2718 – Passage nach Arkon
Ortungen.
»Gegenstandslos«, murmelte Sbindar Cenfellor im Selbstgespräch, ohnehin nur für sich selbst bestimmt, für niemanden sonst.
Ein gegenstandsloses Raumschiff. Er entsann sich, von einer Art Entrückung gehört zu haben. Einige der im Galaktikum vertretenen Völker machten von dieser Technik Gebrauch. Sie war aufwendig und deshalb nicht unbedingt für kleine Schiffe ideal.
Aber was konnte eine einzelne Einheit erreichen? Selbst Todesmut der Besatzung genügte nicht, um gegen die onryonische Flotte zu bestehen. Einer gegen achtzigtausend, das war ein Opfergang.
Cenfellor fragte sich, warum der Kommandant die Angreifer nicht über Funk zur Räson rief. Sie hatten ohnehin keine Chance, die CHUVANC zu stoppen, und sie konnten nicht entkommen. Jene Raumfahrer hatten ein besseres Schicksal verdient, als im onryonischen Geschützfeuer zu sterben. Ein solcher Tod war unnötig und sinnlos.
Die CHUVANC setzte sich zur Wehr.
»Der Atope weiß nur ungefähr, wo der Angreifer ist«, stellte Kommandant Beccosar fest, als die Strahlschüsse des Richterschiffs erkennbar wurden.
»Wir haben sie!« Der triumphierende Ausruf kam von Peno Havvanay, dem Sprecher der TOONTOV-Piloten. »Im Verbund mit den Geniferen mehrerer anderer Schiffe konnten wir die Angreifer aufspüren. Eine Zeit lang müssen sie der CHUVANC sehr dicht gefolgt sein, nun drehen sie ab.«
»Sie wollen die Schneise verlassen?«, fragte der Kommandant.
»Ihnen bleibt keine andere Wahl.«
»Arkoniden?«
»Wir wissen es nicht.«
»Terraner?«
»Es ist ein ziemlich großes Schiff«, antwortete der Genifere. »Mehr kann ich nicht dazu sagen.«
Beccosar zögerte nicht einen Lidschlag.
»Abschießen!«, befahl er.
*
Sbindar Cenfellor atmete tief ein. Er roch die eigene aggressive Erregung, aber ebenso die Ausdünstung der anderen in der Zentrale des Raumvaters. Wie ein frisch entzündetes Feuer, dessen Flammen für eine Zehnteltonta hell lodernd die Auseinandersetzung begleitet hatten.
Ein großes Schiff musste es gewesen sein, wenn auch in seinen Abmessungen nicht an die CHUVANC heranreichend.
Die Unsichtbarkeit hatte es sich trotz mehrerer schwerer Treffer bewahrt. Treffer, die andere Schiffe in ausglühende Wracks verwandelt hätten.
Cenfellor ertappte sich dabei, dass er die Holoschirme absuchte. Der Kommandant registrierte seinen Blick ebenfalls.
»Die Angreifer werden nicht wiederkommen«, behauptete Beccosar.
»Sie haben sich aus der Schneise zurückgezogen«, bestätigte Havvanay. »Wir Geniferen sind uns einig: Die Spur der Fremden verliert sich außerhalb.«
»Wer waren sie?«, platzte Cenfellor heraus. »Arkoniden? Wie können sie es wagen, einen Atopen anzugreifen?«
Er fasste sich an die Stirn, um sein zitterndes Emot zu beruhigen. »Sie müssen verrückt geworden sein. Ich habe so etwas nie gehört. Einen Atopen ... Das ist ... das ist ... sehr viel mehr als Frevel, eine Ungeheuerlichkeit.«
»Das Verhalten der Fraktoren färbt ab«, bemerkte Peno Havvanay. »Ich habe keine andere Erklärung.«
Mit offenem Mund starrte Cenfellor den Sprecher der Geniferen an. Deutlicher konnte der Pilot sein Unverständnis nicht zum Ausdruck bringen. Ein Richter des Atopischen Tribunals war angegriffen worden in der Absicht, ihn zu töten. Dagegen musste mit allen Mitteln vorgegangen werden. Wer das nicht tat, brauchte sich über die schrecklichsten Folgen nicht zu wundern.
»Irgendwann ist immer das erste Mal!«, stellte Havvanay leise fest.
Sbindar Cenfellor verschluckte sich fast. Irgendwann, schon das war eine Ungeheuerlichkeit.
Aber dieses Irgendwann war jetzt .
4.
Was hatte er tun wollen?
Tormanac da Hozarius, der ausnahmsweise zu Fuß durch eine Halle eilte, blieb wie angewurzelt stehen. Er wusste, dass er etwas Wichtiges tun musste, ungeheuer Wichtiges sogar – nur was, wollte ihm nicht einfallen.
Vielleicht, wenn er sich umwandte und in die Richtung zurückschaute, aus der er gekommen war? Das erschien ihm wie ein Blick in die Vergangenheit. Irgendwo im Gestern lag zugleich sein Problem, der Auslöser seiner Krankheit. Morbus Khesdar. Unheilbar.
Ein leichtes Schwindelgefühl machte ihm zu schaffen.
Er mochte diese Momente nicht, die sich in letzter Zeit häuften. Pausen nannte er die flüchtigen Aussetzer, die sich mitunter anfühlten, als jagte ein schwacher Stromstoß durch seinen Körper.
Der Vizeimperator schaute sich um. Hinter ihm, die lange und sanft gebogene Wand, das war die Innenrundung der dritten
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