27 - Im Lande des Mahdi I
bewegen können, ihn von den Stricken zu befreien. Aus demselben Grund mußte ich ihm einen Knebel geben; darum preßte ich ihm mit der einen Hand abermals die Kehle zusammen; er machte, um Luft zu bekommen, den Mund weit auf, und ich schob ihm den zusammengeballten Zipfel des Tuches hinein.
Nachdem ich ihn noch weiter von den Kindern weggezogen hatte, damit er sich nicht leicht zu ihnen hinrollen könne, begab ich mich hinaus in den Säulengang, aber nicht durch die Tür des erleuchteten Zimmers, weil ich da von den Gespenstern gesehen worden wäre, sondern durch die dunkle Nebenstube. Ich nahm meine schwere Büchse mit, um zuschlagen zu können.
Die beiden sauberen Patrone verführten noch denselben Lärm wie vorher. Ich sah, daß sie, um für Tiere gehalten zu werden, sich auf Hände und Füße gestellt hatten. Mich so tief wie möglich niederduckend, schlich ich mich näher. Mein Anzug war dunkel genug, um nicht leicht vom Boden unterschieden werden zu können. Als ich dem nächsten auf sechs oder sieben Schritte nahe gekommen war, sprang ich auf ihn zu und schlug ihn mit einem Kolbenhieb nieder. Er stieß einen heulenden Schrei aus, blieb aber liegen. Der andere wurde durch diesen Schrei gewarnt und richtete sich auf. Er sah mich und wandte sich zur Flucht. Ich eilte ihm nach, an dem leeren Wasserbassin vorüber. Aus der Umfassung desselben war ein Stein gefallen; ich sah denselben nicht und stolperte über ihn hinweg, wobei mir mein Gewehr so zwischen die Beine kam, daß es mir aus der Hand geprellt wurde. Ich ließ es natürlich liegen und rannte weiter, hinter dem flüchtigen Chajjal her. Er war leider mit der Örtlichkeit vertrauter als ich und hatte, als ich den Garten erreichte, einen Vorsprung gewonnen, welcher mich zur verdoppelten Eile antrieb. Es ging quer durch den Garten, über Schutthaufen und durch Unkrautgestrüpp der Mauer zu. Er wollte hinauf; ich kam zur rechten Zeit, erwischte ihn am Bein und riß ihn herab. Das geschah mit solcher Gewalt, daß ich das Gleichgewicht verlor, niederstürzte und unter ihm zu liegen kam. Er hatte sein Messer gezogen und holte zum Stoß aus. Durch eine schnelle Wendung erreichte ich, daß der Stoß fehlging; die Klinge fuhr mir zwischen Brust und Oberarm hindurch. Ich stieß ihm die Faust von unten gegen die Nase und versuchte, seinen bewaffneten Arm festzuhalten. Der Schmerz, den ihm der Nasenstüber verursachte, verdoppelte seine Kräfte; er riß sich los. Ich warf mich, um einem abermaligen Stich zu entgehen, einige Schritte fort und sprang dann auf; er hatte aber auf einen weiteren Gebrauch seines Messers verzichtet; das Entkommen schien ihm wichtiger zu sein, als mich zu verwunden; er schnellte, ehe ich die entstandene Distanz wieder einzuholen vermochte, sich auf die Mauer und sprang drüben herab; dann hörte ich ihn im Galopp davonrennen.
Mochte er entkommen! Ich war froh, seinem Messer entgangen zu sein, und kehrte in den Hof zurück, dort lag das Gespenst Nummer Zwei noch so, wie mein Kolbenhieb es niedergestreckt hatte. Ich untersuchte den Gürtel des Menschen; es steckte ein Messer darin, welches ich zu mir nahm; dann begab ich mich in den Hausgang, wo der tapfere Selim lag. Als er mich kommen hörte, brach er vor Entsetzen in das bekannte Gebet der Mekkapilger aus:
„O Allah, behüte mich vor dem dreimal gesteinigten Teufel; bewahre mich vor allen bösen Geistern, und verschließe die Tiefen der Hölle vor meinen Augen!“
„Wimmere nicht, sondern stehe auf!“ gebot ich ihm. „Ich bin es ja!“
„Du bist es? Wer denn?“ klang es unter der Decke hervor, in welche er sich gewickelt hatte. „Ich weiß, wer du bist, Gehe an mir vorüber, denn ich bin ein Liebling des Propheten, und du hast keine Gewalt über mich.“
„Unsinn! Erkennst du mich nicht an der Stimme? Ich bin der fremde Effendi, welcher als Gast bei euch wohnt.“
„Nein, der bist du nicht. Du hast seine Stimme angenommen, um mich zu täuschen. Aber die Hände der heiligen Kalifen sind ausgebreitet zu meinem Schutz, und im Paradies bewegen sich Millionen Lippen zum Gebet für meine Rettung. O Allah, Allah, Allah, laß meine Lügen so klein werden, daß du sie nicht sehen kannst, und hilf mir, den bösen Geist überwinden, der seine Krallen um meinen Nacken schlägt!“
Der Mann, der sich vermessen hatte, es mit allen Helden des Weltalls aufzunehmen, war eine Memme aller erster Sorte. Zureden half da nichts. Ohne alle Sorge, daß er Gebrauch von seinem Waffenarsenal machen
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