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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ge- und verkauft?“
    „Oft“.
    „Ich meine lebendige Ware – Sklaven?“
    „Das ist mir niemals eingefallen. Ich bin ein gehorsamer Untertan des Großherren und werde nichts gegen seine Gesetzte und gegen die Befehle des Khedive tun.“
    „Wohl dir, wenn dem so ist. Kennst du vielleicht den Ort Kauleh, welcher am Bahr el Abiad liegt?“
    „Nein.“
    „Sonderbar! Ein solcher Handelsmann sollte diesen Ort nicht kennen? Das kommt mir verdächtig vor! Vor wenig über einem Jahr wurden Sklaven von Karanak nach Kauleh über den Nil geschifft; sie sollten nach Messalamieh gebracht werden. Wir befreiten sie, indem wir die Treiber überfielen. Der Führer, welcher uns entkam, sah dir so ähnlich, wie du dir selbst. Ich fragte einen der Treiber, der in unsere Hände geriet, nach dem Namen dieses Führer, und er nannte ihn mir; er klang ganz anders als dein jetziger.“
    „Das beweist doch, daß ich nicht derjenige bin, für den du mich hälst.“
    „Das kann auch beweisen, daß du verschiedene Namen führst. Ich habe damals dein Gesicht gesehen und es nicht vergessen.“
    „Herr, ich bin ein ehrlicher Händler! Das kann mir der Effendi bezeugen, neben dem du sitzt. Er kennt mich genau und will mit mir nach Khartum gehen.“
    Das war mehr als kühn; das war frech!
    „Ist das wahr? Kennst du ihn?“ fragte mich der Lieutenant.
    „Ich kenne ihn so, wie er sich genannt und gegeben hat.“
    „Wie nannte er sich dir?“
    „Genauso, wie er dir vorhin antwortete.“
    „Hat er nicht von Sklavenjagden zu dir gesprochen?“
    „Allerdings, gestern abend wieder.“
    „Was sagte er?“
    „Er bot mir seine Schwester zum Weib an, wenn ich gewillt sei, ihm beim Sklavenhandel die Hand zu reichen.“
    „Erzähle es ausführlich, Effendi!“
    Ich kam dieser Aufforderung nach, denn es gab keinen Grund, im Interesse des Türken zu schweigen oder gar Lügen zu machen. Er preßte die Zähne zusammen und sah mich mit einem Blick an, welcher mir sagte, daß er sich bei gegebener Gelegenheit blutig an mir rächen werde.
    „Nun, was sagst du dazu?“ fragte ihn der Lieutenant, als ich geendet hatte.
    „Herr, ich hatte einen sehr triftigen Grund, so zu sagen. Dieser Effendi, welcher nichts kann, nichts besitzt und nichts taugt, wollte mich zwingen, ihn umsonst als Begleiter mitzunehmen. Er hat mich von Siut bis hierher viel Geld gekostet, und um ihn loszuwerden, machte ich ihm weis, daß ich ein Sklavenhändler sei. Es half auch sofort, denn er bekam Angst und trennte sich von mir.“
    „Und vorhin behauptetest du, daß er mit dir nach Khartum reisen wolle.“
    „Ich hatte mich nur versprochen.“
    „Du bist mir sehr verdächtig. Kannst du es beweisen, daß du dieser Murad Nassyr aus Nif bist?“
    „Ja. Ich habe zwei Pässe bei mir, einen vom Großherrn und den andern vom Khedive unterzeichnet.“
    „Zeige sie mir!“
    „Da muß ich dich ersuchen, mit in mein Gemach zu kommen.“
    Der Lieutenant ging mit hinein, und ich war neugierig, was erfolgen werde. Er kam nach einiger Zeit allein zurück und teilte mir mißmutig mit:
    „Die beiden Pässe sind in schönster Ordnung; er reist mit seiner Schwester nach Khartum. Ich habe seine Sachen untersucht; es ist ihm nichts anzuhaben, und doch bin ich überzeugt, daß er jener Sklavenhändler ist.“
    „Und ich könnte beschwören, daß er mir den Antrag, welchen er mir stellte, im vollsten Ernst gemacht hat.“
    „Das glaube ich ganz gern, denn ich weiß, daß du klüger bist, als er, und dich von ihm nicht übertölpeln lassen würdest. Aber ich muß ihn laufen lassen, doch nur für heute. Wir werden, ohne daß er es bemerkt, ein wachsames Auge auf ihn haben. Jetzt können wir in dem Gespräch, welches er unterbrach, fortfahren.“
    „Nicht hier, wir sind zu gestört. Laß dein Hedschihn in den Khan bringen, und dann spazieren wir zum Fluß, wo wir allein sind und von niemand gehört werden können.“
    Er folgte dieser Aufforderung, übergab dem Khandschi das Kamel, und dann gingen wir nach dem Wasser. Dort sah ich ein Boot, in welchem ein einzelner Ruderer saß, der mit Anstrengung aller Kräfte schnell stromaufwärts strebte.
    „Das ist mein Bote, welchen der Schech el Beled auf meinen Befehl nach Derr gesendet hat“, sagte der Lieutenant.
    „In welcher Angelegenheit? – Darf ich das erfahren?“
    „Du mußt es sogar wissen. Von Derr aus geht ein zweiter Bote nach Abu Simbel, von da aus ein dritter nach Wadi Halfa, von dort aus ein vierter nach Semneh, und so weiter,

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