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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dann später verteilt werden.
    Nun mußten wir auf Selim warten und hatten also Zeit, uns über das Geschehene auszusprechen. Ich erfuhr, daß der Schlingelschlangel allerdings an dem Unglück schuld sei; er hatte wachen sollen, aber geschlafen. Die beiden andern hatten, da jeder von Sonnenunter- bis Sonnenaufgang vier Stunden auf Wache gewesen war, sich nach dem Morgengebet wieder niedergelegt und waren plötzlich mit Gewalt geweckt worden. Die Augen öffnend, hatten sie sich in den engen Umschlingungen der Feinde gesehen. Beide hatten sich gleich kräftig gewehrt, aber nur Ben Nil war es gelungen, sein Messer zu ziehen und einen Gegner niederzustechen. Das hatte den Grimm der Sklavenjäger im höchsten Grade erregt, und einer von ihnen war der Ansicht gewesen, daß der Mörder sofort zu töten sei; die andern aber, unter ihnen der Anführer, hatten gemeint, die Rache müsse aufgeschoben werden, um dann desto fürchterlicher zu sein. Darauf war die Leiche entkleidet und eingescharrt worden. Man hatte die Tiere aus dem Brunnen getränkt und diesen nachher zugeworfen. Gleich darauf war der Aufbruch erfolgt.
    „Wie hat man euch dann unterwegs behandelt?“ fragte ich.
    „Gar nicht, weder gut noch schlecht“, antwortete der Lieutenant. „Man sprach nicht mit uns; es war, als ob wir für sie gar nicht vorhanden seien.“
    „Aber unter sich sprachen sie doch?“
    „Sehr wenig und nur von ganz gewöhnlichen Dingen.“
    „Habt ihr nicht aus diesem Wenigen zu erraten vermocht, wer und was sie sind und woher sie kommen oder wohin sie wollen?“
    „Nein. Sie nannten sich nicht einmal beim Namen.“
    „Das ist sehr geheimnisvoll; sie sind außerordentlich vorsichtig gewesen, und gerade daraus läßt sich schließen, daß sie alle Ursache haben, heimlich und vorsichtig zu sein. Haben sie denn nicht gefragt, wie ihr an den Brunnen gekommen seid, wie ihr ihn entdeckt habt?“
    „Das fragten sie freilich, aber wir sagten es ihnen nicht. Sie wollten noch mehr, ja alles wissen, aber wir schwiegen hartnäckig und haben keine ihrer Fragen beantwortet. So erfuhren sie nichts von deiner und Selims Anwesenheit; wir hielten es eben für das allerbeste, von gar nichts zu reden, um uns nicht deinen Tadel zuzuziehen.“
    „Das war sehr klug gehandelt, denn nun bleibt uns freies Spiel. Von großer Wichtigkeit wäre es mir, zu erfahren, ob sie den heimlichen Brunnen gekannt haben oder nur zufällig in jene Gegend gekommen sind.“
    „Sie kannten ihn und waren sehr zornig darüber, daß er so wenig Wasser enthielt, weil wir es für uns verbraucht hatten.“
    „So weiß ich nun, für was ich sie zu halten habe. Durch diese Kenntnis des Brunnens haben sie sich verraten. Sie sind die von uns erwarteten Sklavenjäger.“
    „Unmöglich, Effendi! Sie hatten ja keine Sklavinnen bei sich, und wir sind gerade gekommen, um dieselben zu befreien.“
    „Diese fünf Männer bilden nur die Vorhut. Sie sollen, sozusagen, Quartier machen, für Wasser sorgen und auf alles bedacht sein, was zur Sicherheit des Sklaventransports nötig ist.“
    „Wenn das so ist, so hast du einen großen Fehler begangen, indem du sie entkommen ließest. Du hättest sie festhalten und ausfragen sollen. Wie nützlich würde uns das gewesen sein!“
    „Nützlich? Ich bin da ganz anderer Meinung. Ich pflege in so wichtigen Momenten mit Überlegung zu handeln und die Folgen dessen, was ich tue, zu berechnen. Wäre es mir eingefallen, diese Männer auszufragen, so hätte ich nichts erfahren. Ich bin überzeugt, daß sie mir alles mögliche, aber nur nicht die Wahrheit gesagt hätten. Und da es mir unmöglich gewesen wäre, ihnen die Lüge sofort zu beweisen, so war es jedenfalls klüger, sie laufenzulassen. Nun können sie sich wenigstens nicht einbilden, mich falsch berichtet zu haben. Es fällt mir nicht ein, solche Leute auch nur für wenige Stunden denken zu lassen, daß ich von ihnen überlistet worden sei.“
    „Aber nun sind sie fort, und wir sind nicht weiter und nicht klüger als vorher!“
    „Gerade weil sie fort sind, werden wir sehr bald klüger sein, denn sie werden mir alles sagen, was ich wissen will und was sie mir jetzt jedenfalls verheimlicht hätten.“
    „Wie? Sie werden dir dies alles mitteilen? Wann denn und wo denn? Wie willst du sie dazu veranlassen?“
    „Sie werden es mir sagen, ohne zu wissen, daß ich es höre. Ich habe sie laufenlassen, um sie später am Bir Murat zu belauschen. Ich werde noch vor ihnen dort ankommen. Von hier aus ist es

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