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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine halbe Tagereise nach dem Brunnen. Da sie keine Kamele haben und also gehen müssen, werden sie erst am Abend dort ankommen, und das gibt mir Gelegenheit, sie nicht nur zu beobachten, sondern sogar zu belauschen, ohne daß sie mich bemerken.“
    „Effendi, sie müßten ja blind und taub sein, wenn sie dich nicht sähen und hörten!“
    „Das laß meine Sorge sein. Ich verstehe es, mich so anzuschleichen, daß ich unsichtbar und unhörbar bleibe.“
    „Aber wenn sie dich dennoch bemerken, so bist du verloren. Sie werden nicht allein am Brunnen sein, denn es vergeht kein Tag, an welchem nicht eine Karawane dort lagert; oft sind es auch mehrere. Diese Leute sind niemals Gegner des Sklavenhandels und werden also gegen dich sein.“
    „Das weiß ich. Ich bin sogar überzeugt, daß ich einen unversöhnlichen Feind dort treffen werde, einen Feind, welcher gegebenen Falls sogar auf meinen Tod dringen wird, Murad Nassyr, den Türken, meinen früheren Reisegefährten.“
    „Das ist wahr. Er wird nun bei dem Brunnen angekommen sein oder denselben spätestens heute abend erreichen. Du hast dich also verdoppelt in acht zu nehmen, und ich warne dich. Gehe ja nicht allein, sondern nimm mich und einige meiner Asaker mit!“
    „Das werde ich bleiben lassen. Allein bin ich viel sicherer als in Begleitung deiner Soldaten. Ihre Gegenwart hätte nur zur Folge, daß man uns, das heißt also mich, bemerken würde.“
    „So sollen sie am Dschebel Mundar bleiben?“
    „Nein. Wir reiten zu ihnen, um sie abzuholen. Dann begeben wir uns in eine gesicherte Stellung in der Nähe des Brunnens, von wo aus ich später meinen abendlichen Gang unternehme.“
    Der Lieutenant blickte kopfschüttelnd vor sich nieder. Das Unternehmen, welches ich plante, schien ihm zu gefährlich, wohl auch überflüssig zu sein, denn er meinte nach einer Weile:
    „Sage, was du willst, ich bin doch überzeugt, daß du dich nicht in diese Gefahr zu begeben bräuchtest, wenn du die Kerls, welche ganz in deine Hand gegeben waren, ausgefragt hättest.“
    „Das kann man nur dann, wenn man genau weiß, was die Wahrheit ist. Was hätte ich machen wollen, wenn sie behaupteten, daß ihre Aussagen wahr seien?“
    „Hm! Diese Entschuldigung hat etwas für sich; aber weißt du denn, ob sie, wenn du sie belauschst, gerade von dem, was du hören willst, reden werden?“
    „Ich warte so lange, bis sie davon sprechen.“
    „Und wenn inzwischen der Tag anbricht? Du darfst doch nicht so lange bleiben.“
    „Was das betrifft, so bin ich überzeugt, daß ich nicht so lange zu warten habe. Nach Dingen, wie die sind, welche hier geschahen, kann man sicher darauf rechnen, daß von ihnen gesprochen wird.“
    „Nun, ich habe dir nichts zu befehlen, sondern ich bin beauftragt, mich in allem dir zu fügen; aber eins muß ich doch noch erwähnen. Du hast nach heimlichen Brunnen gesucht, weil du glaubtest, die Sklavenjäger da zu treffen. Du hast auch einen solchen gefunden. Warum sollen wir ihn verlassen? Warum willst du die Asaker nach dem Bir Murat führen, da du doch wissen mußt, daß die Gesuchten denselben vermeiden werden? Auf diese Weise können sie uns sehr leicht entgehen.“
    „Sie werden uns in die Hände laufen.“
    „Aber du sagtest selbst, daß du überzeugt seist, daß die fünf Männer, von denen du uns befreitest, die Vorhut der Sklavenjäger seien. Folglich kommen die letzteren nach; sie werden den heimlichen Brunnen aufsuchen, und wir können sie dort abfangen. Nun aber führst du uns fort, und zwar gerade dahin, wohin sie nicht kommen werden.“
    Der Mann war so bedenklich, weil er mich nicht kannte. Doch überzeugten mich seine Einwendungen von seiner Vorsicht und von dem Ernst, welchen er der Sache widmete; darum zwang ich mich zur Geduld und erklärte ihm in ruhigem Ton:
    „Deine Betrachtungen sind gerade nach vorn, nicht auch nach rechts und links gerichtet. Auf Selim können wir uns nicht verlassen; wir sind also nur noch drei Personen. Aus wie vielen Köpfen aber werden die Sklavenjäger bestehen? Wie nun, wenn sie so bald kämen, daß uns nicht Zeit bliebe, die Asaker kommen zu lassen? Könnten wir uns an sie wagen und sie gar, was wir doch tun sollen, gefangennehmen? Ja, ich bin überzeugt, daß sie den heimlichen Brunnen aufsuchen; aber sie werden, weil es dort kein Wasser für sie gibt, ihn schnell wieder verlassen und vielleicht einige Reiter mit Schläuchen nach dem Bir Murat senden, um von dort Wasser zu holen. Am geheimen Brunnen dürfen wir

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