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27 - Im Lande des Mahdi I

27 - Im Lande des Mahdi I

Titel: 27 - Im Lande des Mahdi I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gehorchten so exakt, als ob sie darauf eingeschult worden seien. Ich folgte ihnen und fuhr, als ich dann zwischen ihnen und ihren Gewehren stand, fort, doch ohne meine noch immer auf die Brust des Anführers gerichtete Flinte sinken zu lassen:
    „Jetzt wirst du es sein, der mir einige Fragen beantwortet. Wenn einer von euch es wagt, nach der Pistole zu greifen, oder wenn du mit deinen Antworten nur zwei Sekunden zögerst, schieße ich, und die Kugel meines Ben Menelik wird den nächsten treffen. Also antworte schnell: Seid ihr allein in diesem Wadi?“
    „Nein“, antwortete er ohne Pause. Vielleicht meinte er, daß mir bei der Nachricht, daß er noch mehr Leute zur Verfügung habe, der Mut sinken werde.
    „Wo befinden sie sich?“ fragte ich weiter.
    „Nicht fern von hier.“
    „Wart ihr schon öfters im Wadi el Berd?“
    „Ja.“
    „Gibt es eine Stelle, an welcher drei verdorrte Gaziah-Bäume stehen?“
    Er zögerte in Hinsicht auf den heimlichen Brunnen mit der Antwort.
    „Schnell, schnell, sonst schieße ich!“ drängte ich ihn.
    „Es gibt drei solcher Bäume da, wo wir lagern.“
    „Im nasib, im adschibi – o Schickung, o Wunder!“ rief ich im Ton des Erstaunens aus. „Kommt ihr über den Nil herüber vom Bir Murat?“
    „Ja.“
    Sofort ließ ich die Flinte sinken, gebot Ben Nil, dasselbe zu tun, trat auf den Anführer zu, streckte ihm die Hand entgegen und sagte in freudigem Ton:
    „Fast hätte ich dich erschossen. Dank sei dem Propheten, daß ich es nicht getan habe, denn dein Tod hätte mich bis an das Ende meiner Tage betrübt. Aber du trugst die Schuld, weil du mir drohtest, und ich bin das nicht gewöhnt. Da ihr bei den Gaziah-Bäumen lagert, seid ihr diejenigen, welche ich suche.“
    Er nahm meine Hand nicht, behielt sein finsteres Gesicht bei und sagte:
    „Du uns suchen? Das ist eine Lüge! Niemand weiß, daß wir uns hier befinden.“
    „Daß du mich einen Lügner nennst und ich dir trotzdem nicht sofort eine Kugel gebe, mag dir beweisen, daß ich die Wahrheit gesprochen habe und mich als euern Freund betrachte. Ich bin überzeugt, daß ihr zu Ibn Asl ed Dschasuhr gehört. Habe ich recht?“
    „Darauf darfst du keine Antwort erwarten. Wir kennen dich nicht.“
    „Du wirst mir dennoch Auskunft erteilen, wenn ich dir sage, daß ich zu euch gesandt bin, um euch zu warnen vor dem Lieutenant des Raïs Effendina und vor einem ungläubigen Effendi, den ihr in die Dschehennah wünschen werdet.“
    „Allah! Woher weißt du von diesen Leuten?“
    „Von denen, die mich geschickt haben, Abd el Barak, der Mokkadem der Kadirine, und sein Begleiter, welcher Muza'bir genannt wird.“
    „Sie sind Freunde von uns, aber sie können unmöglich wissen, daß wir uns hier befinden. Wo hast du sie getroffen, und wie können sie dich nach dem Wadi el Berd senden, um uns zu warnen? Ich begreife das nicht.“
    „Du wirst es sofort begreifen, nachdem ich es dir erklärt habe. Nehmt eure Gewehre und setzt euch für kurze Zeit her zu uns! Wir haben nichts voneinander zu befürchten und werden vielmehr die besten Freunde sein.“
    Ich setzte mich an meinen kleinen, improvisierten Herd, auf welchem das Feuer ausgegangen war, und Ben Nil ließ sich neben mir nieder. Er war wirklich spaßhaft, die Art zu sehen, in welcher diese zehn Sklavenjäger meiner Aufforderung Folge leisteten. Sie schämten sich jedenfalls, daß ich ihnen trotz ihrer größeren Zahl überlegen geworden war, es schien ihnen unmöglich, in mir, dem Unbekannten, einen Freund oder gar Verbündeten sehen zu müssen, und doch trat ich mit einer Sicherheit auf, welche sie überzeugen mußte. Das erteilte ihrem Tun, ihren Bewegungen das gerade Gegenteil davon, nämlich eine Unsicherheit, welche ihnen, den bis an die Zähne bewaffneten Menschenräubern, ganz eigentümlich zu Gesicht stand. Sie nahmen langsam und wie zögernd ihre Gewehre auf und hockten sich dann zu uns nieder. Da ich nicht sofort sprach, begann der Anführer:
    „Deine Worte sind Rätsel für uns. Wir kennen deinen Namen und wissen, daß du ein Händler bist; aber wo wohnst du, wo bist du her?“
    „Ich bin aus Dimiat. Doch, bevor ich weiterspreche, erkläre mir erst den Zwiespalt, welcher darin liegt, daß ihr unsere Namen wißt und doch behauptet, mich nicht zu kennen.!“
    „Wir hörten Schüsse, und ich sandte Kundschafter aus. Sie kamen hierher, sahen euch und hörten eure Unterredung. Ihr nanntet euch bei den Namen und spracht von den Preisen schwarzer, brauner und

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