2718 – Passage nach Arkon

ohnehin. Und das tiefblaue Gewand, das Beccosar trug und dessen Saum bis auf den Boden reichte, streckte zudem optisch seine Proportionen.
    Im Sessel leicht nach vorn geneigt, musterte er Cenfellor. Ein wenig zu lange vielleicht.
    »Du weißt, warum ich dich zu mir gebeten habe, Sbindar?«
    »Ich werde es gleich erfahren.«
    Beccosar schob die Mundpartie ein wenig weiter nach vorn. Ein paar Falten entstanden um seine Augenwinkel. Der Kommandant wirkte leicht belustigt.
    »Du hast den Befehl, dich und deine Gruppe in Bereitschaft zu halten!«
    Cenfellor hatte es gehofft. Mit der Aufforderung, in die Zentrale zu kommen, war aus der Hoffnung Zuversicht geworden, wenn auch nicht Gewissheit. Die hatte er nun – und eine Palette voller Gefühle.
    Cenfellor war begierig auf diesen Einsatz. Nicht, weil er sich gewaltsam hätte abreagieren müssen, sondern weil er der gerechten Sache des Atopischen Tribunals diente. Und weil sein persönlicher Einsatz dazu beitragen würde, die Milchstraße unter den Schutz der Atopischen Ordo zu stellen.
    »Ich weiß die Ehre zu schätzen, Kommandant«, sagte er.
    Sein Einsatz würde allen Völkern der Milchstraße helfen. Sie hatten bislang nur die ersten Wellen des Jahrtausends der Kriege durchlebt – aber keineswegs schon die eigentliche Wucht und Zerstörung.
    Der Einsatz war auch für die Onryonen wichtig. Sie führten diesen Kampf nicht, weil jemand sie dazu gezwungen hätte. Sbindar Cenfellor konnte sich nicht vorstellen, wie so etwas gegen den Willen aller Friedliebenden geschehen sollte. Es war einfach ein Kampf für gerechte und moralisch hochstehende Werte. Niemand konnte sich dem entziehen. Unvorstellbar, so etwas überhaupt zu denken.
     
    *
     
    »Wann werden wir ankommen?«
    Sbindar Cenfellor ließ seinen Blick über die Außenbeobachtung schweifen. Der Raumvater, ein kleines Rudel im Gefolge, bewegte sich mit mäßiger Geschwindigkeit durch das Toben der Paraschneise. Die Ortungen verloren zunehmend an Reichweite und Präzision; der optische Eindruck war der eines allmählich verblassenden Gemäldes. Dabei befand sich die TOONTOV erst im Übergangsbereich. Nicht einmal das Schiff des Atopen war nennenswert weit vorgedrungen.
    »Dir bleibt genügend Zeit, deine Gruppe zu informieren und vorzubereiten«, bemerkte der Kommandant. »Viele Faktoren beeinflussen die Passage. Die eine oder andere Tonta ...«
    Ein jähes Aufblitzen schimmerte durch den Dunst der Schneise.
    Etwas geschah, was nichts mit normalen Abläufen zu tun hatte. Dass Beccosar mitten im Satz verstummte, zeigte dessen Überraschung.
    Weitere grelle Leuchterscheinungen entstanden, weiteten sich aus und sanken ebenso schnell wieder in sich zusammen.
    Schwere Explosionen, vermutete Sbindar Cenfellor. Ungefähr in dem Bereich, in dem das geschah, bahnte sich die CHUVANC ihren Weg durch die Pararealitäten des Kristallschirms.
    War das Ellipsoidschiff des Atopen vielleicht ...?
    Der Raumsoldat brachte den Gedanken nicht zu Ende. Der Tod des Richters Chuv, so viel war ihm klar, wäre ein ungeheuerlicher Verlust gewesen. Instinktiv weigerte er sich, so etwas überhaupt in Erwägung zu ziehen.
    Mit einem Mal herrschte hektische Aktivität. Mehrere Kommandanten des Rudels meldeten sich, von Störungen überlagert.
    Von einem Raumvater, der wohl am nächsten an der CHUVANC dran war, kam die verstümmelte Bestätigung, dass es sich tatsächlich um einen Angriff handelte. Einen Angriff aus dem Nichts! Weder optisch noch mithilfe der Ortungen waren fremde Raumschiffe aufzuspüren.
    So kleinwüchsig und unscheinbar Beccosar auch war, sein Eifer und die in ihm steckende Energie reichten jederzeit für zwei normal gewachsene Onryonen. Knapp und präzise kamen seine Anordnungen.
    Er befahl in dieser Situation nicht, er setzte voraus, und innerhalb von Augenblicken stellte der Kommandant die Arbeit der eigenen Geniferen auf den Kopf. Nicht mehr die Sicherheit der TOONTOV hatte Vorrang, sondern die Suche nach dem Angreifer.
    Nur ein einziges gegnerisches Raumschiff war in die Paraschneise eingedrungen, das stand in dem Moment fest, als der dritte Feuerschlag gegen die CHUVANC losbrach und sich wie zuvor in deren Miniatur-Repulsor-Wall totlief.
    Ein unsichtbares, getarntes Schiff. Arkoniden? Terraner? Der Kommandant überließ es jedem der Besatzung selbst, sich darauf eine Antwort zu geben. Zufriedenstellend, fand Cenfellor, war keine von beiden Möglichkeiten.
    Ein getarntes Raumschiff.
    Unsichtbar sogar für die