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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht!“
    „Vielleicht doch! Bedenke, welche Zahl von Asakern er bei sich hat!“
    „Die Asaker fürchte ich nicht. Er allein wird uns mehr zu schaffen machen als sie alle. Ibn Asl hat jedenfalls genug Krieger bei sich, um die Asaker in Schach zu halten. Wenn es uns gelingt, ihn zu warnen, richtet sich die Waffe des Giaur gegen ihn selber. Er will die Sklavenkarawane überfallen und wird dann selbst von ihr überrumpelt. Ein wahres Glück, daß ich in Berber unter den Asakern dieses Raïs Effendina unsern Ben Meled erblickte, welcher mich sofort erkannte und mir dann alles verriet. Ich wollte eigentlich direkt und schnell nach Khartum, aber ich bereue diesen Zeitverlust und Umweg nicht, da mir dadurch der Giaur in die Hand geraten muß.“
    Eben jetzt kehrte der Scheik zurück. Er hatte die letzten Worte gehört und meinte, indem er ein verdrießliches Gesicht zeigte:
    „Wir müssen auf das Feuer verzichten, denn es war kein Brennmaterial zu finden. Ich will dir wünschen, daß deine Hoffnung, diesen Ungläubigen zu fangen, nicht ebenso vergeblich ist. Ist's nur, weil er sich gegen Ibn Asl auflehnt, oder hast du eine persönliche Rache gegen ihn?“
    „Das letzte ist der Fall.“
    „So erzähle es mir! Ich bin euer Dalul und kann euch für die Erreichung eures Zwecks wohl nützlich sein.“
    Er lehnte sein Gewehr zu den ihrigen und setzte sich zu ihnen nieder. Der Mokkadem erfüllte ihm seinen Wunsch, aber in einer Weise, daß mir die Haare hätten zu Berge stehen mögen. Er erzählte schreckliche Geschichten, deren Held ich gewesen sein sollte, und schilderte mich als einen Inbegriff aller Laster und Schlechtigkeiten.
    „Allah!“ rief der Scheik am Schluß aus. „So ein Mensch ist eigentlich gar kein Mensch. Aber daran ist der Teufel schuld. Als Allah den Adam geschaffen hatte, wollte der Teufel es ihm nachmachen und schuf ein Wesen, welches zwar menschliche Gestalt hatte, aber die Seele eines Teufels besaß. Von diesem Wesen stammen die Christen ab, während Adam der Urahne der gläubigen Moslemin geworden ist. Man möchte sich fürchten, von diesem Giaur zu sprechen und zu hören. Behüte mich Allah vor diesem dreimal gesteinigten Satan! Wenn ihr ihn fangt, werde ich ihn nur von weitem betrachten; aber so ein Teufel ist schwer zu fangen. Ich glaube nicht, daß ihr ihn in eure Hände bekommt.“
    „Dieses Mal ganz gewiß!“ meinte der Muza'bir. „Welch eine Wonne wird das für uns sein! Und wehe, tausendfach wehe dann ihm! Ich wollte, ich hätte ihn schon jetzt in meiner Hand; ich wollte –“
    Er kam in seiner Rede nicht weiter, denn ich richtete mich oben auf der Stufe empor, sprang herab und fiel ihm in das Wort:
    „Ich will dir deinen Wunsch erfüllen. Hier hast du mich!“
    Ich hatte den Sprung in der Weise getan, daß ich jetzt zwischen ihnen und ihren Gewehren stand. Sie saßen neben dem Loch, ohne sich zunächst zu bewegen, und starrten mich an, als ob ich ein Gespenst sei. Ich zog die beiden Revolver hervor, richtete die Läufe auf sie und fuhr fort:
    „Wenn man den Teufel an die Wand malt, so kommt er, ihr habt mich als Teufel beschrieben, und so bin ich da.“
    Der Mokkadem faßte sich zuerst. Er griff nach seiner Pistole, zog sie aus dem Gürtel und schrie:
    „Ja, du bist kein Mensch, sondern ein Teufel. Fahre zur Hölle, wohin du gehörst!“
    Er wollte die Waffe auf mich richten; ich stieß sie ihm mit dem Fuß aus der Hand, daß sie weit fortflog und trat ihm, als er aufspringen wollte, mit demselben Fuß so gegen den Leib, daß er niederstürzte und sich überschlug. In diesem Augenblick schnellte der Muza'bir empor; er war zehnmal gewandter und geschmeidiger als der Mokkadem; aufspringen und auf mich schießen war bei ihm das Werk einer Sekunde. Ich fand kaum Zeit, mich auf die Seite zu werfen. Die Kugel flog an mir vorüber, und fast in demselben Moment traf ihn meine Faust so gegen die Schläfe, daß er besinnungslos zusammenbrach.
    Inzwischen hatte sich der Mokkadem wieder aufgerafft und das Messer gezogen. Er drang mit demselben auf mich ein. Was hinderte mich, diesen Menschen niederzuschießen? Ich tat es nicht, sondern parierte seinen Stoß durch einen von unten herauf gegen seinen Ellenbogen geführten Hieb, wodurch ihm das Messer aus der Hand geschleudert wurde; dann warf ich ihn nieder und drückte ihm mit beiden Händen die Kehle zusammen. Er schlug einige Augenblicke mit den Armen und Beinen um sich und lag dann auch bewegungslos. Ich nahm zwei Finger in den Mund und

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