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270 - Hinter dem schwarzen Tor

270 - Hinter dem schwarzen Tor

Titel: 270 - Hinter dem schwarzen Tor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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eigenen Größe erreicht, steht zwischen den Bäumen. Der Schnee um sie ist blutverschmiert, auch die Schnauze unter den tückischen Augen. Sie frisst an irgendetwas herum.
    Der Kriegerin wird beinahe schlecht. Schuld, Angst und Wut mischen sich in ihre Übelkeit. Sie zückt den Dolch, greift den Izeekepir an.
    Er geht auf sie los. Doch es ist nicht die erste Eisbestie, der sie gegenübersteht und die sie erlegt hat. Sie muss in seine Augen stechen, denn das weiße Fell und die Muskeln sind praktisch undurchdringlich.
    Die Kriegerin besitzt gute Nerven, auch jetzt noch. Sie zuckt vor einem Prankenhieb rechtzeitig zurück, wirft sich rücklings in den Schnee und stellt sich tot. Als der Izeekepir irritiert die Schnauze senkt, um an ihr zu schnüffeln, stößt sie blitzschnell mit dem Dolch zu. Traumhaft sicher trifft sie ihn ins Auge. Sie hat die Jagdlist viele Jahre geübt und bereits vier der Tiere auf diese Weise erlegt.
    Während sie zuvor jedes Mal Erleichterung und Freude verspürt hat, ist sie nun voller Verzweiflung. Der Izeekepir liegt verendet vor ihr auf seiner Beute, nur noch die Kappe des Mädchens ist inmitten des ganzen Bluts sichtbar.
    Die Kriegerin weint. Um das Kind und um sich selbst, denn sie kann nun nicht mehr zu ihrer Horde zurückkehren. Auch nicht zu Maagnus, aber das will sie ohnehin nicht, denn sie sieht diesen Feigling nirgendwo. Er hat ihr keinen Beistand geleistet.
    Die Kriegerin flieht, ohne noch einmal zurückzublicken, in die unendlichen verschneiten Wälder.
    ***
    Aruula bekam nach ihrem Kampf lediglich etwas mit Brabeelen vermischten Tofanenbrei zu essen. Er schmeckte schrecklich, aber sie schlang ihn in sich hinein. Als Kriegerin und Jägerin wusste sie nur zu genau, dass sie bei Kräften bleiben musste. Deswegen schlief sie auch trotz ihrer misslichen Lage sofort ein, nachdem sie sich auf dem stinkenden Stroh zusammengerollt hatte. Ein tiefer Schlaf war es zwar nicht, denn Kriegerinnen schliefen nie tief in feindlicher Umgebung, aber er war einigermaßen erholsam. So fühlte sich Aruula auch ziemlich fit, als sie erwachte. Anlass waren die Schritte, die vor ihrer Käfigtür verharrten.
    Die Kriegerin schlug die Augen auf. Niino, der Gladiatorenmeister, stand vor dem Käfig. Er hatte zwei Schwerter und einige Dolche, deren Griffe allesamt in Form verschiedener Gladiatoren geschnitzt waren, im Gürtel seines bein- und armfreien Lederwamses stecken. Niino musterte sie finster und sie hielt seinem Blick stand.
    »Du bist stolz, was?«, sagte er mit Stentorstimme und spuckte aus. »Aber das werde ich dir schon noch austreiben. Denn als Kämpferin untersten Grades bist du nur Dreck, nichts weiter. Sei froh, dass ich dich nicht meine Füße lecken lasse.« Sein Gesicht verhärtete sich. »Los, schlag die Augen nieder und knie vor mich hin.«
    Alles in Aruula sträubte sich dagegen. Aber es wäre unklug gewesen, sich durch Schläge und andere Misshandlungen selbst zu schwächen, denn die wären unweigerlich die Folge ihrer Weigerung gewesen. Deswegen tat sie es zähneknirschend und schwor dem Kerl dabei innerlich Orguudoos gesamte Dienerschaft an den Hals.
    »Na also, geht doch«, sagte Niino und grinste hämisch. »Was höre ich da? Dein Magen knurrt? Du wirst doch nicht etwa Hunger haben? Dagegen gibt es ein gutes Mittel. Einen kleinen Kampf gegen einen Meermillo zum Beispiel. Ich garantiere dir, dass du dabei bestimmt nicht ans Essen denken wirst. Solltest du verlieren, wirst du wieder ans Essen denken. Und zwar den ganzen Tag, weil du dann nämlich nichts bekommen wirst. Streng dich also an.«
    Gleich darauf wurde Aruula auf einen kleinen Nebenplatz ohne Zuschauerränge gestoßen. Ihr Schwert flog hinterher. Sie rappelte sich auf und sah sich um. Der Kampfplatz war zwar auch mit Sand bestreut, aber viereckig und durchmaß nach beiden Seiten höchstens vier Speerlängen. Gefährlich wenig Platz. An allen vier Ecken loderten Feuerkörbe, auf die man zusätzlich aufpassen musste.
    Es gab nur einen mit einem Gittertor versehenen Zugang. Die Kriegerin schaute nach oben, wohin der Rauch abzog. Sie sah es nicht, denn er verschwand irgendwo im Dunkel. Auch dieser Platz nahm mehrere Stockwerke der Katakomben in Beschlag.
    Aruula steckte das Schwert in den Sand und dehnte und lockerte ihre Muskeln. Plötzlich rasselte das Gitter hoch. Aus der Dunkelheit dahinter löste sich ihr Gegner. Er war riesig, sicher einen Kopf größer als sie, und trug einen schweren Metallhelm mit Nacken- und

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