2718 – Passage nach Arkon
kurze Zeit die hellen Pigmente. Eigentlich durfte er stolz sein auf seine ansonsten tiefschwarze Haut, die im Gesicht wie lackiert glänzte. Auf jeden Fall waren die Pigmentstörungen das kleinere seiner beiden Übel.
Ohne hinzuschauen, wo er sich befand, rein gefühlsmäßig griff Cenfellor nach der seitlichen Haltestange und schwang sich aus der Liftröhre. Er hörte Besatzungsmitglieder reden, sah aber nur zwei Techniker, die weit vor ihm den breiten Korridor entlangeilten.
Noch einmal massierte er die Haut unter den Augen. Das konnte er beeinflussen, gegen sein ungewöhnlich kleines Emot auf der Stirn gab es kein Mittel. Kleines Emot, wenig Gefühle – immer wieder witzelten andere Onryonen darüber. Leuten, denen er zum ersten Mal begegnete, konnte er ansehen, wie sie auf seine Stirn starrten und glaubten, er würde das nicht bemerken.
»Wie lebt man ohne große Gefühle? Ruhiger? Zufrieden, weil es nichts gibt, was du unbedingt noch haben möchtest?«
Solche Fragen überhörte Sbindar Cenfellor längst. Sie ärgerten ihn. Und schon dieser Ärger verriet ihm, dass er sehr gefühlsbetont war, entgegen der Meinung jener, die verstohlen auf sein kleines Emot starrten und sich überflüssige Gedanken machten. Cenfellor hätte sich darüber amüsieren können, manchmal tat er es sogar. Allerdings zog er es vor, sich nach außen unbeteiligt zu geben. Er hatte seine Gefühle unter Kontrolle, anders als die Spötter.
Er betrat die Hauptzentrale.
Obwohl die Flotte das Arkon-System erreicht hatte, herrschte an Bord die angenehme, unaufgeregte Atmosphäre, die Cenfellor so schätzte. Die Zentrale atmete die Größe des Raumvaters. Ruhe und Bestimmtheit herrschten vor, nicht zuletzt geprägt von der angenehmen Beleuchtung.
Alle Stationen waren besetzt. Die Panoramaholos verwandelten die Außenwände in ein Abbild des Weltraums. Cenfellor hatte nur einen flüchtigen Blick für die Sternenfülle. Rund hunderttausend Sonnen bildeten den Sternhaufen, in dessen Zentrum die Sonne Arkon stand. Vage waren auch einige Dunkelwolken und Nebel auszumachen, aber insgesamt nichts Besonderes.
Nahe der TOONTOV sammelten sich einige Flotteneinheiten.
Cenfellor spürte, wie sich sein Emot zusammenzog. Ein schmaler Streifen Düsternis bohrte sich in das kristalline Flimmern des Systemschirms. Die Veränderung war nicht mehr als ein Nadelstich verglichen mit der gesamten Ausdehnung der Heliopause, trotzdem ein unübersehbarer Hinweis, dass der Durchbruch eingeleitet war.
Die TOONTOV flog in die Paraschneise ein. Eine ungestüme, wilde Region, die von der CHUVANC des Atopen und den Bojen im Bereich des Aufrisses zurückgedrängt wurde. Wehe dem Schiff und seiner Besatzung, das ungeschützt zwischen die Pararealitäten geriet.
Zügig durchquerte Cenfellor die halbe Zentrale. Am Podest des Kommandanten blieb er stehen, überkreuzte die Arme vor dem Oberkörper und neigte den Kopf.
Gloyston Beccosar hatte ihn schon wahrgenommen, das signalisierte er mit einer knappen Geste. Allerdings widmete er sich mehreren offenen Funkverbindungen. Organisatorischer Kram, den der Kommandant nicht der Hauptpositronik überließ. Die zumeist kurzen Gespräche drehten sich durchweg um die zu schaffende Passage. Noch war unbestimmt, wie viel Zeit der Durchbruch in Anspruch nehmen würde. Beccosar befürchtete deshalb einen massiven Gegenschlag der Arkoniden.
Was wollten sie tun? Ihre Flotten zusammenziehen und angreifen?
Cenfellor dachte darüber nach. Das Kristallimperium verfügte über eine zahlenmäßig ansehnliche Flotte, deren Gros aus Robotschiffen bestand. Sie konnten im Innern ihres brüchig werdenden Schutzes abwarten, um nach dem Durchbruch gegen die Eindringlinge vorzugehen. Die Alternative war, sofort anzugreifen und zu verhindern, dass die Passage überhaupt entstand. Dieser Angriff konnte nur außerhalb des Sonnensystems erfolgen.
Cenfellor vergegenwärtigte sich die Details eines solchen Vorgehens. Eine Gratwanderung, fand er.
»Du beschäftigst dich mit den Folgen des Durchbruchs?«
Für einen Moment hatte seine Aufmerksamkeit nachgelassen. Ihm war entgangen, dass der Kommandant sich ihm zugewendet hatte.
»Ich denke, die Arkoniden werden uns außerhalb des Schirms angreifen«, antwortete er.
»Davon gehe ich aus«, bestätigte der Kommandant.
Gloyston Beccosar war klein, sehr klein. Gut eineinhalb Handspannen weniger als Cenfellor. Seiner Autorität tat das keinen Abbruch. Das Kommandopodest kompensierte den Unterschied
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