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272 - Dieser Hunger nach Leben

272 - Dieser Hunger nach Leben

Titel: 272 - Dieser Hunger nach Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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konnten. Tachyonenstrahlung war allerdings nicht dabei gewesen, und Mutter erkannte bald, dass sie eben diese dringend benötigte.
    Sie hatte auch das Wesen ihrer Diener, der Schatten, erforscht. Sie wusste jetzt, dass es die Abdrücke wirklicher Menschen waren, die irgendwann in den blauen Strahl geraten waren. Indem sie sie aus dem Tunnelfeld befreit hatte, waren sie wieder real geworden, doch etwas Wesentliches schien ihnen zu fehlen. Der Schatten Bartolomé bezeichnete es als Seele .
    Bartolomé… Gerade mit ihm beschäftigte sich Mutter eingehend, denn er wirkte von allen Schatten am realsten. Lag es daran, dass er fortwährend den Kontakt zu nicht existenten Personen suchte, die er »Jungfrau Maria« und »Jesus Christus« nannte?
    Alle Blaupausen besaßen neben ihrer Intelligenz die Erinnerung an ihr früheres Leben. Sie konnten sich sogar erinnern, dass sie Gefühle gehabt und in welchen Emotionen sich diese geäußert hatten - ohne sie jedoch wirklich zu verstehen. Bis auf Bartolomé de Quintanilla. Das, was er seinen Glauben nannte, schien ihm geistige Kraft zu verleihen.
    Mutter fand das bemerkenswert. Die Zukunft würde zeigen, welche Auswirkungen sich daraus ergaben. Ihre Position als Zentrum des Kollektivs sah sie nicht gefährdet.
    Die zurückgelassene, mit Tachyonen behaftete Frau auf der Kanalinsel nahm sie noch immer wahr; jetzt, nach der erfolglosen Suche nach anderen Quellen, sogar stärker als zuvor. Oder waren weitere Tachyonenträger dort aufgetaucht?
    Das erneut schwindende Energieniveau des Kollektivs machte die Entscheidung einfach: Mutter ließ erneut Kurs auf Guernsey setzen.
    Doch als die Karavelle in den Ärmelkanal einfuhr, bemerkte sie einen weiteren Glanz an der Südküste Britanniens. Da er näher lag, beschloss Mutter , erst diese Tachyonen zu assimilieren, bevor sie nach Guernsey weiterfuhren.
     
    Die Nacht brach gerade herein, als das Geisterschiff den Küstenbereich nahe Portsmouth erreichte, an dem die einsame Hütte des Fischers Meikel und seiner Frau Enna stand.
    Meikel hatte vor Wochenfrist zwei Reisende, die aus London kamen und nach Guernsey wollten, mit seinem Boot zur Insel übergesetzt. Er ahnte nicht, dass ihm der große Blonde - Matthew Drax - dabei eine Markierung hinterlassen hatte; einfach indem er ihm die Hand gab. Nun trug er eine schwache Tachyonenspur an seiner Rechten. [3]
    Ob sie allein ausgereicht hätte, Mutters Aufmerksamkeit zu erregen, war fraglich. Aber einem Wesen, das die beiden bis zur Rückkehr der Reisenden in Pflege genommen hatten, haftete weit mehr Tachyonenstrahlung an: Rulfans Lupa Chira war oft genug mit Matt Drax in Kontakt gekommen, um in Mutters Wahrnehmung wie ein Leuchtfeuer zu strahlen, und sie hatte einen Teil davon an das Fischerehepaar weitergegeben. So nahm das Schicksal seinen Lauf…
    Mutter schickte lediglich die Schatten Maxim und Garota aus, um Energie zu sparen. Ihr Vorrat war weiter gefallen und sie wollte nicht riskieren, in diesen entscheidenden Momenten in Agonie zu verfallen.
    Die Schatten schwebten über das ruhige Wasser und den kleinen Holzsteg an Land und weiter die kleine Anhöhe hinauf, auf der das Haus lag. Halbmateriell durchdrangen sie den Stacheldraht, der das Gelände umgab, ohne Mühe. Wo sie sich bewegten, verdorrte die Vegetation unter ihren Füßen; selbst dieses geringe Leben wurde von ihnen absorbiert. Vor dem Haus verharrten sie kurz. Dann drangen sie durch die geschlossene Tür ein!
    Mensch und Tier ahnten die furchtbare Gefahr, die sich ihnen näherte. Meikel und Enna flohen von Grauen gepackt in den Keller, während Chira auf einen Tisch sprang und mit einem mächtigen Sprung durch das geschlossene Fenster setzte. Dabei entkam sie der Berührung Garotas um Haaresbreite. Wie von Furien gehetzt verschwand Chira im felsigen Gelände hinter den Dünen. Meikel und Enna aber sahen sich in ihrem Kellerraum plötzlich zwei unheimlichen Schattenwesen gegenüber, die wie Nebel durch die Tür kamen. Ein hünenhafter, grobschlächtiger Mann in schäbigen Kleidern und eine wunderschön aussehende Frau in einem weiten Kleid näherten sich ihnen.
    Meikel und Enna schrien wie am Spieß, aber natürlich nutzte es ihnen nicht. Eisige Kälte hüllte das Fischerehepaar ein, bevor die Schatten es berührten und versteinerten.
    Trotzdem war Mutter enttäuscht. Die beiden Menschen waren nicht die Hauptträger der siebendimensionalen Energie gewesen; das geflohene Tier hatte weit mehr gestrahlt als sie!
    Es hatte aber

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