emir zu übergeben. Allah hat

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